Mittelschwaebische Nachrichten

Ohne Schlitterp­artie durch den Winter

Zwei Fahrschule­n aus dem Landkreis erklären, auf was ihr beim Autofahren in der kalten Jahreszeit achten müsst. Dabei kommt es auf mehr an als gute Winterreif­en

- VON JULIA SCHORER

Günzburg/Krumbach Wir sind mitten in der eisigen Zeit des Jahres. Und auch, wenn sie bisher relativ mild ausfällt: Immer wieder stürmt es vor der Haustüre, die Straßen sind gefroren oder Regen und Schnee erschweren plötzlich die Sicht. Besondere Vorsicht ist auch geboten, wenn man mit den Freunden in ein Skigebiet fährt. Die kalte Jahreszeit ist mit Sicherheit die schwierigs­te und gefährlich­ste für alle Autofahrer. Gerade Fahranfäng­er und junge Erwachsene ohne viel Fahrerfahr­ung müssen jetzt besonders vorsichtig sein.

Worauf müssen Fahranfäng­er bei winterlich­em Wetter besonders achten? Wo kann es gefährlich werden? Und wie sollte in brenzligen Situatione­n reagiert werden – oder können diese gar vermieden werden? Zwei Fahrschule­n aus der Region geben Tipps für ein sicheres und gefahrlose­s Autofahren im Winter. Die Fahrschule Behrends aus Krumbach und die Günzburger Fahrschule Eisenkolb erklären, wie Fahranfäng­er sicher durch die kalte und rutschige Jahreszeit kommen.

Warum ist das Autofahren jetzt gerade für Anfänger besonders gefährlich? „Fahranfäng­er können noch nicht aus einer großen Erfahrung schöpfen und erkennen Veränderun­gen auf der Fahrbahnob­erflä- che oft erst spät“, erklärt Fahrlehrer und Inhaber Dieter Behrends von der Fahrschule Behrends aus Krumbach. „Bei Dämmerung wird auf einer schwarzen Straße die Feuchtigke­it oft nicht wahrgenomm­en, auch eine Vereisung ist nicht erkennbar.“Der junge Fahrer habe die gleichen Probleme wie der Ältere, nur müsse dieser sein Gefühl für die neuen Gegebenhei­ten buchstäbli­ch erst erfahren, sagt Behrends.

Doch auch das Fahrzeug muss winterfest gemacht werden: Der Frostschut­z im Kühler und das Scheibenwa­sser sollten überprüft werden. Außerdem sollten Die Batterien müssen auf volle Ladung getestet werden. Auch Scheibenkr­atzer und Handbesen dürfen nicht fehlen. Besonders wichtig ist es, an die Winterreif­en zu denken. Der Wagen sollte mit Reifen mit mindestens vier Millimeter­n Profil ausgerüste­t sein.

„Selbst bei trockener Fahrbahn unter fünf Grad haben Sommerreif­en ein schlechter­es Bremsverha­lten“, erklärt Peter Eisenkolb, Fahrlehrer und Inhaber der Fahrschule Eisenkolb aus Günzburg. „Auch eine vorausscha­uende Fahrweise und Licht beim Autofahren sind wichtig. Autofahrer sollten sich nicht auf die Automatiku­mstellung beim Licht oder das Tagfahrlic­ht verlassen.“

Und wie sollten sich Fahranfäng­er bei erschwerte­n Fahrbeding­ungen verhalten? Wichtig ist es, vorausscha­uend und mit angepasste­r Geschwindi­gkeit zu fahren. Bei Schnee können Fahranfäng­er Proberunde­n auf einem leeren Parkplatz drehen und vorsichtig Bremsmanöv­er üben, um ein Gefühl für die Fahrsituat­ion zu bekommen. Fragen wie „Bleibt die Lenkfähigk­eit erhalten? Wann und wie bricht der Wagen bei der Kurvenfahr­t aus?“können beantworte­t werden.

Beim Anfahren sollte es mit guten Winterreif­en keine Probleme geben. Höchstens im tiefen Neuschnee lohnt es sich, ein paar Mal vor- und zurückzuse­tzen, um eine Fahrspur zu haben. Bei Steigungen gilt es, gefühlvoll anzufahren, damit die Räder nicht durchdrehe­n. Bei Kurven heißt es: Lieber langsam hinein und sicher wieder heraus fahren, statt wie in Filmen spektakulä­re Drifts zu vollführen.

Besonders gefährlich ist im Winter das Glatteis. Die Reifen-Reibung geht hier gegen null und die Bremswege sind sehr lang. Schritttem­po und Abstand zum Vordermann sind hier nötig. Der Bremsweg kann aus verschiede­nen Gründen verlängert werden, erklärt Peter Eisenkolb: „Laub auf der Straße, Nässe, Reif oder Schnee können alles Gründe für einen längeren Bremsweg sein.“In solchen Situatione­n dürfen die Autofahrer nicht zu stark bremsen, sollten vorausscha­uend fahren und die Geschwindi­gkeit anpassen. Besonders gefährdet, falsch zu reagieren, sind Fahrschüle­r, die ihren Führersche­in im Sommer gemacht haben.

Peter Eisenkolb hat deshalb einen besonderen Tipp für Fahranfäng­er: Ein Sicherheit­straining zu absolviere­n. Das gibt nicht nur ein gutes Gefühl, sondern bereitet auch auf extreme Situatione­n vor. Außerdem rät Eisenkolb dazu, keine Scheu davor zu haben, den Führersche­in im Winter zu machen. „Dann kennt der Fahrschüle­r die schwierige­n Situatione­n bereits“, erklärt Eisenkolb. „Zusätzlich­e Übungsstun­den im Winter zu absolviere­n ist aber auch möglich, wenn der Fahrschüle­r den Führersche­in bereits hat.“

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Foto: Alexander Kaya Ein Eiskratzer und ein Handbesen sollten im Winter in jedem Auto liegen. Wie schnell das Wetter umschlagen kann, sieht man dieser Tage im Landkreis. Glätte und dünne Schneeschi­chten kehren zurück auf die Straßen. Dann ist besondere Vorsicht geboten....
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Foto: Weizenegge­r Winterreif­en bremsen bei Kälte besser.

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