Mittelschwaebische Nachrichten
Das Geschenk des englischen Gentlemans
Ein 20-Reichsmark-Schein und eine besondere Episode aus der Nachkriegszeit stehen am Anfang des Lebens von Peter Vohle
„Glück“? Allein das Wort hat die Menschen über die Zeiten hinweg fasziniert. Viele verbinden Glück auch mit einem speziellen Glücksbringer. Diese Thematik möchten wir in unserer Serie aufgreifen. Heute: Peter Vohle, Thannhausen. Thannhausen Ein Segenswunsch und ein Geburtsgeschenk haben sein Leben wesentlich geprägt, versichert Peter Vohle, fragt man ihn nach seinem Glücksbringer. Das Geschenk, ein 20-Reichsmarkschein, den ihm ein britischer Major nur wenige Stunden nach der Geburt in die Hand drückte mit der Weissagung, Arthur werde nie ohne Geld sein, ist für Klaus Peter Arthur Vohle, geboren 1946 in dem zum britischen Lazarett umgewandelten elterlichen Hotel im Sauerland Versicherung und Verpflichtung zugleich.
„Ich habe mir aus dieser großzügigen Haltung, die der englische Major Arthur Home so kurz nach dem Krieg einem deutschen Neugeborenen gegenüber zeigte, die Pflicht abgeleitet, immer positiv zu denken, das Glas halb voll und nicht halb leer zu sehen. Und diese Grundeinstellung hat mein Leben bis heute gestaltet: Tu was, warte nicht ab, jammere nicht.“
Der Segenswunsch, den Vohle weit über das Materielle hinaus interpretiert, wirkt auf den Westfalen wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Peter, so sein der familiären Tradition geschuldeter Rufname, fühlt sich reich. „Das hat nichts mit Geld zu tun. Reichtum besitzt man im Herzen, nicht im Geldbeutel. Aber es ist natürlich gut, wenn man keine großen materiellen Sorgen hat. Aber das Glück entsteht anderswo. Etwa, wenn man seine Arbeit mit größtmöglicher Begeisterung machen kann. Ich habe leidenschaftlich gearbeitet, alles hat sich bei mir immer um das Wohl der Gäste gedreht.“
Für den Hotelfachmann, der sich lange Zeit auf den Aufbau von Freizeitparks spezialisiert hatte (Fort Fun im Sauerland, Belantis in Leipzig) und nun, im Ruhestand, seine Tochter und ihren Mann im Hotel Post in Thannhausen als gute Seele unterstützt, zählt aber auch das Privatleben. Freunde und Familie sind die größten Schätze, in die es sich zu investieren lohnt.
„Bei all meiner Arbeit habe ich immer dafür gesorgt, auch für meine Frau und meine Kinder Zeit zu haben. Die gemeinsamen Erlebnisse, die wir hatten und haben, machen mich reich.“Für die Erlebnisse tut er viel. Ganz bewusst pflegt er seine Gesundheit durch Aktivität und Sport, er fährt Rad mit dem Hund, ist als Spieler und Organisator im Golfklub mit dabei, bringt sich in den Thannhauser Rotary-Club ein und kümmert sich um die Enkel. „Es muss immer um etwas gehen“, postuliert Vohle, der es für ganz wichtig erachtet, sich stets Ziele zu setzen, aber auch Werte zu erkennen und zu leben. Denn der Segenswunsch des Majors beinhaltet für ihn keinen Freifahrschein zum Nichtstun, sondern im Gegenteil, den Ansporn, immer bereit zu sein, sich einzubringen, neue Ideen zu entwickeln, auch verrückte Sachen zu machen. Wie der Tonträger mit Heimatliedern, die er mit seinen Brüdern aufgenommen hat. Als Wandervögel waren sie durch das Sauerland gezogen, bei der Einkehr zum Gitarrenklang alte Sauerländer Weisen anstimmend. Irgendwann hatte Peter, der jüngste der drei Vohle-Jungen, die Idee, das auf CD zu pressen. „Das war unheimlich viel Arbeit und ganz sicher kein Erfolg, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.“
Peter Vohle ist sicher, dass das Geschenk von Major Home bis heute Wirkung auf ihn hat, auch wenn der Geldschein schon bald nach der Übergabe wertlos geworden war. Aber ein Segenswunsch verliert über alle Währungsreformen hinweg seine Wirkkraft nicht. „Wer ein solches Geschenk mit auf den Lebensweg bekommt, braucht keinen Talisman“, ist Klaus Peter „Arthur“Vohle überzeugt.