Mittelschwaebische Nachrichten
Der Weg ist noch weit
Die Debatte im Thannhauser Stadtrat ist in gewisser Weise sinnbildlich für die Debatte über erneuerbare Energien. Im Grunde sind alle dafür, aber wenn es konkret wird, wird es ganz schön schwierig. Das Beispiel mit der Fotovoltaikanlage auf der Grundschule macht das überdeutlich. Klingt ja erst einmal gut, wenn die Schule ihren Energiebedarf zumindest teilweise über die Anlage auf dem Dach decken kann. Berechnungen des Fraunhofer Instituts zufolge erzeugen Solarmodule bei einer Lebensdauer von bis zu 30 Jahren etwa zehnmal mehr Energie als zu ihrer Herstellung aufgewendet werden. Das klingt nach Sparen, das klingt umweltfreundlich. Aber was ist im Brandfall? Herbert Fischer macht es deutlich: „Wenn nur ein Kind zu Schaden kommt, das will ich nicht auf mich nehmen.“Hinzu kommen die Bedenken der Eltern wegen Elektrosmogs. Peter Schoblocher mag recht haben, wenn er diese Argumentation für absurd hält, angesichts seiner Beobachtungen, dass Eltern ihre Kinder schon in der Grundschule mit Smartphones und Tablets ausstatten, aber wegen einer PV-Anlage auf dem Dach der Schule in Panik verfallen. Das Beispiel zeigt, dass die Diskussion über erneuerbare Energien nicht nur sachlich, sondern auch sehr emotional geführt wird. Josef Brandner liegt mit seiner Einschätzung dem Kern der Sache wohl noch am nächsten. Steter Tropfen höhlt den Stein. Das Bewusstsein muss sich erst entwickeln. Ängste bauen sich langsam ab. Dabei kann eine Stadt durchaus mit gutem Beispiel vorangehen. Langfristig ist jedem Menschen klar, dass das fossile Zeitalter sich dem Ende zuneigt, allein schon deshalb, weil die Ressourcen endlich sind. Die Baustellen, die Rudolf Haug ins Feld führt, müssen daher angepackt werden und nicht zuletzt entscheidet sich die Energiewende über den Geldbeutel der Menschen. Der richtige Weg ist erkannt, aber es ist noch ein weites Stück zu gehen.