Mittelschwaebische Nachrichten
Thannhausen will mit gutem Beispiel vorangehen – aber wie?
Der Energie- und Umweltbeirat präsentiert Tipps, wie die Stadt künftig stärker auf erneuerbare Energien zurückgreifen und umweltfreundlicher agieren kann
Thannhausen Wie kann Thannhausen in Sachen Umweltschutz und der Nutzung regenerativer Energien mit gutem Beispiel vorangehen? Darüber macht sich der Energieund Umweltbeirat intensiv Gedanken. In der jüngsten Ratssitzung präsentierte Vorsitzender Peter Schoblocher (Freie Wähler) seinen Kollegen die Vorschläge, die der Beirat in der Vergangenheit erarbeitet hat. So raten die Mitglieder dazu, bei der Beschaffung eines neuen städtischen Fahrzeugs, an ein Elektroauto zu denken. Bürgermeister Georg Schwarz gab zu bedenken, dass beim Fuhrpark der Stadt derzeit keine neuen Fahrzeuge angeschafft werden müssten. Einzig der Opel Astra, der im Besitz der Verwaltungsgemeinschaft ist, könnte demnächst ersetzt werden. Allerdings erklärte Schwarz, dass er das Fahrzeug nicht ersetzen wolle, solange es noch fahrtüchtig sei. Wenn es so weit sei, dann werde bei der VG sicher auch über Alternativen im E-Bereich nachgedacht.
Ins Gespräch brachte Schoblocher auch wieder die Installation von Fotovoltaikanlagen auf städtischen Gebäuden zur Deckung des Eigenverbrauchs. Ins Visier nahmen die Mitglieder des Beirats dabei auch das Rathaus der Verwaltungs- gemeinschaft. Schwarz warf ein, dass er sich auf dem nach historischen Vorgaben entworfenen Gebäudeteil keine Fotovoltaikanlagen vorstellen könne. Gerd Olbrich (SPD), erklärte, dass der Beirat ohnehin nur an den Neubau gedacht habe. Stadtbaumeister Stephan Martens-Weh erinnerte daran, dass die Idee, PV-Anlagen auf dem Dach des Kindergartens oder der Grundschule aus unterschiedlichen Gründen schon einmal vom Tisch genommen worden war. Ein wichtiger Aspekt war dabei, dass die PV-Anlagen im Brandfall nicht vom Strom genommen werden könnten, was die Löscharbeiten erheblich beeinträchtige. Hinzu komme, dass vonseiten der Eltern Bedenken wegen der Elektrosmog-Entwicklung geäußert worden waren. Die Dächer des Kinderhorts und Kindergartens seien zudem, aufgrund ihrer Position zur Sonne, für eine PV-Installation ungeeignet. Herbert Fischer (CSU) erklärte denn auch, aus Brandschutzgründen lehne er eine PV-Anlage auf der Grundschule strikt ab.
Gerd Olbrich betonte, dass die Mitglieder des Beirats das Gremium „nicht als Spielwiese verstünden, um uns unserer Umweltfreundlichkeit zu versichern“. Nach dem Grundsatz „global denken, lokal handeln“sei es wichtig, dass die Kommune mit gutem Beispiel vorangehe. „Wie wollen wir unseren Bürgern denn ein Vorbild sein?“, warf er in die Runde. „Ohne fachliche Unterstützung werden wir da aber nicht zum Ziel kommen. Der Energiebeirat ist damit überfordert“, sagte Olbrich und warb für die Aufstellung eines Energienutzungsplans. „Wandel schafft man nur, wenn man die Alternativen ständig ins Bewusstsein rückt“, erklärte Josef Brandner (Freie Wähler). Auch er halte daher einen Energienutzungsplan für ein sinnvolles Instrument zur Umsetzung dieser Ziele. Die Idee des Beirats, weitere E-Ladesäulen im Bereich der Discounter und des V-Markts zu installieren, lehnt Brandner jedoch ab. Studien hätten ergeben, dass solche Ladestationen durchaus im Interesse des Einzelhandels lägen, und daher nicht von der Stadt installiert werden sollten. Die Stadt solle Ladesäulen lieber vermehrt im Innenstadtbereich aufstellen. „Wir stehen bei der Elektromobilität noch ganz am Anfang. Aber die Entwicklung nimmt ihren Lauf“, sagte Brandner. Im Augenblick stünde die Förderquote noch bei 60 Prozent. Diese Gelegenheit sollte die Stadt nutzen. Monika WiesmüllerSchwab (CSU) machte sich ebenfalls für einen Energienutzungsplan stark und warb dafür, für die Aufstellung von PV-Anlagen auch geeignete Flächen in der Landschaft zu nutzen, die nicht als Biotop nutzbar seien. Schoblocher appellierte an seine Kollegen, „die eine oder andere Maßnahme schon umzusetzen“und erinnerte daran, dass Thannhausen auf dem Energie-Atlas in Sachen regenerativer Energien, im Vergleich zu den umliegenden Gemeinden, noch ein relativ weißer Fleck sei. Fischer wollte dieses Argument nicht zählen lassen und entgegnete, dass, im Gegensatz zu Thannhausen, in den Nachbarkommunen zahlreiche verlassene Bauernhöfe stünden, deren riesige Dachflächen mit PV-Anlagen „zugepflastert“wurden, als es noch eine Einspeisevergütung gab. Dr. Markus Wilhelm (Gruppierung Weiß) hielt die umweltfreundliche Gesinnung seiner Kollegen für „scheinheilig“.
Wenn die PV-Anlagen keinen Strom lieferten, würde der Strom weiterhin aus Kohlekraftwerken kommen. Er fragte auch, woher der ganze Strom für die Elektromobilität kommen soll. Beim Windstrom aus der Nordsee weigere sich die Staatsregierung die Trassen für den Transport ihren Bürgern zuzumuten. Rudolf Haug (Grüne) räumte ein, dass es „noch gewisse Baustellen“gäbe. „Das sollte uns aber nicht davon abhalten, in die richtige Richtung weiter zu gehen.“