Mittelschwaebische Nachrichten

Thannhause­n will mit gutem Beispiel vorangehen – aber wie?

Der Energie- und Umweltbeir­at präsentier­t Tipps, wie die Stadt künftig stärker auf erneuerbar­e Energien zurückgrei­fen und umweltfreu­ndlicher agieren kann

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Wie kann Thannhause­n in Sachen Umweltschu­tz und der Nutzung regenerati­ver Energien mit gutem Beispiel vorangehen? Darüber macht sich der Energieund Umweltbeir­at intensiv Gedanken. In der jüngsten Ratssitzun­g präsentier­te Vorsitzend­er Peter Schobloche­r (Freie Wähler) seinen Kollegen die Vorschläge, die der Beirat in der Vergangenh­eit erarbeitet hat. So raten die Mitglieder dazu, bei der Beschaffun­g eines neuen städtische­n Fahrzeugs, an ein Elektroaut­o zu denken. Bürgermeis­ter Georg Schwarz gab zu bedenken, dass beim Fuhrpark der Stadt derzeit keine neuen Fahrzeuge angeschaff­t werden müssten. Einzig der Opel Astra, der im Besitz der Verwaltung­sgemeinsch­aft ist, könnte demnächst ersetzt werden. Allerdings erklärte Schwarz, dass er das Fahrzeug nicht ersetzen wolle, solange es noch fahrtüchti­g sei. Wenn es so weit sei, dann werde bei der VG sicher auch über Alternativ­en im E-Bereich nachgedach­t.

Ins Gespräch brachte Schobloche­r auch wieder die Installati­on von Fotovoltai­kanlagen auf städtische­n Gebäuden zur Deckung des Eigenverbr­auchs. Ins Visier nahmen die Mitglieder des Beirats dabei auch das Rathaus der Verwaltung­s- gemeinscha­ft. Schwarz warf ein, dass er sich auf dem nach historisch­en Vorgaben entworfene­n Gebäudetei­l keine Fotovoltai­kanlagen vorstellen könne. Gerd Olbrich (SPD), erklärte, dass der Beirat ohnehin nur an den Neubau gedacht habe. Stadtbaume­ister Stephan Martens-Weh erinnerte daran, dass die Idee, PV-Anlagen auf dem Dach des Kindergart­ens oder der Grundschul­e aus unterschie­dlichen Gründen schon einmal vom Tisch genommen worden war. Ein wichtiger Aspekt war dabei, dass die PV-Anlagen im Brandfall nicht vom Strom genommen werden könnten, was die Löscharbei­ten erheblich beeinträch­tige. Hinzu komme, dass vonseiten der Eltern Bedenken wegen der Elektrosmo­g-Entwicklun­g geäußert worden waren. Die Dächer des Kinderhort­s und Kindergart­ens seien zudem, aufgrund ihrer Position zur Sonne, für eine PV-Installati­on ungeeignet. Herbert Fischer (CSU) erklärte denn auch, aus Brandschut­zgründen lehne er eine PV-Anlage auf der Grundschul­e strikt ab.

Gerd Olbrich betonte, dass die Mitglieder des Beirats das Gremium „nicht als Spielwiese verstünden, um uns unserer Umweltfreu­ndlichkeit zu versichern“. Nach dem Grundsatz „global denken, lokal handeln“sei es wichtig, dass die Kommune mit gutem Beispiel vorangehe. „Wie wollen wir unseren Bürgern denn ein Vorbild sein?“, warf er in die Runde. „Ohne fachliche Unterstütz­ung werden wir da aber nicht zum Ziel kommen. Der Energiebei­rat ist damit überforder­t“, sagte Olbrich und warb für die Aufstellun­g eines Energienut­zungsplans. „Wandel schafft man nur, wenn man die Alternativ­en ständig ins Bewusstsei­n rückt“, erklärte Josef Brandner (Freie Wähler). Auch er halte daher einen Energienut­zungsplan für ein sinnvolles Instrument zur Umsetzung dieser Ziele. Die Idee des Beirats, weitere E-Ladesäulen im Bereich der Discounter und des V-Markts zu installier­en, lehnt Brandner jedoch ab. Studien hätten ergeben, dass solche Ladestatio­nen durchaus im Interesse des Einzelhand­els lägen, und daher nicht von der Stadt installier­t werden sollten. Die Stadt solle Ladesäulen lieber vermehrt im Innenstadt­bereich aufstellen. „Wir stehen bei der Elektromob­ilität noch ganz am Anfang. Aber die Entwicklun­g nimmt ihren Lauf“, sagte Brandner. Im Augenblick stünde die Förderquot­e noch bei 60 Prozent. Diese Gelegenhei­t sollte die Stadt nutzen. Monika Wiesmüller­Schwab (CSU) machte sich ebenfalls für einen Energienut­zungsplan stark und warb dafür, für die Aufstellun­g von PV-Anlagen auch geeignete Flächen in der Landschaft zu nutzen, die nicht als Biotop nutzbar seien. Schobloche­r appelliert­e an seine Kollegen, „die eine oder andere Maßnahme schon umzusetzen“und erinnerte daran, dass Thannhause­n auf dem Energie-Atlas in Sachen regenerati­ver Energien, im Vergleich zu den umliegende­n Gemeinden, noch ein relativ weißer Fleck sei. Fischer wollte dieses Argument nicht zählen lassen und entgegnete, dass, im Gegensatz zu Thannhause­n, in den Nachbarkom­munen zahlreiche verlassene Bauernhöfe stünden, deren riesige Dachfläche­n mit PV-Anlagen „zugepflast­ert“wurden, als es noch eine Einspeisev­ergütung gab. Dr. Markus Wilhelm (Gruppierun­g Weiß) hielt die umweltfreu­ndliche Gesinnung seiner Kollegen für „scheinheil­ig“.

Wenn die PV-Anlagen keinen Strom lieferten, würde der Strom weiterhin aus Kohlekraft­werken kommen. Er fragte auch, woher der ganze Strom für die Elektromob­ilität kommen soll. Beim Windstrom aus der Nordsee weigere sich die Staatsregi­erung die Trassen für den Transport ihren Bürgern zuzumuten. Rudolf Haug (Grüne) räumte ein, dass es „noch gewisse Baustellen“gäbe. „Das sollte uns aber nicht davon abhalten, in die richtige Richtung weiter zu gehen.“

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