Mittelschwaebische Nachrichten

Kontrovers­e Debatte um Friedhofse­rweiterung

Ein Bürger wirft der Gemeinde Ellzee „Verschwend­ung öffentlich­er Mittel“vor. Bürgermeis­ter Karl Schlosser weist dies entschiede­n zurück

- VON MONIKA LEOPOLD MILLER

In Ellzee wird zurzeit eine neue Aussegnung­shalle gebaut und der Friedhof bei der Kirche erweitert. Die Kosten hierfür sollen laut Gemeinde rund 1,5 Millionen Euro betragen. Dies gab Bürgermeis­ter Karl Schlosser in der Bürgervers­ammlung im Dezember bekannt. Horst Baumgärtne­r aus Ellzee dagegen bezweifelt diese Zahlen. Er geht von rund zwei Millionen Euro Kosten aus. Er wirft der Gemeinde zudem „Verschwend­ung öffentlich­er Mittel“vor. Bürgermeis­ter Karl Schlosser weist dies entschiede­n zurück.

Baumgärtne­r erklärt, dass seiner Meinung nach in der Summe weder die Kosten für den Grunderwer­b, noch die Notar-, Grundbuch- und Vermessung­skosten enthalten seien. Baumgärtne­r meint, dass hierfür mit einer Summe von rund 200000 Euro zu rechnen sei.

Baumgärtne­r, der früher Kämmerer bei der Marktgemei­nde Neuburg war und heute pensionier­t ist, forderte von der Gemeinde Ellzee die Nennung sämtlicher Kosten für das Projekt Friedhofse­rweiterung. Bürgermeis­ter Schlosser sagt, dass er sich in Absprache mit der Verwaltung in Ichenhause­n gegen die Herausgabe der betreffend­en Ausschreib­ungsunterl­agen an Baumgärtne­r entschiede­n habe.

Laut Baumgärtne­r sei der von der Gemeinde bezahlte Grundstück­spreis für die Friedhofse­rweiterung viermal höher als die Preise für unerschlos­senes Bauland. Zudem habe die Gemeinde, so Baumgärtne­r, mitten im Dorf eine Verkehrsfl­äche in eine Waldfläche umschreibe­n lassen. „Grundstück­angelegenh­eiten werden nicht öffentlich behandelt“, sagt dazu Bürgermeis­ter Schlosser.

Der für die Erweiterun­g des Friedhofs abgetragen­e Boden sei, so Baumgärtne­r, laut einer Bodenunter­suchung belastet und könne nicht auf übliche Weise entsorgt werden. Der Boden sei unter anderem mit Blei, Chrom, Kupfer, Nickel und Zink belastet. Laut Baumgärtne­r sollte hier nach dem Verursache­r der Verunreini­gung gesucht werden.

Wie jedoch Bürgermeis­ter Schlosser sagt, handle es sich laut der Bodenunter­suchung um eine „natürliche Belastung mit Schwermeta­llen“. Baumgärtne­r sagt, dass der Bürgermeis­ter ihm gegenüber für die Entsorgung des belasteten Bodenmater­ials eine Summe in Höhe von 250 000 Euro genannt, danach aber die Summe als „nicht richtig“bezeichnet habe.

Schlosser erklärt dazu, dass die Summe von 250 000 Euro eine Fehlinform­ation im Vorfeld gewesen sei. „Das wäre eine Katastroph­e gewesen“, sagt er. Im Moment gehe er von rund 10 000 Euro Mehrkosten gegenüber einer üblichen Entsorgung aus. Schlosser betont ferner, dass in den genannten rund 1,5 Millionen Euro neben der Friedhofse­rweiterung auch die Kosten für Aussegnung­shalle, Parkplatz, Zubringers­traße zum Friedhof und Erschließu­ngsstraße für angrenzend­e Grundstück­e enthalten sind.

Baumgärtne­r ist der Meinung, dass eine Erweiterun­g des Friedhofs gar nicht notwendig sei. Nach seiner Zählung seien 23 Gräber bereits aufgelöst und in den nächsten Jahren würden noch zusätzlich­e Grabstelle­n frei. Zudem würde auch in Ellzee wie überall der Trend zu Urnenbesta­ttungen zunehmen.

Laut Schlosser sei die Erweiterun­g des Friedhofs notwendig, da eine Grabreihe, die an ein Nachbargru­ndstück angrenzt, aufgelöst werden müsse. Dies sei eine Auflage des Landratsam­tes.

Es stimmt, so Schlosser, dass die Gemeinde vor Jahren einen neuen Friedhof an der früheren B 16 vorgesehen und dafür auch Grund erworben habe. Doch es sei in den letzten 30 Jahren immer Ziel der Gemeinde gewesen, dass der Friedhof bei der Kirche bleiben solle. Die bisherige Aussegnung­shalle sei stark renovierun­gsbedürfti­g und zudem zu klein gewesen, weshalb man sich für den Bau einer neuen Halle entschied. Das gekaufte Grundstück bei der alten B16 soll als Bauland veräußert werden. Erst vor Kurzem habe er eine Nachfrage für das betreffend­e Grundstück erhalten, sagt Schlosser. Baumgärtne­r spricht hier jedoch von Verschwend­ung öffentlich­er Mittel, da das betreffend­e Grundstück bis heute nicht verkauft sei. Ferner wirft Baumgärtne­r der Gemeinde vor, dass ein öffentlich gewidmeter Weg trotz fünf weiterer Anlieger verkauft wurde. Der Weg liegt nahe des Friedhofs und führt auch zu zwei Grundstück­en von Baumgärtne­r. Dieser befürchtet, dass der Besitzer eine Durchfahrt verwehren könnte, da die Gemeinde keine Grunddiens­tbarkeit habe eintragen lassen. Nach der Fertigstel­lung der Friedhofse­rweiterung hat sich dies jedoch erledigt, da der Weg umgeleitet wird. Bürgermeis­ter Schlosser bestätigte den Verkauf eines Teilstücks des Weges an einen Anlieger. Doch sei die Widmung als öffentlich­er Feld- und Waldweg durch die Gemeinde nicht eingezogen worden und somit der Weg frei befahrbar. Laut Schlosser soll die Erweiterun­g des Friedhofs bis Jahresmitt­e 2018 abgeschlos­sen sein. Die Arbeiten würden im Zeitplan liegen.

Baumgärtne­r betont, dass er nur deshalb keine Schritte gegen die Gemeinde eingeleite­t habe, da seine Familie in der Kirche stark engagiert sei und der nicht informiert­e Bürger vermutlich für diese Aktivitäte­n wenig Verständni­s gezeigt hätte. Heute bereue er dies, denn so hätte er einen großen finanziell­en Schaden von der Gemeinde Ellzee abwenden können.

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Fotos: Monika Leopold Miller Der Friedhof bei der Kirche in Ellzee wird zur Zeit erweitert. Die Arbeiten sollen laut Gemeinde bis Jahresmitt­e abgeschlos­sen sein.
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Auch eine neue Aussegnung­shalle wird gebaut, da die bisherige laut Bürgermeis­ter Karl Schlosser stark renovierun­gsbedürfti­g und zudem zu klein gewesen sei.

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