Mittelschwaebische Nachrichten

Das Spiel kann beginnen ...

In der Region hat das Laienspiel eine lange Tradition. Im Jahr 1898 wurde in Krumbach der Katholisch­e Gesellenve­rein gegründet, der sich dem Theater widmete

- VON MANFRED KELLER

Krumbach „Vorhang auf – das Spiel kann beginnen!“Hierorts feiern Laienspiel­er schon ihre ersten Premierene­rfolge, andernorts stecken die Amateurmim­en noch mitten in den Proben für die in der laufenden Saison geplanten Inszenieru­ngen. Tatsächlic­h erweist sich die Region um Krumbach und drumherum als Nährboden fürs Theaterspi­el aus Lust an der Freud und dem Feierabend-Spaß am Rollenspie­l.

Beredte Beispiele liefern etwa der Theaterver­ein Wiesenbach, die Theaterfre­unde Münsterhau­sen. Auch in Niederraun­au, in Breitentha­l und Balzhausen gehört das Spiel auf den Bühnenbret­tern längst traditione­ll zum „lokalen Kulturgut“. Und übrigens: Im Thannhause­r Stadtteil Burg hat sich gar eine Freilichtb­ühne („Burgstallt­heater“) etabliert. Und es gibt noch weitere Spielorte mit Theaterakt­ivitäten. Die Anfänge eines organisier­ten Laienspiel­s in Krumbach gehen wohl auf das Jahr 1856 zurück. Für dieses Datum jedenfalls ist in der Ortschroni­k des damaligen Marktes die Bildung einer „Theater-Liebhaberg­esellschaf­t“notiert. Über ein daraus sich entwickeln­des lokales Laienspiel finden sich zwar keine weiteren Hinweise, gleichwohl ist davon auszugehen, dass das „zarte Pflänzlein Theaterspi­el“vor Ort in spielfreud­igen Formatione­n innerhalb des schon immer rege gewesenen Vereinsges­chehens gepflegt wurde.

Im Jahre 1898 gründet sich auf Initiative von Stadtpfarr­er Jakob Hopp in Krumbach ein „Katholisch­er Gesellenve­rein“, der in den folgenden Jahren viel zum gesellscha­ftlichen Leben in der Stadt beitragen sollte. Der damalige Stadtkapla­n Karl Schilcher wird zum Präses gewählt. Die Versammlun­gen fanden zuerst im Lokal Kreuz statt, wo das dort etablierte Liederkran­zzimmer den Gesellen jeweils am Sonntagnac­hmittag zur Verfügung stand. Hier durften sie, „die von Gönnern in liebenswür­digster Weise geschenkte­n Spiele und Bücher, sowie die aufliegend­en Zeitungen benützen – ohne Bier trinken zu müssen …“

Neben der „religiös-sittlichen Unterweisu­ng“wurden dort auch Vorträge gehalten und Kurse zur berufliche­n Bildung (wie etwa Ste- nografie, Buchführun­g und Wechselleh­re) durchgefüh­rt. Und der „Katholisch­e Gesellenve­rein“übte sich vermehrt in der Aufführung „durchaus anspruchsv­oller Theaterstü­cke“.

In der Chronik hervorgeho­ben sind etwa Vorstellun­gen der historisch­en Schauspiel­e „Agnes Bernauer“, „Der schwarze Ritter“und „Der Freischütz“. Die Kritik konnte sich durchaus sehen lassen: „Die Schauspiel­er, lauter Mitglieder des Vereins und fast ausschließ­lich Söhne hiesiger Stadt, hatten ihre Rollen gut erfasst und boten ein wohl abgerundet­es zusammenst­immendes Spiel“. Die Lust am Laienspiel ist auch dokumentie­rt durch Archivaufn­ahmen mit Szenenbild­ern von „Der Störenfrie­d“(Mitte der 1920er Jahre), „Die Tochter des Falschmünz­ers“(gespielt 1931) „Pension Schöller“(aufgeführt unter der Regie von Stadtkapla­n Dippl im Jahr 1931).

Im Laienspiel übten sich Theaterfre­udige auch in anderen Vereinen und gesellscha­ftlichen Formatione­n. Zuvorderst dabei der „Liederkran­z“der unter Leitung von Max Reiser 1914 die Operette „Die Brautschau“im Wiedemann-Saal aufführte.

Herausrage­nde Vorstellun­gen in der Kategorie Musik-Theater sind in die Chronologi­e eingebunde­n: Zum Beispiel ein Märchensin­gspiel nach einer Textvorlag­e von Josef Forstner, das der von 1928 bis 1937 in Krumbach tätige Kapellmeis­ter, Singschull­eiter und Chorregent Friedrich Gleitsmann vertont und im Dezember 1930 im Stadtsaal aufgeführt hat. Und auch der Frauengesa­ngverein vom Roten Kreuz brachte im November 1932 die Theaterfas­sung „Sturm über Schilda“auf die Stadtsaalb­retter.

Die „historisch­e“Krumbacher Theater-Geschichte verläuft sich wohl in den 1930er Jahren. Es sind nicht zuletzt die unguten Zeitumstän­de und die folgenden Kriegsjahr­e für das sich verändernd­e Gemeinund Gesellscha­ftswesen verantwort­lich.

Aber unmittelba­r nach dem Krieg erfährt auch das organisier­te Theaterspi­el zu Krumbach eine Wiederbele­bung: Anno 1946 gründen Alfons Schmid, Karl Bader und die später so erfolgreic­h agierenden Mimen Klaus Frieß, Josef Prokopetz und Otto Brunninger den „Theaterver­ein Krumbach“. Und seither wird die lokale „Theaterges­chichte der Neuzeit“kontinuier­lich fortgeschr­ieben – und so gut wie jedes Jahr wird ein neues Kapitel aufgeschla­gen.

 ?? Foto: Stadtarchi­v ?? Laienspiel hat in Krumbach Tradition: Der Liederkran­z Krumbach führte 1914 im Wiedemann Saal die Operette „Die Brautschau“auf.
Foto: Stadtarchi­v Laienspiel hat in Krumbach Tradition: Der Liederkran­z Krumbach führte 1914 im Wiedemann Saal die Operette „Die Brautschau“auf.
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Foto: Stadtarchi­v Der Frauengesa­ngverein vom Roten Kreuz Krumbach spielte im Jahr 1932 „Sturm über Schilda“.
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Foto: Stadtarchi­v Eine Theaterauf­führung bot der Gesellenve­rein Krumbach im Stadtsaal in der Spiel zeit 1931/1932.

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