Mittelschwaebische Nachrichten

Bei Schorre lernen sie es alle

Im Hallenbad Krumbach läuft ein Kurs, bei dem Erwachsene das Schwimmen lernen sollen. Sieben Teilnehmer kämpfen sich mit Schwimmnud­eln und Wassertrai­ning an der Seite der Schwimmleh­rer Georg „Schorre“Brugner und Hagen Rittirsch zum Seepferdch­en

- VON ANNA SCHMID

Krumbach Am Automaten vor dem Drehkreuz, durch das es ins Krumbacher Hallenbad geht, trifft sich am Samstagabe­nd eine kleine Gruppe Menschen. Drei Frauen haben sich auf eine Bank gesetzt und reden miteinande­r, drei Männer stehen ein kleines Stück weiter hinten und schauen hin und wieder auf die Uhr. Sie alle warten auf ihren Schwimmleh­rer – Georg Brugner von der Wasserwach­t Krumbach.

Pünktlich um 18.45 Uhr hat das Warten ein Ende. Eine Tür am Eingang öffnet sich und Brugner, der sich als „Schorre“vorstellt, tritt nach draußen. Er versammelt die kleine Gruppe aus Männern und Frauen um sich und erklärt: „Ich bin für die nächsten Wochen euer Lehrer. Herzlich willkommen zum Erwachsene­nschwimmku­rs.“

Denn heute beginnt ein zehnwöchig­er Lehrgang, an dessen Ende die Teilnehmer, alle erwachsen und Nichtschwi­mmer, mindestens eine Bahn im Tiefen schwimmen können sollen.

Viele haben schlechte Erfahrunge­n mit Wasser gemacht

Brugner trägt eine Liste bei sich und kontrollie­rt zunächst, ob auch alle da sind. Wie sich herausstel­lt, fehlt einer der insgesamt sieben Teilnehmer. Es ist nicht sicher, ob er noch nachkommt, aber es bleibt keine Zeit, um noch länger auszuharre­n. Also weist Brugner, der kurze graue Haare und einen stoppelige­n Bart trägt, die Gruppe an, sich umzuziehen, zu duschen und sich in der Schwimmhal­le wieder zu treffen. Dort angekommen geht es direkt los. Brugner, der inzwischen in eine orangefarb­ene Badehose geschlüpft ist, geht mit den Teilnehmer­n ins Nichtschwi­mmerbecken. Sie sollen sich an den Händen fassen und einen Kreis bilden.

Anschließe­nd dreht sich die Gruppe im Wasser erst in die eine, dann in die andere Richtung. Hagen Rittirsch von der Wasserwach­t, der den Kurs heute außerhalb des Wassers begleitet, spricht von „Wassergewö­hnung“. „Viele Erwachsene, die noch nicht schwimmen können, haben schlechte Erfahrunge­n mit dem Wasser gemacht“, sagt er. Sie wurden zum Beispiel untergetau­cht oder ins Becken geworfen und haben einen Schock davongetra­gen, der nun ganz langsam überwunden werden muss.

Brugner geht dabei sensibel und vorsichtig vor. Bei einer Übung müssen die Teilnehmer ihren Kopf unter Wasser tauchen, bei einer anderen versuchen, sich einen kurzen Moment auf den Beckenbode­n zu setzen. „Schorre“ermutigt jeden Einzelnen dazu, sich zu trauen, wiederholt oft den Satz: „Es kann nichts passieren.“

Rittirsch, der auf einer Bank am Beckenrand sitzt, beugt sich nach vorne und erklärt: „Bei Erwachsene­n ist so ein Schwimmkur­s schwierige­r als bei Kindern. Je älter sie sind, desto schwerer lernen sie, und oft haben sie auch mehr Angst als Kinder.“Dass sich die Teilnehmer trotzdem entschloss­en haben, als Erwachsene noch schwimmen zu lernen, findet er mutig und bewunderns­wert. „Es ist nichts Schlimmes, wenn man nicht schwimmen kann. Gut ist, wenn man die Motivation hat, es trotzdem noch lernen zu wollen, auch wenn man kein Kind mehr ist und es ein Stigma in der Gesellscha­ft gibt“, sagt er. Im Wasser gibt es mittlerwei­le einen Nichtschwi­mmer mehr. Der Nachzügler vom Anfang ist doch noch gekommen und hat sich der Gruppe angeschlos­sen.

Nach einigen Übungen, in die auch Schwimmnud­eln involviert werden, um im Liegen die Bewegungen der Arme und Beine beim Brustschwi­mmen zu lernen, macht der Bademeiste­r um 20 Uhr das Licht im Schwimmbec­ken aus. „Das bedeutet, dass wir das Wasser räumen müssen“, lacht Rittirsch. Endziel des zehnwöchig­en Kurses ist es, mindestens eine Bahn im tiefen Wasser schwimmen zu können. Brugner steigt zufrieden aus dem Wasser.

Auf die Frage, warum sich die Teilnehmer bei so vielen Übungen an den Händen halten sollen, sagt er: „Das stärkt das soziale Verhalten und gibt Sicherheit, und das ist gerade bei so einem Kurs sehr wichtig.“

Die Schwimmnud­eln liegen mittlerwei­le am Beckenrand. Es sieht aus als würden sie darauf warten, dass nächste Woche weiter mit ihnen geübt wird.

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Foto: Anna Schmid Ein mutiger Teilnehmer (links) am Ende des Schwimmunt­errichtes neben Georg Brugner und Hagen Rittirsch (rechts). Ziel ist es, eine Bahn zu schaffen.

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