Mittelschwaebische Nachrichten
Aktuelle Lawinengefahr
● In den Allgäuer, Ammergauer, Wer denfelser und teils auch in den Berchtesgadener Alpen galt am Diens tag erneut die Warnstufe vier von fünf. Für den übrigen bayerischen Al penraum wurde die Warnstufe auf drei zurückgenommen, das bedeutet aber immer noch erhebliche Gefahr.
● Mit der Selbstauslösung von Lawi nen sei aus triebschneebeladenen
pisten zu bleiben und auch den Hinweisen und Sperrungen unbedingt Folge zu leisten. Skitouren sind nur sehr bedingt möglich und erfordern großes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen.
Kann man auf gesicherten Pisten auch in Gefahr geraten? Zehetleitner: Theoretisch schon, aber die Gefahr ist bis auf ein geringes Restrisiko minimiert. Trotz in- Steilhängen zu rechnen, hieß es beim Bayerischen Lawinenwarndienst.
● Am Wochenende waren bei drei La winenabgängen allein in Oberbay ern mehrere Skifahrer verletzt worden, einer von ihnen starb.
● In Südtirol erreichten Lawinenaus läufer fast ein Touristenhotel. In der Schweiz verschüttete eine Lawine ein Autobahnstück. (dpa)
tensivster Sicherungsmaßnahmen kommt es fast jedes Jahr auch mal auf Skipisten zu Lawinenunfällen, welche meist im freien Skiraum ausgelöst werden. Also durch Wintersportler, die abseits des gesicherten Pistenraums unterwegs sind. Kommt es ganz dumm, könnte ein Schneebrett dann auch eine Piste erreichen. Wo kann man sich über die Lawinengefahr informieren?
Bei welcher Gefahrenstufe ereignen sich eigentlich die meisten Lawinenunfälle? Zehetleitner: Die meisten Unglücke passieren bei Stufe 3. Da gibt es einen nicht ganz einfach zu beurteilenden Übergangsbereich, bei dem viele noch gehen. Aber es kann schon gefährlich sein. Während bei den Warnstufen 1 und 2 überwiegend sicherere Verhältnisse vorherrschen, sollte bei Stufe 4 und 5 hoffentlich jedem klar sein, dass es zu gefährlich ist. Übrigens gibt es aber auch bei Warnstufe 1 Lawinenunfälle.
Wie lange dauert es jetzt, bis sich die Situation entspannt? Zehetleitner: Wir rechnen damit, dass sich die Lawinensituation in den nächsten Tagen nur langsam entspannen wird.
Was gehört zwingend zur Sicherheitsausrüstung? Zehetleitner: Das Lawinenverschüttetensuchgerät, Sonde und Schaufel, sowie Handy müssen immer dabei sein. Grundsätzlich sollte man beim Skifahren immer einen Recco-Ortungsreflektor tragen, der oft schon in der Skibekleidung integriert ist. Good to have ist auch ein Lawinenairbag, der unter bestimmten Voraussetzung eine Verschüttung verhindern kann. Die ganze Sicherheitsausrüstung nützt natürlich wenig, wenn diese nicht im Notfall unter Stress angewendet werden kann. Das heißt, man sollte beispielsweise das Suchen, Sondieren und Ausgraben regelrecht üben.
Wo kann man als Wintersportler das richtige Verhalten erlernen? Zehetleitner: Grundsätzlich sollte jeder, der abseits der Pisten unterwegs ist, zumindest über die wichtigsten Grundlagen der Lawinenbeurteilung und über die Handhabung der Notfallausrüstung Bescheid wissen. Hierzu bieten Bergschulen Kurse an. Aber auch danach ist es wichtig, das Notfallszenario immer wieder durchzuspielen. Nur dann besteht die Chance, dass im Ernstfall die Kameradenrettung funktioniert. Denn dann zählt jede Sekunde. Bernd Zehetleitner, ist Bergführer, Berg wacht Einsatzleiter und Chef der Bergschule Oberallgäu in Burgberg.