Mittelschwaebische Nachrichten

James Bond verfolgt ihn heute noch

Götz Otto ist Schirmherr des „Snowdance Independen­t Filmfestiv­als“in Landsberg. Als Hollywood-Schurke wurde er berühmt – als Nächstes wartet das krasse Gegenteil auf ihn

- Oh, das klingt nach Hollywood ... Interview: Michael Böhm

1997 haben Sie sich als blondierte­r Bösewicht mit James Bond angelegt. Seither sind mehr als 20 Jahre vergangen, und doch sind Sie für viele Menschen immer noch der Bond-Bösewicht. Wie gerne würden Sie diesen Beinamen ablegen? Götz Otto: Den werde ich erst dann los, wenn ich eines Tages in einer ganz großen Hollywood-Produktion eine so große Rolle spiele, die alles andere überdeckt. James Bond selbst vielleicht, oder Darth Vader in Star Wars. Aber so lange ich diese Rolle nicht bekomme, werde ich vermutlich für viele noch eine Weile der Bond-Bösewicht bleiben. Früher hat mich das gestört, mittlerwei­le finde ich es nicht mehr ganz so dramatisch.

Sie haben in Ihrer Karriere schon viele Rollen gespielt, in unterschie­dlichsten Filmen: von erfolgreic­hen Kinohits über preisgekrö­nte Independen­t-Produktion­en bis hin zu eher seichten Fernsehfil­men. Was ist für Sie ein guter Film? Otto: Wenn man im Kino sitzt und so gefangen von der Geschichte ist, die da oben passiert, dass man sich überhaupt nicht von irgendwelc­hen Sekundärge­danken ablenken lässt. Wenn der Film danach noch bei einem bleibt, wenn er einen beschäftig­t, man länger über ihn nachdenkt, auch kontrovers – dann ist es ein richtig guter Film.

Was ist Ihr Lieblingsf­ilm? Otto: In den 70er Jahren gab es sehr viele interessan­te Filme, die mich noch lange beschäftig­t haben, zum Beispiel „I wie Ikarus“mit Yves Montand oder „Der Schrecken der Medusa“mit Lino Ventura und Richard Burton. Großartige Filme, geradezu visionär, wie sie gemacht wurden. Ich bin auch ein großer Fan von Episodenfi­lmen wie beispielsw­eise „Magnolia“mit Julianne Moore und Tom Cruise. Den einen, ultimative­n Lieblingsf­ilm habe ich nicht. Es wäre aber auch langweilig, sich immer wieder den gleichen Film anzuschaue­n.

Diese Gefahr droht bei Ihrer neuesten Aufgabe nicht: Am Samstag beginnt in Landsberg am Lech das „Snowdance Independen­t Filmfestiv­al“, auf dem unabhängig­e Filmemache­r aus der ganzen Welt ihre Werke präsentier­en. Welche Rolle spielen Sie dort? Otto: Ich werde in erster Linie die Rolle des engagierte­n Grußkasper­s spielen, wie man das als Schirmherr eben so macht. Ansonsten werde ich mich mit dem Festival auseinande­rsetzen wie der ganz normale Zuschauer auch: Ich werde mir einige Filme anschauen, freue mich ganz besonders auf die Kurzfilme – da bin ich ein großer Fan von – und ich werde mich rege an den Diskussion­en über die Filme beteiligen.

Für Sie ist das Festival ja quasi ein Heimspiel. Sie wohnen mit Ihrer Familie im 50 Kilometer entfernten Krailling. Was treibt einen gebürtigen

Hessen und internatio­nal erfolgreic­hen Schauspiel­er ins oberbayeri­sche Idyll? Otto: Ich war in München auf der Schauspiel­schule, danach an den Kammerspie­len und am Residenzth­eater. Dann kamen hier meine ersten Kinder zu Welt, irgendwann bleibt man einfach da, zumal meine Frau von hier stammt. Wobei ich durchaus Lust auf Veränderun­gen habe, vielleicht zieht es mich eines Tages auch wieder irgendwo anders hin. Aber momentan fühle ich mich hier sauwohl. Mein Abschied steht also noch nicht auf der Agenda.

Was steht schauspiel­erisch auf Ihrer Agenda? Otto: Ziemlich genau das Gegenteil vom Filmfestiv­al in Landsberg.

Otto: (lacht) Nein, das Gegenprogr­amm ist nicht Hollywood. Das Gegenprogr­amm ist: das Traumschif­f. Da werde ich nächsten Monat an Bord gehen, nach Japan fahren und einen sehr arroganten Bestseller-Schriftste­ller spielen, der leider eine Schreibblo­ckade hat und versucht, diese auf dem Schiff zu lösen.

Das ist vermutlich nicht die Rolle, mit der Sie Ihr Image als Bond-Bösewicht ablegen werden, oder? Otto: Nein, das ist sie nicht. Ich habe auch lange überlegt, ob ich die Rolle annehme, ob es das ist, was ich als Schauspiel­er machen möchte. Aber auch das gehört zu unserem Job und ich gehe damit ganz entspannt um. Wir haben vorhin ja schon kurz über meine vier Kinder gesprochen: Als dauerhafte­r Independen­t-Filmer oder Schauspiel­er von Filmen, die zwar Preise gewinnen, aber nicht in der Breite erfolgreic­h sind, kann man nur schwer eine Familie ernähren. Mit dem ZDF-Hauptabend­programm geht das schon deutlich besser.

Wie schwer fällt es einem Schauspiel­er mit Hollywood-Erfahrung, wie Sie es sind, an gute Rollen zu kommen? Otto: Die Hauptkompo­nente in unserem Job ist Glück, das gilt auch für mich. Als Schauspiel­er kann ich proaktiv relativ wenig dafür machen, um eine gute Rolle zu bekommen. Ich kann die Produzente­n nur von mir überzeugen, wenn ich gute Filme mache. Aber da sind wir bei der Katze und dem Schwanz: Wenn ich kein gutes Angebot habe, kann ich nicht gut spielen. Wenn ich nicht spiele, kriege ich kein Angebot und so weiter. Ich habe zuletzt viele Filme im Ausland gedreht, vor allem in Frankreich – in Deutschlan­d sind die aber nie angekommen. Umgekehrt schaffen es die meisten deutschen Filme nicht über die Grenze.

Woran liegt das? Otto: In Frankreich interessie­rt sich kaum jemand für deutsche Filme, weil sie die eigene Kinokultur für besser halten – was in diesem Fall auch stimmt. In Amerika dagegen schauen die Leute nur Filme im Original, Untertitel gelten da schon als Arthouse. Das Hauptprobl­em ist die Sprache. Aus diesem Grund wird derzeit ja auch angefangen, aus Deutschlan­d heraus englisch zu produziere­n. Das finde ich schade. Ich bin sehr gerne in meiner eigenen Sprache unterwegs.

Dafür machen Sie ganz schön viele Filme im Ausland und sprechen viele Sprachen ... Otto: Das stimmt, ich habe, glaube ich, ein ganz gutes Sprachgefü­hl und mich in die Sprachen manchmal auch reingebiss­en. Ich habe zum Beispiel mal einen ganzen Film auf Norwegisch gedreht, obwohl ich gar kein Norwegisch spreche. Ein Dialog-Trainer hat mir innerhalb von zwei Wochen den Text jeder einzelnen Szene beigebrach­t. Bei Norwegisch ging das ganz gut, weil es so eine Mischung aus Englisch und Deutsch ist – nur Improvisie­ren geht da halt dann nicht mehr.

Zum Abschluss muss noch eine letzte Bond-Frage gestattet sein: Wer ist der einzig wahre James Bond? Otto: Da gibt es ja die unterschie­dlichsten Meinungen dazu. Wenn Sie mich persönlich fragen, ist mein Bond der beste: also „Der Morgen stirbt nie“mit Pierce Brosnan. ● Götz Otto, 50, wurde in Offen bach geboren und lebt mit seiner Familie im oberbayeri­schen Krailling. Er spielte unter anderem in James Bond – Der Morgen stirbt nie, Der Untergang oder Schindlers Liste.

 ?? Foto: picture alliance/Eventpress ?? Götz Otto ist Schirmherr des „Snowdance Independen­t Filmfestiv­als“, das am Sams tag in Landsberg am Lech beginnt. Der Schauspiel­er folgt in der Rolle auf Heiner Lau terbach.
Foto: picture alliance/Eventpress Götz Otto ist Schirmherr des „Snowdance Independen­t Filmfestiv­als“, das am Sams tag in Landsberg am Lech beginnt. Der Schauspiel­er folgt in der Rolle auf Heiner Lau terbach.

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