Mittelschwaebische Nachrichten
Facebook Streit eskaliert auf der Straße
Ein Mann fährt von Augsburg nach Krumbach, stellt den Kontrahenten zur Rede – und greift ihn an
Günzburg Noch einmal glimpflich davon gekommen ist ein 34-Jähriger aus Augsburg, der sich wegen Körperverletzung vor dem Amtsgericht Günzburg verantworten musste. Die vergleichsweise milde Strafe von zehn Monaten Haft, zur dreijährigen Bewährung ausgesetzt, und 2000 Euro als Geldauflage verdankte er neben seinem umfassenden Geständnis und der günstigen Sozialprognose auch der offen gezeigten Reue und der persönlichen Entschuldigung beim Opfer. Auch die Tatsache, dass der Angeklagte inzwischen Vater geworden ist, stimmte Richterin Franziska Braun milde. Doch sie wies ihn in aller Strenge auf die Vorbildfunktion hin, die er als Vater übernehmen müsse.
Die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr Haft mit einer vierjährigen Bewährungszeit und 2600 Euro für angebracht gehalten, Rechtsanwalt Moritz Bode empfahl sechs Monate Haft, auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, und 1000 Euro Geldauflage. Selbst das Opfer zeigte sich gnädig und hatte trotz massiver Verletzungen versucht, die Anzeige zurückzuziehen, nachdem es erfahren hatte, dass der Täter Vater wird.
In ihrer Urteilsverkündung hatte Richterin Braun warnende Worte für den Angeklagten, der bereits zum dritten Mal wegen aggressiver Handlungen vor Gericht stand. Sie riet ihm dringend, etwas gegen sein hohes Aggressionspotenzial zu unternehmen. Wie hoch das ist, zeigt die Streitursache: Das in Krumbach wohnende 23-jährige Opfer und der Angeklagte, deren Familien miteinander bis dato befreundet waren, hatten sich über die Internetplattform Facebook gezofft. Inhalt des Streits waren Fußball und die politische Situation in der Türkei.
Die Bemerkungen des Opfers hatten den Angeklagten so in Rage gebracht, dass er von Augsburg nach Krumbach fuhr und den Facebook-Partner zur Rede stellte. Das Opfer erklärte im Zeugenstand, es habe nicht vermutet, dass es zu einer tätlichen Auseinandersetzung kommen würde und sei zum Angeklagten auf die Straße gegangen. Dort sei der verbale Streit eskaliert. Der 23-Jährige wurde massiv angegriffen, wie auch die Daten aus dem Krankenhaus und ein ärztliches Gutachten über die potenzielle Gefährlichkeit der Angriffe belegen. Das Opfer hatte Glück: Die Tätlichkeiten blieben mittelfristig folgenlos, nach einer Woche konnte der Verprügelte wieder zur Arbeit gehen. Dennoch waren die Angriffe alles andere als harmlos. Das Opfer wurde gewürgt, gegen den Kopf geschlagen und gegen die Brust, alles Tätlichkeiten, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein oder dauerhafte Schäden verursachen können. Die Attacke, erklärte das Opfer, wurde durch seine herbeieilenden Eltern beendet.
Inzwischen, versicherte der Zeuge, habe sich das Verhältnis zwischen den Kontrahenten wieder entspannt. Dennoch ist die freundschaftliche Beziehung zwischen den Familien nachhaltig belastet, gestand der Angeklagte und äußerte auch darüber sein Bedauern.