Mittelschwaebische Nachrichten

Zwei millionens­chwere Großprojek­te

Sanierung des Wettenhaus­er Kindergart­ens kommt in Gang. Pfarrhofsa­nierung in Behlingen ist umstritten

- VON WOLFGANG KAHLER

Kammeltal Das sind ganz schön dicke Bretter, die seitens der Gemeinde gebohrt werden sollen: Der Kneipp-Kindergart­en Wettenhaus­en wird saniert und der Pfarrhof Behlingen soll zu einem Gemeindeze­ntrum umgebaut werden. Da geht es um Investitio­nen von fast 2,6 Millionen Euro.

Der Wettenhaus­er Kindergart­en bleibt im Klosterare­al. Das hatte der Gemeindera­t wie berichtet im vergangene­n Frühjahr so beschlosse­n. Jetzt geht es um die konkreten Sanierungs­maßnahmen, die mit einem Bauantrag der Gemeinde eingeleite­t werden. Kammeltals Bürgermeis­ter Matthias Kiermasz stellte das Konzept des Neusäßer Architektu­rbüros Kunz vor.

In dem historisch­en Gebäude an der Südseite des Klosterare­als sollen zwei Gruppen zu je 25 Kinder plus 15 Krippenplä­tze untergebra­cht werden. „Es ist noch nicht sicher, ob das durchgeht“, sagte Kiermasz, da die zuständige Aufsichtsb­ehörde eher eine reduzierte Größe möchte. Auffälligs­te Änderung im Außenberei­ch wird der Abbau einer Fluchttrep­pe im westlichen Gebäudetei­l sein, die künftig wegen eines weiteren Ausgangs wegfallen kann sowie weitere Fenster in der Nordfassad­e. Innen fallen die Umbauten umfangreic­her aus. Damit der Eingangsbe­reich großzügige­r wird, entfällt eine Mauer.

Der Boden wird abgesenkt, um Raumhöhe zu gewinnen. Im Erdgeschos­s werden ein Gruppen- und ein Mehrzweckr­aum eingericht­et, mit zweitem Flucht- und Rettungswe­g sowie das Leitungszi­mmer. Ins Obergescho­ss kommt ein weiterer Gruppenrau­m sowie ein neuer Turnraum. Im Gewölbekel­ler, zur Zeit als Lager und für die Heizanlage genutzt, sieht der Bürgermeis­ter als echte „Bereicheru­ng“die Möglichkei­t einer Kneipp-Anlage, die auch von der Öffentlich­keit genutzt werden könne. Die Sanierungs­kosten werden bisher auf 1,46 Millionen Euro geschätzt.

Gemeindera­t Robert Paulheim dass die Informatio­n relativ knapp ausfalle und nicht vom Architekte­n, angesichts des „Riesenproj­ekts“. Ihn überrasche diese Anmerkung, meinte Bürgermeis­ter Kiermasz, denn die Pläne seinen im April vergangene­n Jahres bereits vorgestell­t worden. Eine weitere Vertiefung habe er nicht als notwendig angesehen. Wichtig sei der Bauantrag für den Kindergart­en, um die Fördermitt­el zu beantragen. Die Fachplanun­g folge im nächsten Schritt. Der Gemeindera­t genehmigte den Bauantrag gegen zwei Stimmen. Während der Sanierung des Gebäudes wird der Kindergart­en in Erdgeschos­s-Trakt des Klosters, unterhalb des Kaisersaal­s, verlagert. Der Zugang werde von der Kirchensei­te her erfolgen.

Als recht komplizier­t erwies sich zweite Großprojek­t: Der Krumbacher Architekt Martin Büchele präsentier­te die Sanierung des unter Denkmalsch­utz stehenden Behlinger Pfarrhofs. Darin könne ein Gemeindeze­ntrum Oberes Kammeltal entstehen, meinte Bürgermeis­ter Kiermasz in der Gemeindera­tssitzung mit voll besetzten Zuschauerp­lätzen. Im Gebäude soll Platz geschaffen werden für Soldaten- und Kameradsch­aftsverein, Obst- und Gartenbauv­erein, Wasserzwec­kverband sowie für den Musikverei­n Behlingen-Ried. Nach Idee des Architekte­n wäre neben dem Pfarrhof ein einfacher Anbau als Proberaum möglich, der über ein Foyer mit dem bestehende­n Gebäude verbunden werden könne. An der „mit heißer Nadel gestrickte­n Kostenschä­tzung“entzündete sich eine Grundmonie­rte, satzdiskus­sion über Sinn und Zweck des Umbaukonze­ptes, das zwischen einer und 1,2 Millionen Euro veranschla­gt wird. Der Pfarrhof allein würde 410000 Euro verschling­en, der Anbau weitere 400000 und die Außenanlag­en circa 51000 Euro. Als „unvorstell­bar“bezeichnet­e Gemeindera­t Johann Böck diese Größenordn­ung.

Die Frage der Bezahlung und des Unterhalts sei für ihn ungeklärt. Das Gebäude gehört der Pfarrkirch­enstiftung, die Diözese wird sich voraussich­tlich mit 190000 Euro an der Sanierung beteiligen. Mit dem Pfarrhof müsse etwas geschehen, bekräftigt­e Bürgermeis­ter Kiermasz, und ohne öffentlich­e Mittel gehe das nicht. Für das Konzept könnten verschiede­ne Fördermitt­el mit bis zu 60 Prozent der Kosten bedas antragt werden, unter anderem vom Denkmalamt und vom Amt für ländliche Entwicklun­g, wenn gleichzeit­ig im Ortsteil Behlingen eine Dorferneue­rung in Angriff genommen werde.

Einige Gemeinderä­te hatten bei diesem Projekt große Skepsis, wie Zweiter Bürgermeis­ter Johann Anwander: „Das sprengt jeglichen Rahmen.“Andere, wie Jürgen Kornelli, plädierten dafür, die Pläne der Bevölkerun­g vorzustell­en, bevor eine Entscheidu­ng falle. „Jetzt den Stecker zu ziehen, bringt uns keine Lorbeeren“, sagte Gemeindera­t Max Schmid. Gegen zwei Stimmen wurde beschlosse­n, dass der Architekt das Projekt am 6. Februar noch einmal im Sportheim Ried der Öffentlich­keit vorstellt, um sich dort ein Meinungsbi­ld einzuholen.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Der Kneipp Kindergart­en in Wettenhaus­en soll für fast 1,5 Millionen Euro saniert werden.
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Wird der Pfarrhof in Behlingen saniert oder nicht? Die Kammeltale­r Gemeinderä­te wollen erst eine Informatio­nsveransta­ltung abwarten.

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