Mittelschwaebische Nachrichten
Zwei millionenschwere Großprojekte
Sanierung des Wettenhauser Kindergartens kommt in Gang. Pfarrhofsanierung in Behlingen ist umstritten
Kammeltal Das sind ganz schön dicke Bretter, die seitens der Gemeinde gebohrt werden sollen: Der Kneipp-Kindergarten Wettenhausen wird saniert und der Pfarrhof Behlingen soll zu einem Gemeindezentrum umgebaut werden. Da geht es um Investitionen von fast 2,6 Millionen Euro.
Der Wettenhauser Kindergarten bleibt im Klosterareal. Das hatte der Gemeinderat wie berichtet im vergangenen Frühjahr so beschlossen. Jetzt geht es um die konkreten Sanierungsmaßnahmen, die mit einem Bauantrag der Gemeinde eingeleitet werden. Kammeltals Bürgermeister Matthias Kiermasz stellte das Konzept des Neusäßer Architekturbüros Kunz vor.
In dem historischen Gebäude an der Südseite des Klosterareals sollen zwei Gruppen zu je 25 Kinder plus 15 Krippenplätze untergebracht werden. „Es ist noch nicht sicher, ob das durchgeht“, sagte Kiermasz, da die zuständige Aufsichtsbehörde eher eine reduzierte Größe möchte. Auffälligste Änderung im Außenbereich wird der Abbau einer Fluchttreppe im westlichen Gebäudeteil sein, die künftig wegen eines weiteren Ausgangs wegfallen kann sowie weitere Fenster in der Nordfassade. Innen fallen die Umbauten umfangreicher aus. Damit der Eingangsbereich großzügiger wird, entfällt eine Mauer.
Der Boden wird abgesenkt, um Raumhöhe zu gewinnen. Im Erdgeschoss werden ein Gruppen- und ein Mehrzweckraum eingerichtet, mit zweitem Flucht- und Rettungsweg sowie das Leitungszimmer. Ins Obergeschoss kommt ein weiterer Gruppenraum sowie ein neuer Turnraum. Im Gewölbekeller, zur Zeit als Lager und für die Heizanlage genutzt, sieht der Bürgermeister als echte „Bereicherung“die Möglichkeit einer Kneipp-Anlage, die auch von der Öffentlichkeit genutzt werden könne. Die Sanierungskosten werden bisher auf 1,46 Millionen Euro geschätzt.
Gemeinderat Robert Paulheim dass die Information relativ knapp ausfalle und nicht vom Architekten, angesichts des „Riesenprojekts“. Ihn überrasche diese Anmerkung, meinte Bürgermeister Kiermasz, denn die Pläne seinen im April vergangenen Jahres bereits vorgestellt worden. Eine weitere Vertiefung habe er nicht als notwendig angesehen. Wichtig sei der Bauantrag für den Kindergarten, um die Fördermittel zu beantragen. Die Fachplanung folge im nächsten Schritt. Der Gemeinderat genehmigte den Bauantrag gegen zwei Stimmen. Während der Sanierung des Gebäudes wird der Kindergarten in Erdgeschoss-Trakt des Klosters, unterhalb des Kaisersaals, verlagert. Der Zugang werde von der Kirchenseite her erfolgen.
Als recht kompliziert erwies sich zweite Großprojekt: Der Krumbacher Architekt Martin Büchele präsentierte die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Behlinger Pfarrhofs. Darin könne ein Gemeindezentrum Oberes Kammeltal entstehen, meinte Bürgermeister Kiermasz in der Gemeinderatssitzung mit voll besetzten Zuschauerplätzen. Im Gebäude soll Platz geschaffen werden für Soldaten- und Kameradschaftsverein, Obst- und Gartenbauverein, Wasserzweckverband sowie für den Musikverein Behlingen-Ried. Nach Idee des Architekten wäre neben dem Pfarrhof ein einfacher Anbau als Proberaum möglich, der über ein Foyer mit dem bestehenden Gebäude verbunden werden könne. An der „mit heißer Nadel gestrickten Kostenschätzung“entzündete sich eine Grundmonierte, satzdiskussion über Sinn und Zweck des Umbaukonzeptes, das zwischen einer und 1,2 Millionen Euro veranschlagt wird. Der Pfarrhof allein würde 410000 Euro verschlingen, der Anbau weitere 400000 und die Außenanlagen circa 51000 Euro. Als „unvorstellbar“bezeichnete Gemeinderat Johann Böck diese Größenordnung.
Die Frage der Bezahlung und des Unterhalts sei für ihn ungeklärt. Das Gebäude gehört der Pfarrkirchenstiftung, die Diözese wird sich voraussichtlich mit 190000 Euro an der Sanierung beteiligen. Mit dem Pfarrhof müsse etwas geschehen, bekräftigte Bürgermeister Kiermasz, und ohne öffentliche Mittel gehe das nicht. Für das Konzept könnten verschiedene Fördermittel mit bis zu 60 Prozent der Kosten bedas antragt werden, unter anderem vom Denkmalamt und vom Amt für ländliche Entwicklung, wenn gleichzeitig im Ortsteil Behlingen eine Dorferneuerung in Angriff genommen werde.
Einige Gemeinderäte hatten bei diesem Projekt große Skepsis, wie Zweiter Bürgermeister Johann Anwander: „Das sprengt jeglichen Rahmen.“Andere, wie Jürgen Kornelli, plädierten dafür, die Pläne der Bevölkerung vorzustellen, bevor eine Entscheidung falle. „Jetzt den Stecker zu ziehen, bringt uns keine Lorbeeren“, sagte Gemeinderat Max Schmid. Gegen zwei Stimmen wurde beschlossen, dass der Architekt das Projekt am 6. Februar noch einmal im Sportheim Ried der Öffentlichkeit vorstellt, um sich dort ein Meinungsbild einzuholen.