Mittelschwaebische Nachrichten
„Landrauschen“läuft bei wichtigem Filmfestival
Der in Weißenhorn und Umgebung gedrehte Heimatstreifen ist im Rennen um den Max-Ophüls-Preis
Weißenhorn/Saarbrücken Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Miller ist begeistert und aufgeregt: Denn ihr Film „Landrauschen“ist seit Dienstag beim Filmfestival Max-OphülsPreis in Saarbrücken zu sehen – dem vielleicht wichtigsten Forum für deutsche Nachwuchsfilmer.
Die Teilnahme an dem Festival empfindet Miller als eine Ehre. Schließlich wurde ihr Film, der hauptsächlich im Weißenhorner Stadtteil Bubenhausen gedreht wurde und eine Mischung aus Drama, Satire und Komödie ist, als einer von 16 offiziellen Wettbewerbsbeiträgen in der Kategorie Spielfilm ausgewählt – aus 150 Sichtungen.
Schon seit Dezember weiß die 31-jährige Miller, dass „Landrauschen“in Saarbrücken dabei sein wird. Die Nachricht war natürlich ein zusätzlicher Ansporn, bei der Finalisierung des 2016 gedrehten Films noch ein wenig mehr Gas zu geben: Erst am vergangenen Montag wurde er endgültig fertig, nach einer Woche Sound- und Farbmischung in Berlin. „Tag und Nacht“, sagt Miller und lacht. „Wenn man so eine wichtige Deadline hat, dann hält man sie auch ein.“Mit dem Ergebnis sei sie absolut glücklich, vor allem mit dem Ton. „Das fühlt sich wirklich an wie Kino.“Mit der Zusage von der Saar war allerdings klar, dass die Uraufführung nicht in der Heimat stattfinden würde. „Das ist das normale Prozedere“, erklärt Miller. Große Festivals wie das zum Max-OphülsPreis nähmen nur Ur- und nationale Erstaufführungen ins Programm.
Dabei sein lohnt sich, nicht nur der Ehre wegen. Veranstaltungen wie die in Saarbrücken sind ein wichtiges Branchentreffen – mit prominenten Gästen: So bekommt dieses Jahr Doris Dörrie („Männer“, „Kirschblüten – Hanami“) den Ehrenpreis. Viele der Max-OphülsPreisträger haben sich beim anspruchsvollen Kinopublikum einen Namen gemacht, etwa Hans Weingartner („Die fetten Jahre sind vorbei“) oder Johannes Naber („Zeit der Kannibalen“) oder sind als Fernsehregisseure gut im Geschäft, so wie Lars Jessen („Tatort“, „Mord mit Aussicht“). Am Wettbewerb teilnehmen können Nachwuchs-Regisseure bis zum dritten abendfüllenden Spiel- oder Dokumentarfilm. „Landrauschen“ist bis zum Festivalende am Sonntag fünfmal zu sehen.
Die Konkurrenz ist jedoch nicht ohne: Viele der in Saarbrücken gezeigten Filme haben mehr StarPower und entstanden unter professionelleren Bedingungen als „Landrauschen“, oft mit Filmförderung und Co-Finanzierung durch Fernsehsender. Lisa Millers Heimatfilm hingegen hatte all das nicht. Das Geld kratzte die Macherin überwiegend selbst zusammen, Sponsoren aus der Region wurden mit Kurzauftritten belohnt. Insgesamt kostete die Produktion einen niedrigen fünfstelligen Betrag – und das gesamte Team, von den Darstellern bis zur Technik, arbeitete umsonst. „Wir hatten gar keine andere Wahl“, sagt die Bubenhauserin Miller. Für eine Produktion wie „Landrauschen“sei es unmöglich, andere Geldquellen anzuzapfen. Der Film sei ein Nischenprodukt, schon weil er in Mundart gedreht wurde.
Das macht den Streifen natürlich zu einem Underdog im Wettbewerb. Was Miller und ihr Team nicht stört – dabei sein ist alles. Gut ein Dutzend Mitwirkende, angefangen von den Hauptdarstellern über Maske, Kamera, Licht, bis hin zur Produktion, reisen nach Saarbrücken. „Ich freue mich, dass wir den Film alle zusammen im Kino sehen können, und bin gespannt auf die Reaktionen“, sagt die Filmemacherin.
Und wann kommen die Menschen in der Region in den Genuss des Heimatfilms? Für alle Helfer und Sponsoren ist Anfang April eine exklusive Vorführung im Neu-Ulmer Dietrich-Theater geplant. Das normale Publikum muss wohl noch etwas mehr Geduld haben: Miller hofft, dass „Landrauschen“noch bei weiteren Festivals gezeigt wird – und dass sie einen Verleih findet. Dann könnte der Heimatfilm auch in ganz normalen Kinos zu sehen sein.
landrauschen film.de