Mittelschwaebische Nachrichten

Debatte um Marktplatz

Verkehr Werbegemei­nschaft sieht Vollsperru­ng durchaus skeptisch. Warum es im Stadtrat offensicht­lich weiter eine Tendenz für die bisherige Regelung gibt

- VON PETER BAUER

Soll der Krumbacher Marktplatz zur warmen Jahreszeit auf der Südseite für den Verkehr komplett gesperrt bleiben? In die Debatte kommt Bewegung.

Krumbach Die Zuspitzung dieser Debatte kam zu diesem Zeitpunkt durchaus unerwartet. Denn bis zum Start der Veranstalt­ungsreihe „Live am Marktplatz“ist es noch eine Weile hin und derzeit ist der Krumbacher Marktplatz durchgehen­d befahrbar. Doch ab Mai sieht es anders aus, der Süden des Marktplatz­es soll dann wieder bis September permanent für die Durchfahrt gesperrt werden. Macht das Sinn? Der Krumbacher Thomas Bäurle hat vor Kurzem eine Unterschri­ftenaktion gegen eine monatelang­e Sperrung über sieben Tage die Woche gestartet. Bürgermeis­ter Fischer hat betont, dass er an der Vollsperru­ng zur warmen Jahreszeit festhalten möchte (wir berichtete­n). Doch in der Debatte gibt es auch andere Akzente. Christa Striegel, Vorsitzend­e der Werbegemei­nschaft, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sich viele Kunden gegen eine Vollsperru­ng des Marktplatz­es ausgesproc­hen hätten.

Die Werbegemei­nschaft stehe zu „Live am Marktplatz“, hebt sie hervor. Doch der Schwerpunk­t der Veranstalt­ungsreihe liege am Samstag. So sei es legitim, darüber nachzudenk­en, ob eine Öffnung des Marktplatz­es während der warmen Jahreszeit an anderen Wochentage­n möglich wäre. Bei der Verkehrsfü­hrung in der Innenstadt müsse man auch an Geschäfte und Kunden denken. Krumbach müsse befahrbar bleiben, erklärt Christa Striegel. Mit Blick auf die Bewirtung, die von Mai bis September auf dem Marktplatz stattfinde­t, sagt Christa Striegel, dass es leider eben auch viele Regentage gebe. So müsse man sich mit Blick auf die Bewirtung fragen, ob eine Vollsperru­ng des Marktplatz­es auf der Südseite verhältnis­mäßig ist. Bezüglich der Umfahrung eines gesperrten Marktplatz­es sieht sie die Nassauer Straße als kritische Engstelle.

Kachelofen­wirt und „Live am Marktplatz“-Mitorganis­ator Herbert Haas hofft auf eine „Versachlic­hung“der Debatte. Live am Marktplatz werde nicht nur von Sponsoren, sondern zu einem großen Teil aus den Einnahmen vom Restaurant Kachelofen Krumbach finanziert, schreiben die Veranstalt­er auf der Facebookse­ite von „Live am Marktplatz“. Es sei schlichtwe­g nicht möglich, die Kosten zu decken, wenn dem Veranstalt­er Haas diese Einnahmequ­elle wegbreche. „Nur eine kontinuier­liche Bewirtung den ganzen Sommer über ermöglicht es uns, Live am Markt- platz weiter stattfinde­n lassen zu können, ohne Verluste einzufahre­n“, heißt es dort weiter. Im Gespräch mit unserer Zeitung stellt Haas klar, dass „Live am Marktplatz“und die Außenbewir­tung in einem Konzept untrennbar miteinande­r verbunden seien. Eine Aufhebung der Sperrung beispielsw­eise unter der Woche? Dann mache eine Außenbewir­tung keinen Sinn mehr, sagt Haas, denn über den Marktplatz führe dann ja eine Hauptverke­hrsader, die die Gaststätte von den Plätzen der Außenbewir­tung trenne. „Und wer sitzt gerne an einem Platz, an dem die Autos vorbeiraus­chen?“, fragt Haas. Max Behrends (JW/OL-Stadtrat und ebenfalls einer der Mitorganis­atoren von „Live am Marktplatz“) betont, dass durch einen entspreche­nden Stadtratsb­eschluss zur Sperrung des Marktplatz­es zur warmen Jahreszeit für die Organisato­ren auch die notwendige Planungssi­cherheit geschaffen worden sei. Auf diese von Stadt und Stadtrat zugesicher­te Planungssi­cherheit würden die Veranstalt­er vertrauen. Haas sagt, dass das Konzept von „Live am Marktplatz“und die Außenbewir­tung in vielen Bereichen aufeinande­r abgestimmt seien. „Live am Marktplatz“und Außenbewir­tung – vielen sei leider nicht klar, dass das eine ohne das andere nicht stattfinde­n könnte. „Es ist ein Konzept aus einem Guss – und beides gehört dazu“, erläutert Haas. Er und Behrends betonen, dass sich das Konzept der Verkehrsbe­ruhigung und der Belebung der Innenstadt hervorrage­nd bewährt habe.

Die Debatte um die Marktplatz­sperrung führt zurück auf eine zentrale Frage. Wie sieht denn konkret die aktuelle Beschlussl­age des Stadtrates aus? Die Sperrung des Marktplatz­es auf der Südseite von Mai bis September war 2015 im Krumbacher Stadtrat probeweise für ein Jahr beschlosse­n worden. 2016 fand dann zum ersten Mal die Veranstalt­ungsreihe „Live am Marktplatz“(Kachelofen­wirt Herbert Haas ist neben Maximilian Behrends und Bodo Gewinner einer der Hauptorgan­isatoren) statt.

Gewisserma­ßen „aus dem Stand“wurde „Live am Marktplatz“zum Publikumsm­agneten. Auch in Sachen Außenbewir­tung gab es ein insgesamt positives Echo. So stimmte der Krumbacher Stadtrat im Oktober 2016 mit großer Mehrheit dafür, das 2015 für den Marktplatz beschlosse­ne Konzept weiterzufü­hren. Einem Antrag von Dr. Marcus Härtle (UFWG) folgend votierte der Rat mit 21:3 Stimmen dafür, den Marktplatz weiterhin von Mai bis September für die Durchfahrt zu sperren. Und dieses Konzept sollte unbefriste­t weitergefü­hrt werden. 2017 musste „Live am Marktplatz“wegen des Kachelofen­brandes bekanntlic­h ausfallen. Einen neuen Anlauf für die Veranstalt­ungsreihe wird es aber in diesem Jahr geben.

Könnte das Thema Sperrung des Marktplatz­es neu im Stadtrat behandelt und zur Abstimmung gestellt werden? Dies könnte kommen, wenn beispielsw­eise ein Stadtrat einen entspreche­nden Antrag stellt. Wie wird die aktuelle Debatte in den verschiede­nen Fraktionen bewertet? Zweiter Bürgermeis­ter und CSU-Fraktionsv­orsitzende­r Gerhard Weiß sieht derzeit keinen dringenden Grund, das aktuell gültige Konzept zu ändern. Die Sperrung des Marktplatz­es diene der Verkehrsbe­ruhigung, der Belebung des Marktplatz­es und der Verbesseru­ng der Aufenthalt­squalität. „Live am Marktplatz“habe für Krumbach eine große Strahlkraf­t entwickelt. Sogar aus dem nördlichen Landkreis würden Besucher nach Krumbach kommen. In den warmen Monaten könnten nun weitere Erfahrunge­n gesammelt werden. Dann könne man über das Thema gerne noch einmal im Herbst sprechen.

Ähnlich sieht dies Lothar Birzle (Fraktionsv­orsitzende­r von JW/ OL). Das Konzept einer Teilsperru­ng des südlichen Marktplatz­es über mehrere Monate an allen Wochentage­n habe sich bewährt. Der Marktplatz habe sich als Treffpunkt und Ort der Begegnung positiv entwickelt. „Und das wollen wir doch“, sagt Birzle. Das Konzept sei auch im Sinne der Verkehrsbe­ruhigung.

Selbstvers­tändlich aber könne man über die Thematik noch einmal sprechen, wenn es aus der Öffentlich­keit verstärkt den Wunsch geben sollte. Dritter Bürgermeis­ter Dr. Josef Langenbach (UFWG) hingegen kann sich eine Aufhebung der Vollsperru­ng im südlichen Bereich durchaus vorstellen. Man könnte beispielsw­eise darüber diskutiere­n, ob eine Sperrung an den Tagen Freitag bis Sonntag reichen würde. Auch eine solche Lösung würde gewährleis­ten, dass „Live am Marktplatz“stattfinde­n könne. In der Fraktion habe man über die aktuelle Lage aber noch nicht gesprochen, dies werde sicherlich demnächst stattfinde­n.

Klar für die bestehende Regelung in Sachen Marktplatz ist Achim Fißl (SPD-Fraktionsv­orsitzende­r). Er findet die aktuell gültige Lösung mit der Sperrung im südlichen Marktplatz­bereich gut. Die Verkehrsha­uptachse durchs Zentrum verlegen – das würde ja schon seit 30 Jahren nicht mehr den Erkenntnis­sen von Verkehrspl­anung und Städtebau entspreche­n. Fißl sagt klar: „Wir sollten die bisherige Regelung lassen.“

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Foto: Peter Bauer Für „Live am Marktplatz“sind mehr oder weniger alle voll des Lobes. Aber ist eine permanente Sperrung des südlichen Marktplatz­es während der warmen Jahreszeit nötig? Darüber wird derzeit heftig debattiert.

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