Mittelschwaebische Nachrichten
Debatte um Marktplatz
Verkehr Werbegemeinschaft sieht Vollsperrung durchaus skeptisch. Warum es im Stadtrat offensichtlich weiter eine Tendenz für die bisherige Regelung gibt
Soll der Krumbacher Marktplatz zur warmen Jahreszeit auf der Südseite für den Verkehr komplett gesperrt bleiben? In die Debatte kommt Bewegung.
Krumbach Die Zuspitzung dieser Debatte kam zu diesem Zeitpunkt durchaus unerwartet. Denn bis zum Start der Veranstaltungsreihe „Live am Marktplatz“ist es noch eine Weile hin und derzeit ist der Krumbacher Marktplatz durchgehend befahrbar. Doch ab Mai sieht es anders aus, der Süden des Marktplatzes soll dann wieder bis September permanent für die Durchfahrt gesperrt werden. Macht das Sinn? Der Krumbacher Thomas Bäurle hat vor Kurzem eine Unterschriftenaktion gegen eine monatelange Sperrung über sieben Tage die Woche gestartet. Bürgermeister Fischer hat betont, dass er an der Vollsperrung zur warmen Jahreszeit festhalten möchte (wir berichteten). Doch in der Debatte gibt es auch andere Akzente. Christa Striegel, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, sagt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass sich viele Kunden gegen eine Vollsperrung des Marktplatzes ausgesprochen hätten.
Die Werbegemeinschaft stehe zu „Live am Marktplatz“, hebt sie hervor. Doch der Schwerpunkt der Veranstaltungsreihe liege am Samstag. So sei es legitim, darüber nachzudenken, ob eine Öffnung des Marktplatzes während der warmen Jahreszeit an anderen Wochentagen möglich wäre. Bei der Verkehrsführung in der Innenstadt müsse man auch an Geschäfte und Kunden denken. Krumbach müsse befahrbar bleiben, erklärt Christa Striegel. Mit Blick auf die Bewirtung, die von Mai bis September auf dem Marktplatz stattfindet, sagt Christa Striegel, dass es leider eben auch viele Regentage gebe. So müsse man sich mit Blick auf die Bewirtung fragen, ob eine Vollsperrung des Marktplatzes auf der Südseite verhältnismäßig ist. Bezüglich der Umfahrung eines gesperrten Marktplatzes sieht sie die Nassauer Straße als kritische Engstelle.
Kachelofenwirt und „Live am Marktplatz“-Mitorganisator Herbert Haas hofft auf eine „Versachlichung“der Debatte. Live am Marktplatz werde nicht nur von Sponsoren, sondern zu einem großen Teil aus den Einnahmen vom Restaurant Kachelofen Krumbach finanziert, schreiben die Veranstalter auf der Facebookseite von „Live am Marktplatz“. Es sei schlichtweg nicht möglich, die Kosten zu decken, wenn dem Veranstalter Haas diese Einnahmequelle wegbreche. „Nur eine kontinuierliche Bewirtung den ganzen Sommer über ermöglicht es uns, Live am Markt- platz weiter stattfinden lassen zu können, ohne Verluste einzufahren“, heißt es dort weiter. Im Gespräch mit unserer Zeitung stellt Haas klar, dass „Live am Marktplatz“und die Außenbewirtung in einem Konzept untrennbar miteinander verbunden seien. Eine Aufhebung der Sperrung beispielsweise unter der Woche? Dann mache eine Außenbewirtung keinen Sinn mehr, sagt Haas, denn über den Marktplatz führe dann ja eine Hauptverkehrsader, die die Gaststätte von den Plätzen der Außenbewirtung trenne. „Und wer sitzt gerne an einem Platz, an dem die Autos vorbeirauschen?“, fragt Haas. Max Behrends (JW/OL-Stadtrat und ebenfalls einer der Mitorganisatoren von „Live am Marktplatz“) betont, dass durch einen entsprechenden Stadtratsbeschluss zur Sperrung des Marktplatzes zur warmen Jahreszeit für die Organisatoren auch die notwendige Planungssicherheit geschaffen worden sei. Auf diese von Stadt und Stadtrat zugesicherte Planungssicherheit würden die Veranstalter vertrauen. Haas sagt, dass das Konzept von „Live am Marktplatz“und die Außenbewirtung in vielen Bereichen aufeinander abgestimmt seien. „Live am Marktplatz“und Außenbewirtung – vielen sei leider nicht klar, dass das eine ohne das andere nicht stattfinden könnte. „Es ist ein Konzept aus einem Guss – und beides gehört dazu“, erläutert Haas. Er und Behrends betonen, dass sich das Konzept der Verkehrsberuhigung und der Belebung der Innenstadt hervorragend bewährt habe.
Die Debatte um die Marktplatzsperrung führt zurück auf eine zentrale Frage. Wie sieht denn konkret die aktuelle Beschlusslage des Stadtrates aus? Die Sperrung des Marktplatzes auf der Südseite von Mai bis September war 2015 im Krumbacher Stadtrat probeweise für ein Jahr beschlossen worden. 2016 fand dann zum ersten Mal die Veranstaltungsreihe „Live am Marktplatz“(Kachelofenwirt Herbert Haas ist neben Maximilian Behrends und Bodo Gewinner einer der Hauptorganisatoren) statt.
Gewissermaßen „aus dem Stand“wurde „Live am Marktplatz“zum Publikumsmagneten. Auch in Sachen Außenbewirtung gab es ein insgesamt positives Echo. So stimmte der Krumbacher Stadtrat im Oktober 2016 mit großer Mehrheit dafür, das 2015 für den Marktplatz beschlossene Konzept weiterzuführen. Einem Antrag von Dr. Marcus Härtle (UFWG) folgend votierte der Rat mit 21:3 Stimmen dafür, den Marktplatz weiterhin von Mai bis September für die Durchfahrt zu sperren. Und dieses Konzept sollte unbefristet weitergeführt werden. 2017 musste „Live am Marktplatz“wegen des Kachelofenbrandes bekanntlich ausfallen. Einen neuen Anlauf für die Veranstaltungsreihe wird es aber in diesem Jahr geben.
Könnte das Thema Sperrung des Marktplatzes neu im Stadtrat behandelt und zur Abstimmung gestellt werden? Dies könnte kommen, wenn beispielsweise ein Stadtrat einen entsprechenden Antrag stellt. Wie wird die aktuelle Debatte in den verschiedenen Fraktionen bewertet? Zweiter Bürgermeister und CSU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Weiß sieht derzeit keinen dringenden Grund, das aktuell gültige Konzept zu ändern. Die Sperrung des Marktplatzes diene der Verkehrsberuhigung, der Belebung des Marktplatzes und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität. „Live am Marktplatz“habe für Krumbach eine große Strahlkraft entwickelt. Sogar aus dem nördlichen Landkreis würden Besucher nach Krumbach kommen. In den warmen Monaten könnten nun weitere Erfahrungen gesammelt werden. Dann könne man über das Thema gerne noch einmal im Herbst sprechen.
Ähnlich sieht dies Lothar Birzle (Fraktionsvorsitzender von JW/ OL). Das Konzept einer Teilsperrung des südlichen Marktplatzes über mehrere Monate an allen Wochentagen habe sich bewährt. Der Marktplatz habe sich als Treffpunkt und Ort der Begegnung positiv entwickelt. „Und das wollen wir doch“, sagt Birzle. Das Konzept sei auch im Sinne der Verkehrsberuhigung.
Selbstverständlich aber könne man über die Thematik noch einmal sprechen, wenn es aus der Öffentlichkeit verstärkt den Wunsch geben sollte. Dritter Bürgermeister Dr. Josef Langenbach (UFWG) hingegen kann sich eine Aufhebung der Vollsperrung im südlichen Bereich durchaus vorstellen. Man könnte beispielsweise darüber diskutieren, ob eine Sperrung an den Tagen Freitag bis Sonntag reichen würde. Auch eine solche Lösung würde gewährleisten, dass „Live am Marktplatz“stattfinden könne. In der Fraktion habe man über die aktuelle Lage aber noch nicht gesprochen, dies werde sicherlich demnächst stattfinden.
Klar für die bestehende Regelung in Sachen Marktplatz ist Achim Fißl (SPD-Fraktionsvorsitzender). Er findet die aktuell gültige Lösung mit der Sperrung im südlichen Marktplatzbereich gut. Die Verkehrshauptachse durchs Zentrum verlegen – das würde ja schon seit 30 Jahren nicht mehr den Erkenntnissen von Verkehrsplanung und Städtebau entsprechen. Fißl sagt klar: „Wir sollten die bisherige Regelung lassen.“