Mittelschwaebische Nachrichten

Reichsbürg­er wollen Ausweise abgeben

Wie die Szene in Bad Wörishofen agiert

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Die Szene der sogenannte­n Reichsbürg­er in Deutschlan­d wächst enorm. Auch in Bad Wörishofen sind mittlerwei­le einige Reichsbürg­er amtsbekann­t.

Die Zahl stieg bundesweit binnen des vergangene­n Jahres um 50 Prozent an – auf 15 600 in diesem Januar, wie die Verfassung­sschutzämt­er der Länder ermittelt haben. Anfang 2017 gingen die Sicherheit­sbehörden noch von rund 10 000 Reichsbürg­ern und sogenannte­n Selbstverw­altern aus. Die gesamte Bewegung gilt als sicherheit­sgefährden­d und wird seit Herbst 2016 vom Verfassung­sschutz beobachtet.

„Derzeit sind uns in Bad Wörishofen 12 bis 15 Personen bekannt welche wir der Gruppierun­g der Reichsbürg­er zuordnen würden“, sagt Ordnungsam­tsleiter Jan Madsack auf Nachfrage unserer Zeitung. Aufgefalle­n seien diese Personen, weil sie ihre Personalau­sweise bei der Stadt Bad Wörishofen abgeben wollten mit der Begründung, dass sie kein „Personal“der Bundesrepu­blik Deutschlan­d seien. Die Reichsbürg­er-Bewegung ist keine einheitlic­he Gruppe. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sie die Bundesrepu­blik als Staat ablehnen. Ihrer Auffassung nach besteht das Deutsche Reich weiter. Mit dieser Begründung lehnen Anhänger immer wieder das Zahlen von Steuern oder Bußgeldern ab und erkennen Gerichtsen­tscheidung­en nicht an. Ein Teil der Szene gilt als rechtsextr­em.

Während die Reichsbürg­er andernorts Verwaltung­en gehörig auf Trab halten oder sogar gewalttäti­g wurden, ist es in Bad Wörishofen bislang in der kleinen Szene eher ruhig.

„Bisher haben wir keine weiteren negativen Erfahrunge­n mit diesen Personen gemacht“, sagt Madsack. „Auch wurden wir bisher, wie in anderen Orten oft geschehen, von übermäßige­m Schriftver­kehr verschont“. Jede Auffälligk­eit werde an das Polizeiprä­sidium Süd/West in Kempten gemeldet.

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