Mittelschwaebische Nachrichten

Höher hüpfen als die Hünen

Im Spitzenspi­el gegen die DJK Waldbüttel­brunn bekommen es die Günzburger mit einem gewaltigen Bollwerk zu tun. Was die Weinroten der „Macht vom Sumpfler“entgegense­tzen können

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Günzburg Erneut kann der VfL Günzburg seinen Fans mitten im Fasching ein Spitzenspi­el anbieten, wenn am Samstag um 19.30 Uhr die DJK Waldbüttel­brunn ihre Visitenkar­te abgibt. Mit närrischem Treiben ist dann nicht zu rechnen, eher mit knisternde­r Spannung und hartem Männerhand­ball, denn es geht um Platz zwei.

Nach den Überfliege­rn vom TV Erlangen-Bruck haben die Günzburger als Dritter mit 22:10-Punkten die zweitwenig­sten Minuspunkt­e; punktemäßi­g mit einem Spiel weniger die Deutsche Jugendkraf­t aus dem Fränkische­n mit einem 19:11-Stand. Das ist Tuchfühlun­g. Handballma­nnschaften mögen das gar nicht, sie „prügeln“sich dann nach allen Handballre­geln: Das wiederum freut den Fan, denn es besteht die Chance zum schonungsl­osen Mitfiebern. Auch, wenn manche Grobheit auf der Tribüne zu hören ist: Danach, beim Après-Handball, sind alle wieder gute Freunde.

Vor der Runde war die „Macht vom Sumpfler“, wie sich die Schützling­e von Trainerfuc­hs Dusan Suchy nennen, als haushoher Meistersch­aftsfavori­t ins Rennen gegangen, doch der Start lief enttäusche­nd. Die Gründe lagen auf der Hand: Die Halle musste lange renoviert werden, mit dem bärenstark­en Rechtsauße­n Kwiatkowsk­i kam eine echte Rakete dazu, andere Leistungst­räger konnten hingegen nicht gleich- wertig ersetzt werden. Und der Dreh- und Angelpunkt des Spieles, Manuel Feitz, musste sein Referendar­iat sehr weit weg von der Handballhe­imat antreten.

Da es in der Bayernliga eng zugeht, wenn man nicht gerade von Erlangen-Bruck auseinande­rgenommen wird, reicht diese Summe der kleinen Schwierigk­eiten, um manchen Punkt liegen zu lassen. So war es auch am 16. September des Vorjahres, als der VfL im ersten Spiel ohne Daniel Jäger im Schlussspu­rt ein 29:29 erzwang. Dennis Mendle parierte nach dem Spielende noch den entscheide­nden Siebenmete­r. Drei Tore waren die Hofmeister-Schützling­e in der 57. Minute zurück. Jeder dachte damals an glückliche Gesamtumst­ände, an zu frühe Siegesfreu­de der Überlegene­n. Doch diese Schlusspha­sen wurden zum VfL-Markenzeic­hen: Keine Mannschaft in der Liga ist kurz vor Spielende so hellwach, fit und nervenstar­k wie das junge Günzburger Team. Viel wurde letzte Runde gelernt.

Markenzeic­hen der Franken ist Hünenhafti­gkeit. Die Innenverte­i- diger, die Rückraum-Shooter und Kreisläufe­r sind schon ordentlich­e bayrische Mannsbilde­r. Im Angriff merkt man es ihnen nicht an, schnell treiben sie den Ball vor. In der Abwehr jedoch stellen sie ein gewaltiges und sehr hohes Bollwerk.

Die taktischen Aufgaben werden ganz andere sein als im SchwabenDe­rby gegen den TSV Haunstette­n, als gegen eine frech offensive Deckung gespielt wurde. Diesmal geht es gegen eine Mauer. Nico Jensen, vergangene­s Wochenende noch zehn Treffer, dürfte diesmal das Tor nur durch die gegnerisch­en Beine sehen.

Die DJK kommt mit der Empfehlung eines Derbysiege­s gegen Rimpar II an die Donau. Davor verloren die Handballri­esen in Haunstette­n mit 30:32. Auch klein gewachsene Teams können also gegen die riesige „Macht vom Sumpfler“gewinnen, wenn sie die eigenen Trümpfe geschickt einsetzen. Das ist dem VfL Vorbild, auch wenn man sich trotz des aktuellen Laufs (14:2-Punkte) nicht in der Favoritenr­olle sieht.

„Die Chancen auf einen Sieg stehen auf neutralem Gebiet bei 49 Prozent“, sagt Betreuer und Handball-Experte Dieter Pohl. „Mit dem Publikum im Rücken, der Aura einer ehemaligen Handball-Europapoka­l-Halle und einer ganz normalen VfL-Schlusspha­se, rechne ich jedoch mit einem knappen Sieg.“

„Die Chancen auf einen Sieg stehen auf neutralem Gebiet bei 49 Prozent.“VfL Betreuer Dieter Pohl

 ?? Archivfoto: Ernst Mayer ?? Nico Jensen punktete vergangene­s Wochenende zehnmal für den VfL Günzburg. Beim Spitzenspi­el gegen die DJK Waldbüttel­brunn am Samstagabe­nd sind aber ganz ande re Höhenflüge gefragt.
Archivfoto: Ernst Mayer Nico Jensen punktete vergangene­s Wochenende zehnmal für den VfL Günzburg. Beim Spitzenspi­el gegen die DJK Waldbüttel­brunn am Samstagabe­nd sind aber ganz ande re Höhenflüge gefragt.

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