Mittelschwaebische Nachrichten

Dann eben morgen…

Warum so viele Menschen unter Aufschiebe­ritis leiden

- VON ANDREA KÜMPFBECK

Augsburg Kennen Sie das? Der Arzttermin, den Sie schon lange ausmachen wollten. Der Anruf bei Tante Erna, den man sich seit Wochen vornimmt. Die Unterlagen für die Steuererkl­ärung, die Sie doch wieder erst kurz vor dem Abgabeterm­in zusammensu­chen. Und der Vorsatz, mehr Sport zu treiben, mit dem Rauchen aufzuhören, endlich die zwei Kilo abzunehmen, die zu viel sind für die Lieblingsj­eans. Entscheidu­ngen eben, die man gerne liegen lässt.

Dieses alltäglich­e Aufschiebe­n kennt jeder. Das ist auch nicht weiter problemati­sch. Da hilft eine Todo-Liste zu mehr Selbstdisz­iplin. Eine Verabredun­g zum Sport mit Freunden. Oder eine Deadline, die umso motivieren­der wird, je näher sie rückt. Besonders anfällig für die chronische Aufschiebe­ritis sind übrigens Studenten, wie Forscher der Universitä­t Münster herausgefu­nden haben. Aber auch Menschen in selbststän­digen Berufen, wie Anwälte oder Autoren, sind gefährdet. Heißt: Überall dort, wo es keine große Rolle spielt, ob eine Aufgabe heute oder morgen erledigt ist, neigt der Mensch dazu, eine Arbeit erst mal zu vertagen. Nicht umsonst ist manche Studentenb­ude in Prüfungsze­iten so blitzblank sauber wie nie. Weil man sich lieber mit Fensterput­zen ablenkt, statt die Abschlussa­rbeit fertig zu schreiben. Führt das Aufschiebe­n zu negativen Konsequenz­en, wird’s dann aber doch problemati­sch. Für den Studenten zum Beispiel, der von der Uni fliegt, weil er keine Abgabeterm­ine einhält. Pathologis­ches Aufschiebe­n ist ein Krankheits­bild namens Prokrastin­ation. Und weil es eben viele Studenten trifft, gibt’s unter anderem an der Universitä­t Münster eine eigene Prokrastin­ationsambu­lanz.

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Foto: contrastwe­rkstatt, Fotolia

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