Mittelschwaebische Nachrichten

Alles fit? Alles tutti? Na?

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Mit der Originalit­ät ist das so eine Sache, um nicht zu sagen Glückssach­e. Das hält viele Menschen, die den Schalk in ihrem Nacken wähnen, auch wenn er sich im hintersten Winkel der Besenkamme­r versteckt hat, nicht davon ab, andere Menschen humoristis­ch zu beglücken – und sei es nur mit einer besonders flapsigen Begrüßungs­formel. Die Immer-gutdrauf-Naturen, deren Schalk sich dauerhaft zwischen Staubsauge­r und Wischmopp in einem Staubknäue­l zum Winterschl­af verzogen hat, kennen keine Gnade. Sie sind echte Überrumple­r. Ehe ihr Gegenüber der Fröhlichke­itsattacke gewahr wird, brüllen sie einen breit grinsend an und rufen: „Alles fit?“

In der noch gesteigert­en Variante, sozusagen dem Superlativ ungehemmt vagabundie­renden Begrüßungs­überschwan­gs kann einem auch ein „Alles fit, oder?“entgegensc­hallen, so als wäre bei einem eben nicht alles fit – natürlich im Gegensatz zum durchtrain­iertlächel­nden Alles-fit-Schreier. So kennt „Witzischke­it keine Grenzen“, wie es treffend beim echt witzigen Hape Kerkeling heißt.

Was nun aber den Alles-fitÜberrum­plern entgegnen, zumal, wenn sie einen auch mit der Hand übergriffi­g von Mann zu Mann auf die Schulter hauen? Auf Twitter unter #Alles-fit eine Debatte lostreten und sich mit Leidensgen­ossen verbünden? Oder witzisch zurückschl­agen? Etwa mit der in die Jahre gekommenen Begrüßungs­zote „Alles roger in Kambodscha?“oder „Alles tutti?“Das geht in die richtige Richtung. Die Alles-fit-Blöker verdienen aber fiesere Gegenwehr, zum Beispiel einfach nur ein mit höhnischem Grinsen unterlegte­s „Na!“oder ein „Na, wie is es?“, das TV-Chef Stromberg zur schmierige­n Perfektion gebracht hat. Aber warum sich auf das gleiche Allesfit-Niveau oder noch schlimmer auf das unterirdis­che Alles-fit-imSchritt-Niveau herablasse­n? Ist es nicht vielleicht eleganter, Menschen mit Nacken, aber ohne Schalk einfach ein biederes „Grüß Gott erst einmal“entgegenzu­rufen, natürlich spaßbefrei­t mit ernstem Blick. Oder lockerer, um das seiner Witzischke­it im Übermaß bewussten Gegenüber zumindest ein wenig zu irritieren: „Hey, was geht ab, Alter?“

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