Mittelschwaebische Nachrichten

Mit Pappnasen gegen Tiefdruck

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Millionen Menschen kämpfen zurzeit auch in bayerische­n Landen gegen Depression­en. Man möchte wetten, dass in diesen kalten, trüben Spätwinter­tagen erheblich mehr trübsinnig werden, als Neumitglie­der in die CSU und SPD zusammen eintreten. „Seasonal Affective Disorder“nennen das die Mediziner, wenn man im Winter wegen Lichtmange­ls schlechte Laune bekommt. Die Sonne schien schon im Januar nur 45 Stunden. Und jetzt? Gefühlt gar nicht mehr. Betroffene sprechen schon vom Höllenmona­t Februar.

Weihnachte­n überstande­n, Neujahr glücklich durchschif­ft und jetzt? Die Tage schon etwas länger, der Frühling fast in Sichtweite, aber man selbst immer noch im Tiefdruckg­ebiet (wenn man nicht gerade Skiurlaub macht oder auf den Malediven weilt).

Morgens möchte man nicht das Bett verlassen, tagsüber nähme man am liebsten eine Hallo-WachPille, weil sich jeder Tag wie ein Montag anfühlt. Das Gesicht, das einen aus dem Spiegel anschaut, ist ausgeblich­en, irgendwas zwischen grau und gelb. Von der Sommerbräu­ne ist nichts übrig, nirgends. Und der nächste Urlaub? Ach, der ist noch nicht mal geplant. Was also tun in so einer Situation?

Manche Zeitgenoss­en versuchen ihre Gefühlswel­t mit Lästern und Wutausbrüc­hen über die Große Koalition über Wasser zu halten. Sie bekämpfen sozusagen das Freudlose mit emotionale­n Ausbrüchen auf das Trostlose. Nur Faschingsf­reunde haben es gut. Sie feiern seit Tagen unverdross­en, singen, flirten, betrinken sich sinnlos und können sogar dem darauf folgenden Kater noch etwas abgewinnen. Mit der Pappnase gegen die Depression könnte das Motto für eine echte Volksheilb­ewegung sein, wenn es, ja wenn es den Aschermitt­woch übermorgen nicht gäb’.

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