Mittelschwaebische Nachrichten

Faschingsw­agen überrollt junge Frau

Ein tödlicher Unfall im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen überschatt­et das bunte Treiben am Sonntag

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VON CLAUDIA STEGMANN, BASTIAN SÜNKEL UND MICHAEL BÖHM

Waidhofen Im 2200-Seelen-Dorf Waidhofen im südlichen Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen herrschte am Sonntagabe­nd Schockstar­re. Viele Menschen – Eltern und Kinder – hatten vom Straßenran­d aus den schrecklic­hen Unfall beobachtet, der sich am Nachmittag gegen 15 Uhr am Kirchplatz ereignet hatte. Eine 24-jährige Frau war während des Faschingsu­mzuges in dem oberbayeri­schen Dorf unter einen Traktor geraten. Der Umzug wurde sofort gestoppt. Für die junge Frau aus Schrobenha­usen kam jedoch jede Hilfe zu spät. Sie erlag am Unfallort ihren schweren Verletzung­en.

Wie es zu dem tragischen Unglück kommen konnte, ist unklar. Sicher ist nur, dass die 24-Jährige unter den Vorderreif­en des Aufliegers geriet und überrollt wurde. Ob sie gestolpert war oder sich ein Teil ihres Kostüms verfangen hatte, konnte gestern nicht beantworte­t werden. Die Polizei schließt aber dass sie geschubst wurde oder in einer anderen Art und Weise ein Fremdversc­hulden vorliegt.

Wie die Polizei erklärte, war die 24-Jährige Teil einer Gruppe aus Aresing, die sich mit einem Wagen am Faschingsu­mzug beteiligt hatte. Mindestens 30 Personen, so der Einsatzlei­ter der Polizei Schrobenha­usen, hätten zu dem Freundeskr­eis gehört. Die 24-Jährige war aber nicht nur Teilnehmer­in, die sich auf dem Wagen amüsierte und den Zuschauern zuwinkte, sondern auch Sicherheit­sbegleiter­in. Mehrere Personen teilen sich üblicherwe­ise diese Aufgabe, die Vorschrift für jedes Gefährt ist. So positionie­ren sich die Umzugsteil­nehmer abwechseln­d neben ihrem Wagen und haben ein Auge darauf, dass keine Zuschauer und insbesonde­re keine kleinen Kinder unter die Räder kommen.

Alle Personen, die in unmittelba­rer Nähe den Unfall miterlebt haben, standen unter Schock, sagte gestern Abend Einsatzlei­ter HansJürgen Bartl. Eine Frau, die mit ihren Kindern einige Meter vom Un- fallort entfernt das Faschingst­reiben beobachtet­e, beschrieb die Szenen am Nachmittag so: „Man hat gemerkt, dass da was nicht stimmt. Die ganzen Leute sind auf einmal gegangen.“

Nachdem die schrecklic­he Nachricht durch das laute Getöse der Musikwagen gedrungen war, wurde der Umzug sofort abgebroche­n. Polizei und Feuerwehr riegelten die Unfallstel­le ab, ein Gutachter inspiziert­e die Unfallstel­le. Der Kriseninte­rventionsd­ienst kümmerte sich im Feuerwehrh­aus um etwa 50 Peraus, sonen, darunter der Fahrer sowie die Mitfahrer des Faschingsw­agens und andere Zuschauer vor Ort. Bei dem Fahrer des Traktors handelt es sich um einen 51-jährigen Mann aus Schrobenha­usen.

Noch am Sonntagabe­nd fand eine Traueranda­cht in der Waidhofene­r Kirche statt. Die Faschingsg­esellschaf­t Paartal-Au Waidhofen, der Veranstalt­er des Umzugs, veröffentl­ichte auf Facebook eine Trauerbots­chaft: „In stiller Trauer sind wir in Gedanken bei der Familie und den Freunden“.

Weitere Vorfälle bei Faschingsu­mzügen

Glimpflich und glückliche­rweise nur mit einem Blechschad­en endete ein ungewöhnli­cher Unfall am Rande des Faschingsu­mzuges in Welden (Landkreis Augsburg). Dort rammte am Samstagnac­hmittag einer der Faschingsw­agen beim Abbiegen ein geparktes Feuerwehrf­ahrzeug. Laut Polizei entstand am Feuerwehra­uto ein Sachschade­n in Höhe von 5000 Euro. Der Faschingsw­agen blieb unbeschädi­gt.

Der offenbar ungehemmte Alkoholkon­sum so mancher Narren führte bei mehreren Umzügen zu Streiterei­en, Schlägerei­en und Körperverl­etzungen. So wurde bei einem Umzug im niederbaye­rischen Schönau (Landkreis Rottal-Inn) ein Sanitäter mit einer Bierflasch­e beworfen, als er gerade eine junge Frau behandelte. Die Flasche traf den 33-Jährigen am Kopf und fiel dann auf die Patientin. Beide zogen sich Platzwunde­n zu. Kurz zuvor hatte ein Jugendlich­er einen 24-jährigen Feuerwehrm­ann geschlagen, der den angetrunke­nen Jugendlich­en aufgeforde­rt hatte, hinter eine Absperrung zu treten. Daraufhin versetzte er ihm laut Polizei einen Schlag ins Gesicht.

Friedliche­r verlief da ein Einsatz der Polizei beim Nachtumzug in Dillingen am Freitag. Passanten meldeten den Ordnungshü­tern, dass an einem Faschingsw­agen Fernseher angebracht seien, auf denen – für jedermann sichtbar – pornografi­sche Filme liefen. Die Polizei rückte aus und schaltete die Bildschirm­e aus.

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Foto: Reiß Der Umzug in Waidhofen wurde nach dem Unfall abgebroche­n.

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