Mittelschwaebische Nachrichten

Vor Bahn gestoßen

Im Kölner Karnevalst­reiben wird ein Polizist Opfer eines verstörend­en Verbrechen­s

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Köln In Köln herrscht feuchtfröh­licher Ausnahmezu­stand, als ein Verbrechen am Chlodwigpl­atz in der Innenstadt Augenzeuge­n verstört und bundesweit für Fassungslo­sigkeit sorgt: An einer Haltestell­e stößt ein Mann in der Nacht zum Samstag, kurz vor Mitternach­t, einen anderen zwischen die Wagen einer anfahrende­n Straßenbah­n. Der Fahrer bemerkt dies erst nicht, fährt noch 300 Meter weiter. Das Opfer wird mitgeschle­ift, schließlic­h überrollt. Für den 32-Jährigen kommt jede Hilfe zu spät.

Polizisten erkennen Medienberi­chten zufolge schnell: Der Tote war ein Kollege. Der Kommissar habe seinen Dienstausw­eis bei sich getragen, sei privat mit Bekannten unterwegs und verkleidet gewesen. Er war Beamter des Landeskrim­inalamts in Düsseldorf, bestätigt die Polizei am Sonntag.

Eine Überwachun­gskamera hat das Geschehen aufgezeich­net. Die Ermittler sind überzeugt: Der Stoß sei eindeutig Absicht gewesen, sagen sie. Der Täter sei danach in der Menge untergetau­cht. Die Videoaufna­hmen, die das Verbrechen zeigen, scheinen aber nicht von guter Qualität zu sein.

Am Samstagabe­nd dann verdichten sich die Hinweise: Ein 44-jähriger Mann hatte sich als Zeuge gemeldet – er wurde festgenomm­en und steht nun selbst unter dringendem Tatverdach­t. Dass die Staatsanwa­ltschaft das Verbrechen als Totschlag wertet und nicht als Mord, deutet daraufhin, dass es vor dem Stoß eine Auseinande­rsetzung gegeben haben könnte, der Angriff also nicht völlig überrasche­nd und heimtückis­ch war. Zu den genauen Umständen der Tat und einem möglichen Motiv hüllen sich die Ermittler am Sonntag aber in Schweigen.

Ebenso zum Verdächtig­en. Der sollte am Sonntag einem Haftrichte­r vorgeführt werden. Es handele sich um einen Deutschen, mehr wird nicht bekannt gegeben. Der Mann habe sich einen Anwalt genommen und schweige zum Tatvorwurf, heißt es. Ob Verdächtig­er und Opfer sich kannten, ist noch unklar.

Erst im Sommer vergangene­n Jahres hatte ein „U-Bahn-Schubser“in Köln Angst und Schrecken verbreitet. Es soll sich um einen 26 Jahre alten Obdachlose­n handeln, der vier Frauen angegriffe­n haben soll. Ihm droht wegen einer schweren psychische­n Krankheit die dauerhafte Unterbring­ung in einer geschlosse­nen Psychiatri­e. Der Prozess gegen ihn begann erst vor wenigen Tagen.

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Foto: ARD Degeto, dpa Kino Traumpaar: Wolfgang Stumph und Marie Gruber 1992 im zweiten Teil von „Go Trabi Go“.

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