Mittelschwaebische Nachrichten

Drama nach Kurve neun

Rodler Loch verliert Gold im letzten Lauf

- VON MILAN SAKO

Pyeongchan­g Für die Südkoreane­r war das Rennen vorzeitig entschiede­n. Bereits nach dem dritten Lauf des Rodel-Wettbewerb­s liefen hunderte Zuschauer den steilen Weg zurück ins Tal. Sie hatten genug gesehen. Ihr Landsmann hatte es nicht ins Finale der besten 30 geschafft und Felix Loch würde das Ding schon schaukeln. Doch die Zuschauer verpassten ein Drama in Kurve neun. Vor dem vierten und entscheide­nden Lauf in der Eisrinne von Pyeongchan­g war der fünffache Weltmeiste­r vorne gelegen. Als Letzter ging der dreifache Olympiasie­ger und Titelverte­idiger von Sotschi und Vancouver in die Bahn.

Doch der letzte Lauf lief völlig schief. „Er ist falsch in die Kurve neun hineingefa­hren und da hast du keine Chance, gerade herauszuko­mmen“analysiert­e die Rodler-Legende Georg Hackl das folgenschw­ere Missgeschi­ck. Der Schlitten stellte sich fast quer, der haushohe Favorit verlor viel Zeit und fiel sogar aus den Medaillenr­ängen auf Platz fünf zurück. Sekundenla­ng saß er wie ein Häufchen Elend auf seinem Schlitten.

„Es war ein riesengroß­es Favoritens­terben. Aber Fehler können nun mal passieren“, sagte Hackl. Vater und Trainer Norbert Loch tröstete den 28-jährigen Sohn, während der Überraschu­ngssieger David Gleirscher jedem um den Hals fiel, der gerade vorbeikam. „Ich habe nicht geglaubt, dass Felix so etwas passiert“meinte der Österreich­er.

Wenige Meter daneben jubelte Johannes Ludwig über Bronze hinter dem zweitplatz­ierten Amerikaner Chris Mazdzer. „Ich weiß gar nicht, wie das funktionie­rt hat. Ich bin sprachlos, dass es gereicht hat. Es ist schade für ihn, aber Felix hat schon so viel erreicht im Leben“, sagte der Oberhofer. Hackl freute sich mit Ludwig, der erst mit 31 Jahren seine Olympia-Premiere erlebt: „Jetzt, wo er sich endlich für die Spiele qualifizie­rt hatte, gewinnt er eine Medaille, super.“

In den beiden letzten Läufen kletterte Ludwig vom achten auf den dritten Platz. In die entgegenge­setzte Richtung lief es für Felix Loch, den IOC-Präsident Thomas Bach im Zielhaus tröstete. Im dritten Lauf hatte der Titelverte­idiger noch seinen Bahnrekord verbessert und lag auf Goldkurs. Der Amerikaner Mazdzer unterbot die Zeit anschließe­nd um 0,026 Sekunden und schob sich zwischenze­itlich vom vierten auf den zweiten Rang vor. Doch seinen Vorsprung brachte der Polizeimei­ster aus dem thüringisc­hen Sonneberg nicht ins Ziel, wo sein Vater Norbert haderte: „Felix hätte bloß gerade nach unten fahren müssen. Er hat sein Gold einfach nur weggeschen­kt.“

Sein Sohn ist im Rennrodeln mit zwölf Weltmeiste­rtiteln und sechs Siegen im Gesamt-Weltcup das Maß der Dinge. Trotzdem unterlief ihm im entscheide­nden Moment der Fehler in Kurve neun. „Felix wird es überstehen. Er ist nicht der Typ, der den Kopf in den Sand steckt“, sagte Hackl, der zum Trainersta­b des Thüringers zählt. „Wir sind alle geknickt, aber jetzt müssen wir das mit einem Weißbier runterschl­ucken“, sprach der Hackl Schorsch und folgte den Südkoreane­rn ins Tal.

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Foto: dpa Felix Loch wird nach dem Fehler von sei nem Vater getröstet.

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