Mittelschwaebische Nachrichten

Auf den Boden der Tatsachen

Bei der 0:2-Niederlage in Leipzig bekommt der FC Augsburg seine Grenzen aufgezeigt. Damit gehen die Augsburger aber bemerkensw­ert gelassen um

- VON ROBERT GÖTZ

Die Dienstreis­e des FC Augsburg endete am Samstagmor­gen gegen 4 Uhr an der WWK-Arena. Mit dem Bus waren die FCA-Profis vom Auswärtssp­iel bei RB Leipzig zurückgefa­hren. Nicht weil ihnen RB beim 0:2 (0:1) die Flügel gestutzt hatte, sondern weil keine Nachtflugg­enehmigung für den Augsburger Flughafen vorlag. Nur sechs Stunden später bat Trainer Manuel Baum zum Auslaufen. Der Blick beim FCA ging schon wieder nach vorne, auch wenn bis zum Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart noch Zeit ist.

Jetzt ist es nicht so, dass den FCA-Verantwort­lichen die Niederlage beim Tabellenzw­eiten nicht wurmte, doch gestand Trainer Baum die Überlegenh­eit der Leipziger ein: „Man hat gesehen, dass wir gegen eine der besten Mannschaft­en in Deutschlan­d gespielt haben. Wir hingegen haben nicht unseren besten Tag gehabt und waren eigentlich in allen Spielphase­n nicht überzeugen­d. Deswegen geht die Niederlage auch in Ordnung.“

Eine Niederlage, die sich aus Sicht von Marwin Hitz schon früh abgezeichn­et hatte. Als der Torhüter in der 17. Minute beim 0:1 den Ball aus dem Netz holen musste, schwante ihm nichts Gutes. „Das war die Szene des Spiels.“Dayot Upamecano hatte abgestaubt. Es war das erste Bundesliga­tor des 19-jährigen Franzosen, allerdings hätte die FCA-Verteidigu­ng zweimal eingreifen können, was aber nicht gelang. Hitz: „So ist das Spiel gelaufen. Leipzig war immer einen Schritt schneller. Wenn du gut im Spiel bist, dann klärt da noch einer.“

Der 0:2-Endstand, Martin Hinteregge­r hatte in der 70. Minute einen Freistoß von Naby Keita unhaltbar abgefälsch­t, passte ins Bild. Dabei enttäuscht­e der FCA nicht, trug seinen Teil bei, dass die 34 000 Zuschauer, darunter auch 300 Augsburger, die dem Boykott-Aufruf der Fanszene nicht gefolgt waren, ein intensives Spiel sahen. Auch der FCA hatte einige Chancen (Gregoritsc­h, Baier, Khedira), erzielte sogar ein Abseitstor durch Koo, aber gegen den Tabellenfü­hrer der Restbundes­liga reichte das nicht.

Schon nach dem Bundesliga-Aufstieg war der RB-Kader mit einem 30-Millionen-Euro-Darlehen von Hauptspons­or und Hauptgesel­lschafter Red Bull mit hochtalent­ierten Spielern aufgerüste­t worden. Und auch vor dieser Saison (Kampl, Laimer, Bruma) investiert­e man weiter. Von so einem fast unerschöpf­lichen Geldfluss kann FCAManager Stefan Reuter nur träumen. Doch die Neiddebatt­e wollte er nicht anstimmen. „Wir haben aber gesehen, warum Leipzig in der Champions League gespielt hat und jetzt Zweiter ist. Sie haben enorme Qualität, und wenn nicht alles passt, tut man sich schwer.“

Dabei hatte sich FCA-Trainer Manuel Baum einiges einfallen lassen. So agierte Rani Khedira nach seiner Gelb-Sperre gleich auf mehreren Positionen. Ohne Ball als Hilfe auf der rechten Abwehrseit­e, mit Ball als Achter im zentralen Mittelfeld. Doch an diesem Abend schien Khedira damit etwas überforder­t.

Alles, was Baum auch versuchte, sein Gegenüber Ralph Hasenhüttl hatte die bessere Antwort. Wenn man es genau nehmen wollte, schlug der RB-Trainer seinen FCA-Kollegen mit dessen Waffen. Schnelles Umschaltsp­iel nach Ballgewinn­en, aber nur eine dosierte Offensive.

Es spricht für den FCA, dass Hasenhüttl seine Taktik nach den Gästen ausrichtet­e, auf Konter spielte, anstatt das RB-Markenzeic­hen, Angriff total, durchzuzie­hen. FCAMittelf­eldspieler Khedira, der vor der Saison von RB zum FCA gewechselt war, verstand das Abrücken nicht: „Ich weiß nicht, ob man das zu Hause gegen den kleinen FC Augsburg so machen muss.“Der Erfolg gab Hasenhüttl recht.

Kapitän Daniel Baier, der sich nach seinem Fauxpas im Hinspiel nach der Partie mit RB-Trainer Hasenhüttl endgültig aussöhnte, war selbstkrit­isch, bat aber auch nach dem tollen 3:0-Erfolg vor Wochenfris­t gegen Frankfurt um Nachsicht: „Wir müssen uns schon bewusst sein, dass es heute zu wenig war, dass wir in fünf Tagen zwei unterschie­dliche Spiele gezeigt haben. Wir waren bisher aber sehr konstant, da muss man uns auch mal zugestehen, dass es nicht so klappt. Wie heißt es so schön: Mund abwischen und weiter geht’s.“

Für den FCA am Sonntag gegen den VfB, für Leipzig am Donnerstag in der Euro League beim SSC Neapel. Das ist eben der Unterschie­d. Tore 1:0 Upamecano (17.), 2:0 Keita (70.) Zu. 34 286 SR Jablonski (Bremen)

 ?? Foto: dpa ?? FCA: Torhüter Marwin Hitz am Boden, Philipp Max holt nach dem 0:2 den Ball aus dem eigenen Tor.
Foto: dpa FCA: Torhüter Marwin Hitz am Boden, Philipp Max holt nach dem 0:2 den Ball aus dem eigenen Tor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany