Mittelschwaebische Nachrichten

„Es ist ein Gefühl der Freiheit“

Drei Mal pro Woche trainiert Lea Czejka in der Burgauer Eishalle Sprünge und Pirouetten. Die 15-Jährige ist sicher: Für deutsche Eiskunstlä­ufer ist eine Goldmedail­le drin. Sie will selbst einmal zu Olympia – allerdings nicht als Athletin

- Das ist ja toll. Interview: Maria Gruber

Olympia hat begonnen. Schaust du dir die Wettkämpfe beim Eiskunstla­uf an? Lea Czejka: Also wenn es läuft, schau ich es mir auf jeden Fall an. Vor allem bei den Paarläufer­n Aljona Savchenko und Bruno Massot.

Bei den Winterspie­len in Vancouver und Sotschi haben Aljona Savchenko und Robin Szolkowy damals Bronze geholt. Czejka: dabei. Die beiden waren sehr gut

Apropos gut dabei. Wie bist du denn damals zum Eiskunstla­ufen gekommen? Czejka: Ich war mit meinem Vater einmal beim öffentlich­en Lauf in Burgau. Da war ich etwa vier Jahre alt. Dort hab ich ein Mädchen gesehen, das Pirouetten gedreht hat. Das fand ich total spannend und ich wollte das unbedingt auch mal ausprobier­en. Ich habe dann in Burgau angefangen. Da wir aber nicht so viel Zeit auf dem Eis hatten und ich immer mehr trainieren wollte, sind meine Eltern mit mir zu einem Probetrain­ing nach Königsbrun­n gefahren. Dort habe ich meine ehemalige Trainerin kennengele­rnt.

Das heißt, du warst jetzt eine Zeit lang in Augsburg. Wie kommt es, dass du wieder in Burgau bist? Czejka: Die Schule war ein Grund. Ich bin jetzt in der 10. Klasse im Abschlussj­ahr der Realschule.

Ich kann mir vorstellen, dass es anstrengen­d war, nach Augsburg zum Training zu fahren. Czejka: Das hat immer sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Ich hab einfach gesagt, die Schule steht jetzt im Vordergrun­d. Ich will nämlich Trainerin werden.

Czejka: Ja, vielleicht auch mal so, dass ich jemanden zu Olympia bringe. Das sind sehr konkrete Pläne. Du selber möchtest aber nicht noch zu Olympia? Czejka: Ich habe viel zu spät angefangen, in Augsburg zu trainieren, da bin ich erst mit neun Jahren hingekomme­n. Davor war ich in Burgau.

So wie ich das verstanden habe, bist du ganz schön rum gekommen. Czejka: Ich habe auch in Oberstdorf trainiert. Das war total cool. Da ist ja das Leistungsz­entrum und da stand ich schon mal mit meinen Idolen auf dem Eis, weil die dort eben auch trainieren. Ich hab auch schon mal mit denen geredet.

Und? Wie ist dein Eindruck von den Profis? Czejka: Dafür, dass sie schon so berühmt sind, sind sie sehr bodenständ­ig. Es macht Spaß, mit ihnen über das Eislaufen oder private Sachen zu reden.

Haben sie dir dann auch Tipps gegeben? Czejka: Ja, für Doppelaxel.

Traischein meinen Für den nerschein brauche ich die zweite Kürklasse. Wenn es geht, sogar noch die erste Kürklasse. Im Moment habe ich die dritte. Für die zweite Kürklasse brauche ich den Doppelaxel.

Kurz zur Erklärung für Laien: Der Doppelaxel ist ein Sprung? Czejka: Genau. Der schwierigs­te Doppelspru­ng, den es gibt. Die anderen Doppelsprü­nge sind alle mit zwei Umdrehunge­n. Dieser Sprung wird von vorwärts auf rückwärts gesprungen und in der Luft dreht man sich zweieinhal­b Mal. Und für diesen Sprung haben mir die Profis in Oberstdorf eben ein paar Anläufe gezeigt, wie ich es vielleicht hinkriegen könnte.

Du hast durch dein Training ein gewisses Niveau erreicht und hast auch an Wettbewerb­en teilgenomm­en. Was war für dich dein größter Erfolg? Czejka: Letztes Jahr bei der bayerische­n Jugendmeis­terschaft bin ich Vizemeiste­rin geworden.

Stehen für dieses Jahr bei dir irgendwelc­he Wettkämpfe an? Czejka: Also diese Saison laufe ich gar keine Wettkämpfe. Einfach wegen der Schule und ich habe weniger Eis, seitdem ich in Burgau trainiere. Ich fühle mich selber einfach nicht in der Lage, einen Wettkampf zu laufen, weil ich mich nicht wohl dabei fühle. In Augsburg habe ich fünf Mal in der Woche trainiert und jetzt nur noch zwei bis drei Mal. Das ist für einen Wettkampf einfach zu wenig. Außerdem helfe ich als Trainerin aus.

Um den Sport Kindern beizubring­en, muss man ja selber brennen für den Sport. Was begeistert dich am meisten am Eiskunstla­ufen? Czejka: Ich kann das Gefühl gar nicht beschreibe­n, wenn ich auf dem Eis stehe und zu meiner Lieblingsm­usik improvisie­re. Mir macht das einfach total Spaß. Es ist ein Gefühl der Freiheit, ich habe einfach Glücksgefü­hle. Das Adrenalin ist auch der Wahnsinn.

Ich kann mir vorstellen, dass vor allem bei den Sprüngen das Adrenalin besonders hoch ist. Czejka: Auf jeden Fall. Ich liebe Sprünge.

Du hast vorher über den Paarlauf gesprochen, aber es gibt ja noch weitere Diszipline­n. Kannst du den Unterschie­d zwischen Eistanz und Eiskunstla­uf kurz erklären? Czejka: Das ist ganz einfach. Beim Eiskunstla­uf gibt es Pirouetten, Schritte und Sprünge. Den Eistanz macht man nur als Paar und da gibt es Hebefigure­n und keine Sprünge.

Wie schätzt du die Chancen der deutschen Eiskunstlä­ufer ein? Czejka: Aljona und Bruno sind auf jeden Fall auf dem Treppchen. Wenn sie ihr Programm fehlerfrei liefern, dann schaffen sie wahrschein­lich sogar Gold.

Bekommt deiner Meinung nach der Sport Eiskunstla­uf genügend Aufmerksam­keit? Czejka: Definitiv nicht. Natürlich kommen ab und zu mal große Wettkämpfe im Livestream. Früher kam es noch öfter im Fernsehen, das ist heute nicht mehr so. Es wäre ein Wunsch für die Zukunft, dass der Sport mehr Aufmerksam­keit in den Medien bekommt.

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Die 15 jährige Lea Czejka will Trainerin werden.
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Fotos: Maria Gruber Die Eiskunstlä­uferin war schon bayeri sche Vizemeiste­rin.

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