Mittelschwaebische Nachrichten
Günzburg schielt nach oben
Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spitzenspiel darf der VfL vom Vizemeister-Titel träumen
Günzburg Die Handballfans hierzulande scheinen besonders treu zu sein: Trotz des Faschings fanden zum Bayernliga-Kracher erneut über 700 Zuschauer den Weg in die Rebayhalle. Grüne Farbtupfer waren die lautstarken Fans aus Waldbüttelbrunn. Sie kamen maskiert, trieben rhythmisch ihre Farben mit Trommeln an. Daneben gaben sich etliche Stadträte und sogar der sportbegeisterte Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig die Ehre. Mit Wilfried Läbe, dem Vater und Macher des VfL-Europapokalmärchens war auch eine lebende Handball-Legende in der Halle. Kein Weinroter brauchte sein Kommen zu bereuen. Denn die Günzburger unterstrichen eindrucksvoll ihre Ambitionen auf die Vizemeisterschaft, zeigten in der ersten Halbzeit Saisonbestleistung (16:9-Führung) und gewann auch in der Höhe verdient mit 32:26.
Die DJK Waldbüttelbrunn war für die jungen VfL-Spieler immer das Maß. Chancenlos waren sie noch im Hinspiel der Vorsaison bei den Hünen. Im Rückspiel gelang dann ein Sieg mit einem Tor Vorsprung. Zu Saisonbeginn erzwang der VfL im ersten Spiel ohne den verletzten Daniel Jäger ein Unentschieden gegen die DJK. Kampfkraft und Nervenstärke dieser Begegnung wurden zum Markenzeichen. Am Samstag bestimmte der VfL das ganze Spiel.
Das 1:0 erzielte der erneut gut aufgelegte Spielmacher Nicolai Jensen. Aus einer sicheren Abwehr heraus fielen die Tore wie reife Früchte. Beide Teams fegten mit Höchstgeschwindigkeit über das Spielfeld. Der VfL war von Anfang an in der Abwehr stabiler. Das spiegelte sich auch in den Zwischenständen wieder: 3:1, 5:2 und 8:5 leuchtete es rot von der Anzeigetafel. Dann ein Zwischenspurt: Jensen, Buck, Jahn und Lehr schraubten den Vorsprung in ungeahnte Höhen (11:5). Das hätte vorher niemand gedacht. Die neue Günzburger Handballgeneration spielte wie aus einem Guss. Die Auswechslungen brachen den Spielfluss nicht, alle Spieler kamen zum Einsatz. In der Anfangsformation standen diesmal Michael Jahn und Jonas Guckler. Beide rechtfertigten das Vertrauen des Trainers und absolvierten hinten wie vorne ein starkes Spiel. Jakob Hermann erzielte mit einem Knaller von Linksaußen den 16:9-Halbzeitstand. Das Tor wackelte bedenklich.
„Da muss doch noch was schief gehen“, mag sich mancher Zuschauer beim Pausen-Plausch gedacht haben. Schließlich muss auch deutlich Führen gelernt sein. Doch Pustekuchen. Klar musste sich Gästetrainer Dusan Suchy taktisch etwas einfallen lassen und das tat er dann auch: Der Günzburger Spielfluss sollte gehemmt werden. Michael Jahn und Nicolai Jensen wurden an die kurze Leine genommen. Das Spiel veränderte sich dadurch, der VfL tat sich schwerer. Einzelaktionen waren gefragt. Insgesamt wurde das Spiel ausgeglichener. Deckungsumstellung hin, Bedenken her: Pascal Buck, der seine Oberschenkelverletzung weitgehend auskuriert hat, markierte mit einem sehenswerten Treffer das 17:9. Bis zur 50. Minute führten die Gastgeber stets mit sechs bis sieben Toren. Die Partie verflachte ein wenig. Es gab viele Unterund Überzahlverhältnisse. Die engagierten Schiedsrichter Grimm/ Müller achteten sehr auf ihre Linie und ließen da auch nicht mit sich re- den. Besonders in diesem Bereich war der VfL seinem Kontrahenten arg überlegen. Die DJK erhielt einfach zu viele Zeitstrafen wegen Meckerns und Reklamierens. Ansonsten wäre es vielleicht noch enger geworden als in der 55. Minute, als der spielstarke Julian Stumpf das 23:27 erzielte. Doch die Mannen um Kapitän Axel Leix behielten die Übersicht und gewannen am Ende völlig verdient mit 32:26.
Der VfL Günzburg gewann damit das zweite Spitzenspiel hintereinander und geht in die einwöchige Spielpause mit phänomenalen 24:10-Punkten als stolzer Tabellenzweiter. Die Waldbüttelbrunner Spieler waren zurecht ein wenig unzufrieden mit ihrer Handballwelt. Im Bus dürfte sich die Stimmung aber schnell gebessert haben, da ihr großartiger Fan-Tross die Rückreise bequem im Mannschaftsbus absolvieren durfte. VfL Günzburg Rösch, Bieber; Guckler (4), Jahn (6), Buck (3), Leix, Jakob Hermann (2), Groß (1), Jensen (6), Lehr (5/5), Niko Hermann, Jäger (3), Scholz (2).