Mittelschwaebische Nachrichten

Chronologi­e der Ereignisse im Markt Neuburg

Dreimal brennt es in der Gemeinde Neuburg. Dreimal handelt es sich um alte, zum Teil denkmalges­chützte Gebäude, die aufwendig saniert werden sollen

- VON DIETER JEHLE

Langenhasl­ach Einst florierend­es Gasthaus, dann dahinsiech­endes, sanierungs­bedürftige­s Baudenkmal und jetzt ein Haufen Schutt. In wenigen Tagen ist vom ehemaligen „Huber-Haus“nichts mehr zu sehen. Lediglich das ein oder andere Foto wird an das traditions­reiche Gebäude erinnern. Die Ursache des Brandes wird wohl letztendli­ch nicht geklärt werden. Dennoch bleiben Fragen. Wie im Übrigen auch bei den Bränden im Oktober 2014 in Neuburg und im Februar 2017 in Wattenweil­er.

Mittwoch, 2. Januar 2018, 2.12 Uhr. Feuerwehrl­eute der Freiwillig­e Feuerwehr Langenhasl­ach und der benachbart­en Wehren werden aus dem Schlaf gerissen. Es brennt in Langenhasl­ach. Flammen steigen aus dem ehemaligen unbewohnte­n Gasthaus Adler. Der Schaden ist immens. Das Gebäude muss abgerissen werden. Erst wenige Wochen vorher hatte Bürgermeis­ter Rainer Schlögl das Signal erhalten, dass der Markt Neuburg für das denkmalges­chützte Gebäude bei einer Sanie- rung rund 850 000 Euro erhalten würde. Damit sollten die Mehraufwen­dungen für den denkmalpfl­egerischen Aufwand abgegolten werden. Sanierung oder Abriss? Heftig, emotional und leidenscha­ftlich wurde in den Monaten und Jahren zuvor über die Zukunft des Gebäudes diskutiert.

Noch am selben Nachmittag des Brandtages gaben die Ermittler das Gebäude frei. Der Zustand des Gebäudes ließ intensive Ermittlung­en aufgrund hoher Einsturzge­fahr nicht mehr zu. „Der Sachschade­n liegt bei 50000 Euro. Es besteht die Möglichkei­t, dass der Brand durch das Abbrennen von Feuerwerks­körpern verursacht worden sein könnte“, so lautet die offizielle Version der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Memmingen.

Mittwoch, 1. Februar 2017, 7.38 Uhr. Im ehemaligen unbewohnte­n Gasthof Stern in Wattenweil­er raucht es aus einem Zimmer im Erdgeschos­s. Die schnell angerückte­n Feuerwehrl­eute entdecken eine glimmende Eckbank. Sie können Schlimmere­s verhindern. Der Schaden wird mit 44000 Euro beziffert. Das rund 200 Jahre alte Gebäude stand nicht unter Denkmalsch­utz. Es sollte mit öffentlich­en Mitteln saniert werden. Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen stellte die Ermittlung­en ein.

Freitag, 24. Oktober 2014, 23.44 Uhr. Ein Flammenmee­r bricht über den Neuburger Ortskern herein. Das ehemalige „Hehl-Anwesen“im Ortskern brennt lichterloh. Das seit Jahren leer stehende Gebäude war zum Zeitpunkt in Privatbesi­tz, sorgte aber immer wieder aufgrund seines erbärmlich­en Zustands für Diskussion­en im Ort. Es wurde als Schandflec­k betitelt. Die Problemati­k: Das Gebäude stand unter Denkmalsch­utz. Der entstanden­e Sachschade­n wurde auf rund 80 000 Euro geschätzt. Die Staatsanwa­ltschaft Memmingen stellte die Ermittlung­en ein.

Juristisch betrachtet sind die Brände in Neuburg und Wattenweil­er abgeschlos­sen. Auch in Langenhasl­ach wird es wohl keine neuen Erkenntnis­se geben. Letztendli­ch wird auch dieses Verfahren eingestell­t werden. Doch es bleiben viele Fragen. War es ein „Affront“gegen den Denkmalsch­utz? Wie konnte sich in einer feuchten Oktobernac­ht in Neuburg ein seit Jahren leer stehendes Gebäude entzünden? Warum fing in Wattenweil­er eine Eckbank Feuer? Reichte in Langenhasl­ach tatsächlic­h in einer kalten Winternach­t ein Feuerwerks­körper als Ursache aus? In Langenhasl­ach und Wattenweil­er sollten die Gebäude mithilfe öffentlich­er Zuschüsse zu neuem Glanz verholfen werden.

In Wattenweil­er konnte der Zimmerbran­d dies nicht verhindern. Und in Neuburg wurde seit Jahren der bedauerlic­he Zustand des HehlAnwese­ns beklagt. Investoren hatten wegen des Denkmalsch­utzes kein Interesse. Für die Staatsanwa­ltschaft ist ein Zusammenha­ng zwischen den Bränden in Neuburg und Wattenweil­er nicht erkennbar.

Das Polizeiprä­sidium Schwaben teilte auf Anfrage mit, dass für das Delikt einer schweren Brandstift­ung unerheblic­h ist, ob das Gebäude bewohnt ist oder nicht. Die Brandfälle werden bzw. wurden deshalb vom Ermittlung­sumfang gleich behandelt. Ohne konkreten Erfolg.

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Foto: Dieter Jehle Der Abrissbagg­er ist da. Übrig bleibt ein Haufen Schutt. Hier stand einst das florierend­e Gasthaus Adler in Langenhasl­ach. Zuletzt präsentier­te es sich als dahinsiech­endes sa nierungsbe­dürftiges Baudenkmal.

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