Mittelschwaebische Nachrichten

Wenn das Eishockeys­tadion die zweite Heimat ist

Mein Sport bei Olympia Der 18-jährige Niklas Dörrich steht seit 13 Jahren auf dem Eis. Wie er die Chancen der deutschen Männermann­schaft einschätzt und was man tun könnte, um mehr Menschen für diesen Teamsport zu begeistern

- VON MARIA GRUBER

Burgau Der Burgauer Niklas Dörrich, 18, sitzt in der Eisbären Lounge. In dem Raum ist es wärmer als in der Eishalle Burgau. Hinter dem Verteidige­r liegen 16 Spiele in der Bezirkslig­a mit der Jugendmann­schaft des ESV Burgau. Leider musste die Mannschaft wegen Spielerman­gel abgemeldet werden, einige seien wegen Verletzung­en ausgefalle­n, andere waren an den Spieltagen öfter krank, sodass nur noch acht oder neun Jugendlich­e zur Verfügung standen. Das sei einfach zu wenig gewesen, resümiert Niklas. „Nächste Saison geht’s weiter“, ist er sich sicher. Trotz der Abmeldung steht er weiterhin auf dem Eis. Bei den Burgauer Herren hilft der 18-Jährige ab und zu aus, in Senden spielt er jetzt öfters in der 1B. Da es eine Kooperatio­n zwischen Burgau, Senden und Ulm gibt, kann Niklas variieren, wo er spielt. Zwei Mal in der Woche trainiert er in Burgau mit der dortigen Herrenmann­schaft.

Das Eis ist seine zweite Heimat. „Ich bin praktisch im Eisstadion groß geworden“, erinnert sich Niklas. Seit dem er denken könne, sei er im Stadion. Seine Großeltern leiten den Verkaufsla­den dort. Irgendwann hätten ihn seine Eltern einfach auf das Eis gestellt und mit dem Eishockey habe er mit fünf Jahren begonnen. Seit 13 Jahren ist Eishockey sein Sport. „Am meisten gefällt es mir gemeinsam mit dem Team auf dem Eis zu stehen und immer Vollgas zu geben und am Schluss den Sieg zu holen“, erzählt der Verteidige­r. Der „Spaß an der Mannschaft“sei für ihn ausschlagg­ebend.

Die Olympische­n Spiele werde er verfolgen, wobei er sich aber eher auf den Eishockeyw­ettbewerb konzentrie­rt. „Der Rest interessie­rt mich jetzt nicht so“, gibt er zu. Was die Form der deutschen Mannschaft angeht, ist der 18-Jährige optimistis­ch. Die Leistungen seien gar nicht so schlecht: „Die haben heuer ein relativ gutes Team.“In der Gruppe der Deutschen sind Norwegen, Finnland und Schweden. Gegen die Schweden werde es auf jeden Fall schwer: „Die spielen in einer anderen Liga. Das ist was ganz Anderes“, beschreibt Niklas die Leistung der Skandinavi­er.

Das Idol des 18-jährigen Verteidige­rs ist ein Slowake. „Von den Deutschen hab ich jetzt keinen Favoriten“, erklärt er. Der Spieler, zu dem er aufschaut, ist Zdeno Chára, 40 Jahre alt, er spielt seit 2006 in der National Hockey League (NHL), bei den Boston Bruins. Der Slowake ist ebenfalls Verteidige­r und gewann 2011 mit seiner Mannschaft den Stanley Cup. Was Dörrichs eigene persönlich­en Erfolge angeht, hat er eine sehr bodenständ­ige Auffassung: „Der größte Erfolg ist jeder Sieg. Mehr Erfolg gibt es eigentlich nicht.“Er denke einfach von Spiel zu Spiel.

Für außenstehe­nde Zuschauer sieht Eishockey, mit den ein oder anderen Banden-und Bodychecks, relativ brutal aus. Das empfindet der 18-jährige Routinier anders: „Brutal würde ich nicht sagen. Fußball ist auf jeden Fall gefährlich­er und fördert mehr Verletzung­en“, stellt er seine Sicht der Dinge dar. Natürlich sei der Sport körperbeto­nt und es gebe Verletzung­en, vor allem Gehirnersc­hütterunge­n, oder blaue Flecken, aber im Vergleich dazu seien Fußballer wesentlich mehr gefährdet. Niklas hat zwei Jahre Fußball gespielt und sich in dieser Zeit das Kreuzband, Innenband und den Meniskus gerissen. Das hatte ein Jahr Pause vom Sport Folge. „Meine größte Verletzung beim Eishockey war eine leichte Gehirnersc­hütterung“, erinnert er sich. Sonst habe er persönlich keine Verletzung vom Eishockey davon getragen. Als Spieler sei man, im Vergleich zu anderen Sportarten, bestens geschützt. „Man hat Schlittsch­uhe an, Schienbein­schoner, eine Hose, den Schultersc­hutz und einen Helm. Eigentlich kann nicht viel passieren.“

Für seinen Sport wünsche sich der Burgauer, dass mehr Leute das Interesse dafür finden würden. Aber nicht nur für Eishockey wäre mehr Begeisteru­ng wichtig, sondern für Sport im Allgemeine­n. Mit seinen jungen 18 Jahren, mache auch er schon die Beobachtun­g, dass jüngere Jugendlich­e vermehrt nur noch daheim an der Konsole hängen. Er „zocke“zwar auch, aber am Abend habe er immer Zeit für Eishockey. Zwei Mal die Woche Training und manchmal zwei Spiele an einem Wochenende würden neue Spieler abschrecke­n, vermutet Niklas. Etzur was Positives gibt es aber zu vermelden: In Burgau gibt es jetzt wieder eine Eislaufsch­ule und vom Verband aus müsse der ESV eine U8 Mannschaft melden, weiß der Spieler. „Es wird schon dafür gesorgt, dass ‚Nachschub’ kommt.“

Niklas hofft, dass die Kleinen dabei bleiben. Dabei seien aber auch die Eltern gefordert. „Die sehen nur die Profis und ihr Lächeln, wenn sie dann die Zahnlücken sehen, ist es für die meisten Eltern schon aus“, schätzt er die Lage ein. Gegen solche Verletzung­en könne man sich mit einem Gitter am Helm schützen. Außerdem hätten die weiten Strecken, die zum Teil für die Spiele zurückgele­gt werden müssen, vermutlich ebenfalls eine abschrecke­nde Wirkung.

Aber auch das sei kein Problem: „Mittlerwei­le gibt es Mannschaft­sbusse, die hier ab dem Stadion fahren. Mit dabei sind auch der Trainer und der Betreuer“, erklärt Niklas Dörrich. Sein persönlich­es Ziel für die Zukunft ist es, fest in der ersten Mannschaft zu spielen und eventuell den Trainersch­ein zu machen. „Ich komme gut mit Kindern klar, vielleicht kann ich ihnen ja irgendwann mal etwas beibringen“, sagt der Burgauer.

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Der 18 jährige Niklas Dörrich vom ESV Burgau betreibt seit dem 13. Lebensjahr Eishockey. Foto: Maria Gruber

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