Mittelschwaebische Nachrichten
Helfen statt feiern
Es ist mehr als ein Hilferuf der Helfer: Die Absage der Deffinger an die Staatsregierung ist lautstarker Protest. Den haben die Asylhelfer zwar schon vor einem Jahr bei der Verleihung des Integrationspreises des Landkreises geäußert. Diesmal ziehen ihre Worte jedoch deutlich größere Kreise, nicht nur in Schwaben, sondern bayernweit. Der Moment ist also geschickt gewählt – nun muss das Gesagte aber auch endlich auf offene Ohren treffen. „Ich hatte das Gefühl, gar nicht zu Wort zu kommen“, beschreibt Walter Lasar vom Arbeitskreis Gespräche mit namhaften Politikern, die er in den vergangenen Jahren und Monaten über die Schwierigkeiten bei der Arbeit des Arbeitskreises „Deffingen hilft“geführt hat. Zahlreiche Medienberichte zeigen: Die Günzburger sind nicht allein mit den Problemen – aber auch mit ihrem Frust.
Dieser Frust sitzt fast noch tiefer bei den Helfern als die Ohnmacht, wenn wieder einer ihrer Schützlinge plötzlich nicht mehr arbeiten darf, seine Ausbildung nicht antreten kann oder das Land verlassen sollen, obwohl sie alle erdenklichen Papiere besorgt haben: Ihre Sorgen stoßen auf taube Ohren. Ihre Anliegen scheinen im Wahlkampfgetümmel verloren zu gehen, so empfinden es die Ehrenamtlichen. Dass „Deffingen hilft“nun die Plattform der bayerischen 100-Jahr-Feier nutzt, um ein Zeichen zu setzen, ist ein geschickter Zug. Er sollte die Angesprochenen zumindest zu einer Reaktion zwingen – und im besten Fall zu dem, was die Deffinger eindrucksvoll vorleben: helfen, anstatt sich selbst zu feiern.