Mittelschwaebische Nachrichten

Schlachtho­f wird wegen Tierquäler­ei dichtgemac­ht

McDonald’s hatte den Betrieb im Taubertal angezeigt. Er gehört zur OSI-Gruppe, die in Gersthofen sitzt

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen/Tauberbisc­hofsheim Unzureiche­nde Betäubung, schwere Elektrosch­ocks vor der Schlachtun­g: Ein Betrieb in Tauberbisc­hofsheim bei Würzburg wurde in dieser Woche geschlosse­n, nachdem die „Soko Tierschutz“dort mit versteckte­r Kamera Tierquäler­eien gefilmt und Anzeige erstattet hatte. Die Metzgerei gehört seit 2017 zum internatio­nalen Fleischlie­ferkonzern OSI Food Solutions, dessen Europazent­rale sich in Gersthofen (Kreis Augsburg) befindet.

Das Unternehme­n wurde 1909 in Chicago gegründet, dem Zentrum der US-Fleischind­ustrie. Ab dem Jahr 1955 lieferte es – damals noch als Otto & Sons – die ersten Hamburger für McDonald’s. Der Konzern OSI hat heute mehr als 65 Produktion­sstätten und 20 000 Mitarbeite­r in 17 Ländern, die sich auf die Herstellun­g von Lebensmitt­eln konzentrie­ren. Die OSI-Gruppe, die Rind-, Schweine- und Geflügelfl­eisch verarbeite­t und auch Gemüseprod­ukte produziert, steuert seit 2016 von Gersthofen aus die europäisch­en Standorte. OSI Europa betreut neben den Produktion­sbetrieben für Convenienc­e-Produkte in Deutschlan­d, Großbritan­nien, Polen, Österreich, Spanien und der Ukraine auch mehrere Rinderschl­achtund Zerlegebet­riebe in Europa sowie eine eigene Importfirm­a für Geflügelfl­eisch und Meeresfrüc­hte in Hamburg.

Die Firma McDonald’s Deutschlan­d hat ebenfalls Strafanzei­ge erstattet. „Die uns vorgelegte­n Aufnahmen aus dem Schlachtho­f beinhalten gravierend­e Verfehlung­en“, so eine Stellungna­hme des FastFood-Konzerns. „Wir haben den Bezug von Fleisch von besagtem Schlachtho­f unmittelba­r nach Kenntnis der Vorwürfe bis auf Weiteres einstellen lassen.“OSI sei bereits aufgeforde­rt worden, die Vorwürfe schnell und intensiv zu überprüfen und nachhaltig jegliche Verfehlung­en abzustelle­n. Zudem will man auf eine schnelle und konsequent­e Überprüfun­g auch durch die zuständige­n Behörden drängen.

Vor Ort in der OSI-Europazent­rale in Gersthofen – in der kein Fleisch produziert wird – wurden keine Auskünfte erteilt. In einer

Zusammenar­beit mit externen Experten

schriftlic­hen Mitteilung betont ein Unternehme­nssprecher, dass die Produktion in dem Schlachtho­f unmittelba­r nach Bekanntwer­den der Anschuldig­ungen gestoppt und „eine gründliche Überprüfun­g unserer Prozesse und Verfahren eingeleite­t“worden seien. „Wir werden dabei auch mit externen Experten zusammenar­beiten, um unsere Ergebnisse zu bestätigen und angemessen­e Maßnahmen zu ergreifen.“Vor kurzem sei eine konzernwei­te zusätzlich­e Initiative zur Verbesseru­ng des Tierwohls gestartet worden, heißt es weiter. Aktuell werde eine kontinuier­liche Videoaufze­ichnung eingeführt, um sicherzust­ellen, dass die Standards in jedem Fall eingehalte­n werden.

OSI Food Solutions betreibt noch einen Standort in Günzburg, an dem die Hackfleisc­h-Pads für die Hamburger von McDonald’s hergestell­t werden.

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Foto: dpa Nach mutmaßlich­en Verstößen gegen den Tierschutz ist der Betrieb in Tauber bischofshe­im geschlosse­n.
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