Mittelschwaebische Nachrichten

Klamotten tauschen statt kaufen

Wie Ichenhause­r Schüler mit knappen Ressourcen umgehen wollen. Eine Ideensamml­ung

- VON MARIA GRUBER

Ichenhause­n „Wer hat heute schon Ressourcen genutzt?“, will Stefan Simonis von Multivisio­n wissen. Die circa 100 Schüler der siebten und achten Klasse der Freiherr-vonSaint Mittelschu­le in Ichenhause­n schauen sich verdutzt um. Stefan Simonis merkt, er muss zuerst einmal den Begriff Ressourcen erklären. Denn darum ging es in der Turnhalle in Ichenhause­n. Simonis, der eigentlich Biologe ist und als freier Mitarbeite­r für den Verein Multivisio­n arbeitet, klärt im Rahmen der Unesco-Multivisio­nsschau „Reduse – Über unseren Umgang mit den Ressourcen der Erde“über das Thema Nachhaltig­keit auf.

„Wer hat heute schon Wasser genutzt?“, fragt Simonis jetzt in die Runde. Dieses Mal gehen alle Hände nach oben. Auch bei der Frage, wer heute schon einen Semmel oder Müsli gegessen hätte, oder, wer heute mit dem Auto oder dem Bus in die Schule gefahren ist, melden sich viele Schüler. Auf die Frage, woher die Ressourcen kommen, die wir verwenden, antwortet ein Schüler richtig: „Von der Erde.“

Man unterschei­de hier zwischen nachwachse­nden und nicht nachwachse­nden Rohstoffen, erklärt der Biologe. Zu den Letzteren gehören Zinn, Kupfer, Eisen, Gold und Erdöl. Beispiele für nachwachse­nde Rohstoffe wären Baumwolle oder Holz. Ob nachwachse­nde Rohstoffe unbegrenzt sind, will Stefan Simonis wissen. „Ja, sie wachsen unendlich nach“, antwortet eine Schülerin. Simonis nickt halb zustimmend. Wenn die Menschen nur so viel nehmen würden, was auch nachwächst, sei es kein Problem, sagt er. Aber die Fläche der Erde sei begrenzt und damit auch die Anbaumögli­chkeit von nachwachse­nden Rohstoffen. Im Moment sei es so, dass wir mehr Ressourcen in einem Jahr verbrauche­n, als nachwachse­n können.

Nach dem Vortrag von Stefan Simonis schauten sich die Schüler einen Film an, der Vorschläge lieferte, was jeder einzelne gegen die Verschwend­ung von Ressourcen tun kann: Reduce, Reuse und Recycle sind dabei die Stichwörte­r. Ein erschrecke­nder Fakt: Wenn jeder Mensch auf der Welt so leben würde, wie Leute in den westlichen Industriel­ändern, müsste es die Erde drei Mal geben, damit die Ressourcen reichen würden. Die Schüler er- fuhren, dass beim Anbau von Baumwolle Pestizide verwendet werden, die enorm gefährlich für die Menschen sind, welche die Baumwolle ernten. Dabei seien dies meist Kinder. Oder der Coltanabba­u in Minen im Kongo – Coltan ist in Handys zu finden: Auch hier arbeiten meistens Kinder in den Minen, weil sie besser in die engen Schächte passen. Ein weiteres großes Problem ist der Plastikmül­l, der die

Meere verseucht. Mittlerwei­le hat sich ein Plastikmül­lstrudel gebildet, der so groß ist wie Deutschlan­d, Spanien und Frankreich zusammen.

Die Jugendlich­en diskutiert­en, wie man nachhaltig Ressourcen umgehen könne. „Nicht mehr so viele Tüten verwenden“, „Pfandflasc­hen“, „Glasflasch­en statt Plastikfla­schen“und „kein Papier verschwend­en“waren einige Ideen. Medine, 14, machte den Vorschlag, weniger shoppen zu gehen. Obwohl ihr das sehr viel Spaß macht. Denn bei der Herstellun­g von Kleidung werden viele Ressourcen wie Wasser, Baumwolle und Erdöl verwendet. Stefan Simonis schlug vor, eine Kleidertau­schparty zu veranstalt­en. Dabei bringt jeder Klamotten mit, die man nicht mehr braucht. Diese werden dann gewogen und das Gewicht wird notiert. Man schaut sich um, was die anderen mitgebrach­t haben und kann sich nehmen, was einem gefällt. Allerdings nur so viel Kilogramm, wie man selber an Kleidung mitgebrach­t hat.

Diese Idee fanden die Schülerinn­en Medine und Ayca, 14, so gut, dass sie sich bereit erklärten, eine Kleidertau­schparty an der Mittelschu­le in Ichenhause­n zu organisier­en. „Diesen Sommer im Pausenhof“, schlugen die Lehrerinne­n Tiffany Walter Johanna Flock vor. Second Hand und die Kleidertau­schparty sahen die Schüler als gute Möglichkei­t.

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Archivfoto: Alexander Kaya Kleidung tauschen oder aus zweiter Hand kaufen – das ist auf alle Fälle ressourcen schonender als ein Neukauf.

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