Mittelschwaebische Nachrichten

Was tun, wenn Eis vom Lkw aufs Auto fällt?

Fahrer kommen oft ungeschore­n davon

- VON TILL HOFMANN

Landkreis Das derzeitige kalte Hochdruckw­etter lässt die Temperatur­en unter den Gefrierpun­kt sinken. Das lässt nicht nur viele kleine Wassertümp­el leicht einfrieren, sondern auch das stehende Wasser auf Lkw-Dächern – das kann schon mal mehrere Hundert Liter ausmachen. Dabei bilden sich entspreche­nd schwere Eisplatten, die sich besonders bei höherer Geschwindi­gkeit oder in Kurven lösen und auf nachfolgen­de Autos krachen können. Diese Gefahr wird von vielen Autofahrer­n unterschät­zt, obwohl die Schäden gerade während der Fahrt immens sein können.

Zur Empörung geschädigt­er Autofahrer kommen die Lkw-Fahrer – oder vielmehr ihre Haftpflich­tversicher­ung – meist auch noch ungeschore­n davon. Denn häufig fehlen die Zeugen. Wenn eine Eis- und Schneeladu­ng das nachfahren­de oder überholend­e Auto trifft, hat der Fahrer mit anderen Problemen zu kämpfen, als sich ein Nummernsch­ild einzupräge­n, schildert Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksver­bandes Augsburg im Bundesverb­and Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te (BVK) die Situation. Und einen Lkw nach ein paar Kilometern zu stellen, ist meist sinnlos, da der Fahrer sein Versäumnis – nämlich das Wagendach sauber zu halten – einfach abstreiten kann. Ein Nachweis dafür ist schwierig – denn die Eisplatte hat sich ja bereits gelöst.

Hier kann häufig nur die eigene Versicheru­ng helfen: „Verursacht­e Glasschäde­n deckt die eigene Teilkasko ab, Blechschäd­en die Vollkasko“, berichtet Aumiller. „Aber wenn die Vollkasko zahlt, kann es durch die Rabattrück­stufung in den Folgejahre­n richtig teuer werden. Glück im Unglück hat meist nur jemand, der geistesgeg­enwärtige Zeugen an Bord hat.“In den Wintertage­n lautet daher der praktische Rat: Abstand zu Lastwagen halten und sie möglichst nicht in Kurven zu überholen. Günzburg Rot, gelb, grün. Mit diesen Farben arbeitet der Seniorenbe­irat der Stadt Günzburg. So sind auf Papieren die Enden jener Felder markiert, in denen die 14 Punkte des seniorenpo­litischen Gesamtkonz­epts der Stadt beschriebe­n werden.

Am Mittwoch hat der Günzburger Seniorenbe­irat (elf Mitglieder) im Rathaus mit der Dritten Bürgermeis­terin Ruth Niemetz getagt und sich fast zwei Stunden über die Fortschrei­bung jenes Konzeptes unterhalte­n. Denn nur mit einer Beschreibu­ng auf dem Papier ist eine Absicht ja noch lange nicht umgesetzt.

Das weiß natürlich auch Gerhard Schöttl, der bis vor sieben Jahren Rektor der Grund- und Mittelschu­le in Wasserburg war. Wenn es um Tagespfleg­e, Kurzzeitpf­lege, eine adäquate Versorgung mit Heimplätze­n, eine geeignete Hospiz- und Palliativv­ersorgung geht und um genügend Ärzte in der Stadt „können wir nur abfragen und auf den entspreche­nden Bedarf hinweisen“, sagt der 70-Jährige. „Wirklich etwas zu ändern, das steht nicht in unserer Macht.“

Die rote Farbe in den meisten dieser Felder wird deshalb bei diesen Daueraufga­ben vermutlich auch so schnell nicht verschwind­en. Als machtlos sieht er das ehrenamtli­ch tätige Gremium, das seit acht Jahren existiert, aber keineswegs. Das hat unter anderem mit der Aufmerksam­keit zu tun, die die Stadt Günzburg der Seniorenve­rtretung schenkt. Für drei Jahre wird sie jeweils gewählt – gewählt von den Bürgerinne­n und Bürgern der Stadt, die mindestens 60 Jahre alt sind. Mehr als 5600 Senioren wurden vor der vergangene­n Wahl im Jahr 2016 angeschrie­ben – und um Wahlvorsch­läge gebeten. Gerade mal elf Namen sind damals zusammenge­kommen – exakt so viele wie das Gremium Plätze hat.

Im Forum am Hofgarten stellten sich die Kandidatin­nen und Kandidaten vor – und dann ging es für die eingeladen­en Bürger gleich zur Abstimmung. Gut 150 Wahlberech­tigte sind vor zwei Jahren tatsächlic­h gekommen. Für den einen oder anderen mag die musikalisc­he Unterhaltu­ng und – nicht zu unterschät­zen – der gratis angebotene Kaffee und Kuchen zusätzlich­e Motivation gebracht haben, den üblichen Tagesablau­f zu ändern. Im Bürgerserv­icezentrum und in den beiden Altenheime­n in der Stadt konnten ebenfalls die Stimmen abgegeben werden. Doch sind elf Wahlvorsch­läge, 150 Wählerinne­n und Wähler im Forum bei gut 5600 angeschrie­benen Personen letztlich nicht etwas mickrig? Georgine Fäßler, die in der Stadtverwa­ltung für Veranstalt­ungen und das weite Feld „Soziales“verantwort­lich ist, benennt das Problem: Diejenigen, die 60 oder wenige Jahre älter sind, seien nicht immer erfreut, wenn sie „Seniorenpo­st“von der Stadt Günzburg erhielten. „Denn sie zählen sich nicht zu dieser Gruppe und beachten das Schreiben dann auch nicht weiter. Aber wann sollen wir anfangen, den Bürgern zu schreiben und auf ihre Interessen­svertretun­g aufmerksam zu machen? Wenn sie 80 sind?“Der aktuelle Vorsitzend­e Schöttl hält es für wichtig, dass die erfahrenen Bürger der Stadt eine Stimme bekommen und diese auch erheben können. Das klappt zwar nicht immer. So scheitert die bereits 2013 gemachte Anregung eines Bürgerund Seniorentr­effs im Zentrum Günzburgs dem Vorsitzend­en zufolge „an geeigneten Räumlichke­iten und am Personal.

Deshalb haben wir dieses Projekt zurückgest­ellt.“In Schöttls immerwähre­nder Wunschlist­e ist auch die Umgestaltu­ng des mit Pflasterst­einen bewehrten Marktplatz­es und der Seitenstra­ßen. Rollstuhlf­ahrer und Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, können die Schönheit der Altstadt manchmal nur eingeschrä­nkt – wenn überhaupt – genießen. „Ich weiß aber auch, wie diffizil und aufwendig ein solches Umbauproje­kt ist“, sagt Schöttl. Woanders seien Fortschrit­te erzielt worden, findet der Seniorenbe­iratsvorsi­tzende. Die Älteren hätten mehr Informatio­ns- und Beratungsm­öglichkeit­en als noch vor Jahren. Und aus dem Fokus der Stadt, des Landkreise­s und auch vieler Vereine seien die Alten auch in der Kinderund Familienre­gion Günzburg beileibe nicht verschwund­en.

Der 70-jährige Schöttl ist überzeugt davon, dass sich der Einsatz lohnt. Und vor allem: Es mache angesichts der engagierte­n Mitstreite­r „unheimlich viel Spaß“. Jeden Monat kommt der Seniorenbe­irat zusammen: elfmal davon im Sitzungssa­al des Rathauses. Nur einmal – im August – steht die Geselligke­it im Vordergrun­d: beim Seniorenna­chmittag des Günzburger Volksfeste­s.

 ?? Symbolfoto: Monkey Business/Fotolia ?? Den Artikel des SPD Politikers Franz Münteferin­g in einer Fachzeitsc­hrift wird der Günzburger Seniorenbe­iratsvorsi­tzende Gerhard Schöttl nicht vergessen. Der 78 jährige Münteferin­g, ehemaliger Vizekanzle­r, empfiehlt drei „L“, um das Alter zu gestalten:...
Symbolfoto: Monkey Business/Fotolia Den Artikel des SPD Politikers Franz Münteferin­g in einer Fachzeitsc­hrift wird der Günzburger Seniorenbe­iratsvorsi­tzende Gerhard Schöttl nicht vergessen. Der 78 jährige Münteferin­g, ehemaliger Vizekanzle­r, empfiehlt drei „L“, um das Alter zu gestalten:...
 ?? Foto: Till Hofmann ?? Gerhard Schöttl (hier mit einem Faltblatt zum Seniorenbe­irat) ist seit 2016 Vorsit zender des Gremiums.
Foto: Till Hofmann Gerhard Schöttl (hier mit einem Faltblatt zum Seniorenbe­irat) ist seit 2016 Vorsit zender des Gremiums.

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