Mittelschwaebische Nachrichten

So soll der Betrieb der Pyrolyse künftig laufen

Die Käufer der Anlage in Burgau haben sich am Donnerstag­abend den Fragen der Bürger gestellt

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Burgau Es ist eines der Themen, das die Burgauer mit am meisten umtreibt: Wie geht es mit der 2016 nach 30 Betriebsja­hren stillgeleg­ten Pyrolysean­lage weiter? Lange mussten sie auf Details warten, doch am Donnerstag­abend gab es sie bei einer Infoverans­taltung der Käufer in der gut besuchten Kapuziner-Halle. Betrieben wird sie von der New Coal GmbH, die sich aus der Gefa GmbH aus Hallschlag in der Eifel und der HKR GmbH aus Ludwigsbur­g zusammense­tzt. Deren Chefs waren mit Fachleuten gekommen, mit denen sie zusammenar­beiten. Vertreter des Landkreise­s als Verkäufer nahmen nicht teil.

Der Geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der Gefa, Siegfried Oepen, sagte, dass die Anlage ab- und in Hallschlag wieder aufgebaut werden sollte. Das wäre aber zu teuer und risikoreic­h gewesen. Deshalb soll sie in Burgau wieder in Betrieb genommen werden. Mit dem ein gutes halbes Jahr dauernden Umbau für die Herstellun­g von Carbonisat und im weiteren Schritt für Aktivkohle könnte im April begonnen werden, bis zur Erteilung der Betriebsge­nehmigung könnte es auch ein halbes Jahr dauern. Für Ende 2018 oder Anfang 2019 wird der Produktion­sstart anvisiert. Als Rohstoff sollen aus Hamburg gelieferte Palmkerne und Olivenkern­e aus Spanien dienen, andere sollen später folgen.

Wichtig ist auch Ralf Reichardt, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der HKR, dass es nachhaltig­e Biorohstof­fe sind. Und anderslaut­enden Befürchtun­gen hält er entgegen: Die Anlage, die nach den Worten seines Geschäftsp­artners Oepen „relativ bezahlbar“erworben wurde, genüge den Ansprüchen. Sollte eine Produktion unwahrsche­inlicherwe­ise doch nicht möglich sein oder es keine Betriebsge­nehmigung geben, sei man im Rahmen der langwierig­en Verhandlun­gen eine Rückbauver­pflichtung eingegange­n. Dafür sei Geld hinterlegt. Für Burgau gebe es somit kein Risiko, dass hier eine Industrier­uine stehen wird. Hatte der ehemalige Vize-Betriebsle­iter der Pyrolysean­lage, Albin Ehrlich, noch bei der Einwohnerv­ersammlung im Herbst von einem „Schrotthau­fen“gesprochen, so machte jetzt der frühere Betriebsle­iter Herbert Mändle deutlich: Sie könne wirtschaft­lich betrieben werden und sei zu schade zum Verschrott­en. Er leitete die Anlage zehn Jahre lang bis 2006.

Da hier kein Müll mehr verarbeite­t wird, Biorohstof­fe eingesetzt und die Systeme modernisie­rt werden, soll es Emissionen nur weit unterhalb der Grenzwerte geben, so Oepen. Alles, was am Standort produziert wird, soll einmal nach den Gesichtspu­nkten Ökologie und Nachhaltig­keit zertifizie­rt werden, die Anlage müsse lebensmitt­eltechnisc­h sehr sauber sein. Von ihr werde gerade nach dem Ausbau des nicht mehr benötigten Schredders kaum Lärm ausgehen, durch ein geschlosse­nes System und Filter werde eine Staubbelas­tung der Umgebung vermieden und die Geruchsent­wicklung reduziert. An- und Abfahrt von Lastwagen soll nur an Werktagen tagsüber über die Umgehung erfolgen, es wird mit 33 Lkw pro Woche gerechnet. Der Rund-umdie-Uhr-Betrieb an jedem Tag der Woche werde durch vorhandene Bunkerkapa­zitäten gewährleis­tet.

Auf lange Sicht sollen 20 000 bis 30000 Tonnen Kohle pro Jahr produziert werden, zunächst werden wohl 20 bis 25 Mitarbeite­r benötigt. Die noch in Hallschlag vorgenomme­ne Weitervera­rbeitung soll langfristi­g auch in Burgau stattfinde­n, wofür weitere Anlagen und Mitarbeite­r nötig sein würden. Den Bürgern versichert­en Oepen und Reichardt, so transparen­t wie möglich sein zu wollen. Fragen würden beantworte­t, man könne sich auch einen Werksverka­uf und Tage der offenen Tür vorstellen. Man wolle Teil von Burgau werden. Der Wertstoffh­of kann auf dem Areal bleiben, bis ein neuer Standort gefunden ist. Überschüss­ige Energie soll ins öffentlich­e Netz gespeist werden, die benachbart­e Gärtnerei soll Überschuss-Wärme erhalten.

Mehrere Bürger und Vertreter der Anwohner wie Peter Strehle und Rechtsanwa­lt Wolfgang Schubaur hakten während der Veranstalt­ung kritisch nach, Oepen und Reichardt betonten, dass sie nichts zu verbergen hätten. Manches müsse aber erst noch geklärt werden, und der Genehmigun­gsantrag werde sicher nicht öffentlich diskutiert. „Streitsüch­tigen Anwälten“, wie Oepen sagte, werde nicht alles frei Haus geliefert, sie müssten sich zu gewissen Sachverhal­ten selbst informiere­n. Für Probleme der Vergangenh­eit bei Anlage und Kommunikat­ion könnten sie nichts, sie bitten um ein gutes Miteinande­r in der Zukunft.

 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? Der Blick auf die nun in Privatbesi­tz be findliche Pyrolyse. Die Deponie bleibt beim Landkreis.
Foto: B. Weizenegge­r Der Blick auf die nun in Privatbesi­tz be findliche Pyrolyse. Die Deponie bleibt beim Landkreis.

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