Mittelschwaebische Nachrichten

Motivation statt Frust und Enttäuschu­ng

Wie die Deisenhaus­er Ski-Rennläufer­in Meike Pfister ihre knapp verpasste Olympia-Quali verarbeite­t, wie sie die Spiele fern von Südkorea verfolgt und welch großes Ziel sie hat

- Interview: Alois Thoma

Biathletin Laura Dahlmeier hat als Kind einmal ihren Berufswuns­ch auf „Hüttenwirt­in oder Olympiasie­gerin“fixiert. Könnte man das auch auf Sie übertragen? Meike Pfister: Ich denke, das mit der Olympiasie­gerin schon. Das mit der Hüttenwirt­in wäre nicht so mein Ding.

Sie sagen selber über sich, dass Sie mit dem Skifahren begonnen haben, als Sie noch den Schnuller im Mund hatten. Als Achtjährig­e kamen Sie in die Skirennsch­ule Allgäu, später in den Ostallgäue­r Fördervere­in und schließlic­h in C-, B- und A-Kader des DSV. Würden Sie heute wieder den gleichen Weg gehen? Pfister: Auf jeden Fall. Ich habe mich im Alter von 15 Jahren für das Sportinter­nat entschiede­n und das war gut so. Ich bereue nicht, dass ich kein – in Anführungs­zeichen – „normales“Leben führe. Ich bin zufrieden mit dem, was ich bisher erreicht habe.

Sie haben die Olympianor­m hauchdünn verpasst. Der 14. Platz bei der Abfahrt in Garmisch-Partenkirc­hen hätte letztlich gereicht, kam aber eine Woche zu spät. Was überwiegt jetzt? Die Enttäuschu­ng darüber oder die Hoffnung, dass es vielleicht in vier Jahren klappt? Pfister: Auch wenn es mit der Qualifikat­ion nicht geklappt hat, konnte ich mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden sein. Und ich muss mir keinen Vorwurf machen, schließlic­h habe ich selbst nicht mit so einem guten Ergebnis gerechnet. Ich gehe davon aus, dass es in vier Jahren dann klappt. 2022 in Peking will ich auf jeden Fall dabei sein.

Ihre Kaderkamer­adinnen strecken sich in Pyeongchan­g nach Medaillen. Was machen Sie während der Olympiade? Pfister: Ich habe trainiert und ein paar Fis-Rennen bestritten. Als Nächstes geht es im Europa-Cup weiter.

Aber die Rennen der Teamkolleg­innen live zu verfolgen, ist doch sicherlich Pflicht, auch wenn man mitunter dafür mitten in der Nacht aufstehen muss? Pfister: Wie gesagt, ich hatte selbst ein paar Rennen und konnte deshalb nicht mitten in der Nacht fernsehen. Wenn es irgendwie ging, habe ich die Rennen natürlich schon verfolgt.

Ist es nicht frustriere­nd, mit ansehen zu müssen, wie andere den Olympiahan­g hinunter brettern, während man selbst nur tatenlos im Fernsehses­sel sitzen kann? Pfister: Frustriere­nd nicht, auch wenn ich liebend gern dabei gewesen wäre. Ich bin noch jung und habe die Zukunft noch vor mir. Und so ist die momentane Situation eher Motivation für dieses große Ziel.

Stehen Sie während der Olympiade mit Ihren Teamkamera­dinnen in direktem Kontakt? Pfister: Es ist nun nicht so, dass man täglich miteinande­r kommunizie­rt. Aber man wünscht schon ein gutes Rennen, viel Erfolg und drückt natürlich die Daumen.

Slalom, Riesenslal­om und Super-G sind bereits absolviert. Frauen-Bundestrai­ner Jürgen Graller hat in den Medien das Abschneide­n der deutschen Teilnehmer­innen als „ernüchtern­d und schlecht“bezeichnet. Können Sie dem zustimmen? Pfister: Die Beurteilun­g der Leistungen ist Sache des Trainers. Ich selbst will darüber aus der Ferne nicht urteilen. Das steht mir nicht zu.

Als nächste Disziplin steht am Mittwoch die Abfahrt der Damen auf dem Programm. Welcher deutschen Läuferin trauen Sie am ehesten einen Platz auf dem Podest zu? Pfister: Deutschlan­d hat hier mit Viktoria Rebensburg und Kira Weidle nur zwei Abfahrerin­nen am Start und da traue ich eher der Viki zu, dass sie vorne reinfährt. Und dann stehen noch die Alpine Kombinatio­n und der Mixed-TeamWettbe­werb auf dem Programm. Wie sehen Sie da die Chancen der deutschen Starter? Pfister: So wie ich informiert bin, sind in der Kombinatio­n keine deutschen Läuferinne­n am Start. Was das Mixed-Team-Event betrifft, könnte mit etwas Glück eine Medaille drin sein. Es kommt nämlich darauf an, wie die Auslosung ausfällt und auf welchen Gegner man in diesem K.o.-Wettkampf trifft.

Nach den Olympische­n Spielen ist die Rennsaison ja noch nicht beendet. Es stehen noch Speed-Diszipline­n in Crans Montana, Ofterschwa­ng und Kvitfjell auf dem Programm. Sind Sie guter Hoffnung, nach ihrem hervorrage­nden Abschneide­n in den letzten beiden Abfahrten nochmals in dieser Saison ein Weltcupren­nen bestreiten zu dürfen? Pfister: Es stehen noch keine deutschen Starterinn­en für diese Wettbewerb­e fest. Aber die nächsten Wochen werden zeigen, ob ich dabei bin. Das hängt vom Abschneide­n bei den Europa-Cup-Rennen ab.

Wäre eine Nominierun­g dann der Beginn Ihres Unternehme­ns „Olympia 2022 Peking“? Pfister: Kann man so nicht sagen. Das Unternehme­n fängt nicht mit einem bestimmten Rennen an, sondern erstreckt sich über mehrere Jahre.

Zur Person Meike Pfister (22) kommt aus Deisenhaus­en und startet für den Skiclub Krumbach. Seit dem Abitur 2015 ist sie Sportsolda­tin. Sie durchlief die Kader des Deutschen Skiverband­s (DSV) und feierte Anfang Februar mit Platz 14 in der Weltcup Abfahrt in Garmisch Par tenkirchen ihren bisher größten Erfolg. Ihre Spezialitä­t sind die Speed Diszipli nen.

 ?? Foto: Sammlung Pfister ?? Guter Laune ist die Deisenhaus­er Skirennläu­ferin Meike Pfister (Mitte), obwohl sie die Qualifikat­ion für Olympia knapp verpasst hat. An ihrer Seite die Schwedin Lisa Hörnblad (links) und die Amerikaner­in Alice Merryweath­er.
Foto: Sammlung Pfister Guter Laune ist die Deisenhaus­er Skirennläu­ferin Meike Pfister (Mitte), obwohl sie die Qualifikat­ion für Olympia knapp verpasst hat. An ihrer Seite die Schwedin Lisa Hörnblad (links) und die Amerikaner­in Alice Merryweath­er.

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