Mittelschwaebische Nachrichten
Klinsmann junior fehlt die Ernsthaftigkeit
Hertha-Trainer erwarten mehr von dem Torwart-Talent
Berlin Nach acht Monaten bei seinem ersten Profiklub steht Jonathan Klinsmann am Scheideweg. Das Torwart-Talent mit dem berühmten Fußballer-Namen hat für Hertha BSC bisher nur ein Pflichtspiel bestritten, als er in der Europa League gegen Östersunds FK (1:1) nicht nur durch einen gehaltenen Elfmeter stark auftrat.
Ein einziges Mal gehörte er zum Bundesliga-Kader, Spielerfahrung sammelte er nur bei der U23 in der vierten Liga. Chefcoach Pal Dardai und sein Trainerteam sind mit der Entwicklung des 20-Jährigen noch nicht so recht zufrieden. „Das Können hat er, aber er bringt es nicht jeden Tag auf den Platz. Das vermissen wir im Trainerteam alle von ihm“, erklärte Torwartcoach Zsolt Petry. „Die vergangenen zwei, drei Monate sind nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Das seriöse, ernsthafte, fokussierte, deutsche Arbeiten hat ihn noch nicht ganz erreicht, das ist noch zu viel Amerikanisch drin“, ergänzte der Ungar, der Klinsmann zumindest eine positive Entwicklung im physischen Bereich bestätigte.
Jonathan Klinsmann selbst sagt: „Ich kam vom College. Da ist das hier sportlich eine andere Welt. Der Unterschied ist riesengroß.“Torwart-Trainer Petry fügt an: „Er ist noch einen Tick zu naiv, zu blauäugig. Jonathan denkt, dass er mit Können weiterkommt. Aber das Können musst du mit Überzeugung paaren.“Klinsmann weiß um seine Defizite: „Die Sprachbarriere war vor allem anfangs ein bisschen hart. Ich kann mich nicht so ausdrücken, wie ich es gerne möchte.“Er ist in München geboren, als Vater Jürgen für den FC Bayern spielte, aufgewachsen ist er aber in Kalifornien: „In meiner Familie haben wir fast nur Englisch gesprochen.“Inzwischen verstehe er das meiste, geht zur Sprachschule. Seinen Namen betrachte er nicht mehr als Last: „Vor dem Wechsel war ich ziemlich nervös, wie groß der Druck in Deutschland sein würde. Jetzt spüre ich den Druck nicht mehr so.“