Mittelschwaebische Nachrichten
Die wahre Gefahr liegt woanders
Spielhallen genießen keinen guten Ruf. Dabei belegen Zahlen, dass Spielsüchtige so nicht häufiger ihrem Zwang nachgeben als bei anderen Formen des Glücksspiels. Sie sind aber bei der Bevölkerung präsenter. Sie mieten sich in leer stehende Läden ein, präsentieren sich nach außen oft wenig attraktiv. Und das Wichtigste: Es werden gefühlt immer mehr. Das kommt nicht gut an. Kein Wunder, dass der Staat dem einen Riegel vorschieben will.
Das Vorgehen ist aber schlicht inkonsequent. Da einigt man sich im Glücksspielstaatsvertrag auf Bannmeilen, um die Zahl zu reduzieren. Gleichzeitig erlaubt der Freistaat Bayern eine Härtefallregelung, deren Bedingungen offenbar dermaßen leicht zu erfüllen sind, dass im Landkreis Günzburg bis zum Ende der Laufzeit des Staatsvertrags keine einzige bestehende Halle schließen muss. Obwohl sie gegen die Auflagen verstößt.
Dass jetzt keine Einigung auf einen neuen Vertrag zustande kommt, hilft niemandem. Die Hallenbetreiber wissen nicht, wie lange ihr Betrieb noch etwas wert ist. Die Bürger haben weiter die Spielotheken vor der Nase. Und die Süchtigen? Zocken munter weiter. Oder sie gehen gleich online, wo das Glücksspiel nicht nur weitgehend ungeregelt ist, sondern auch leicht zugänglich. Hier lauert die wahre Gefahr. Vor allem für Jugendliche, die ständig im Netz sind.