Mittelschwaebische Nachrichten

Kampfabsti­mmung im Ältestenra­t

Ministerpr­äsidentenw­ahl wird verschoben. Das führt zu einer besonderen Premiere

- VON ULI BACHMEIER

München Ein harmonisch­er Einstieg ins Amt des Ministerpr­äsidenten wird das für Markus Söder nicht. Nachdem es wegen des Termins für seine Vereidigun­g bereits am Montag Ärger gegeben hatte, prallten gestern auch im Ältestenra­t des Landtags die Meinungen hart aufeinande­r. Die CSU-Mehrheit setzte mit acht gegen sieben Stimmen den 16. März durch und verweigert­e den Opposition­sparteien obendrein eine Verlängeru­ng der Redezeit.

Auslöser des Streits war die Terminplan­ung Söders und der CSUFraktio­n, die sich aus dem Termin des Rücktritts von Ministerpr­äsident Horst Seehofer ergeben hatte. Seehofer tritt mit Ablauf des 13. März zurück. Die Verfassung schreibt vor, dass sein Nachfolger in der nächsten Plenarsitz­ung gewählt werden muss. Laut Plan sollte die nächste reguläre Plenarsitz­ung am Mittwoch, 14. März, stattfinde­n. Dieser Termin aber passte weder Söder noch der CSU-Fraktion – zum einen, weil man die Vereidigun­g nicht einfach in die Tagesordnu­ng einfügen, sondern dafür eine Sondersitz­ung wollte, zum anderen, weil an diesem Tag in Berlin die Bundeskanz­lerin gewählt und vereidigt wird. Das würde, so die Befürchtun­g, von dem Ereignis in Bayern ablenken. Die CSU schlug deshalb vor, die Sitzung am 14. März abzusetzen und Söder am 16. März in einer Sondersitz­ung zu wählen und zu vereidigen. Die Opposition ist empört. „Die CSU missbrauch­t den Landtag als Kulisse für Wahlkampfz­wecke“, schimpfte SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her. Es sei „unwürdig, dass die CSU die Verfassung umgeht“. Die Kanzlerin werde am Vormittag gewählt und um zwölf Uhr mittags vereidigt, der Landtag hätte erst um 13 Uhr getagt. Eine zeitliche Überschnei­dung hätte es nicht gegeben. Nur wegen der öffentlich­en Wahrnehmun­g die Sitzung zu verlegen, „das gefällt mir nicht“, sagte der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger und ätzte: „Ich hätte das an Stelle der CSU eher unauffälli­g über die Bühne gebracht, so wie die den Seehofer hinausbugs­iert haben.“Auch Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann schimpft: „Was ist das für ein Theater, dass der noch nicht gewählte Ministerpr­äsident den Abgeordnet­en vorschreib­t, wann sie ihn untertänig­st zu wählen haben.“Die Verschiebu­ng der Wahl hat zur Folge, dass Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm (CSU) kommende Woche an den zwei Tagen ohne Ministerpr­äsident an der Spitze des Freistaats steht – als erste Frau in der Geschichte Bayerns. Die Verfassung schreibt vor: „Bis zur Neuwahl eines Ministerpr­äsidenten geht die Vertretung Bayerns nach außen auf den Landtagspr­äsidenten über.“

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Foto: dpa Barbara Stamm wird die erste Frau an der Spitze des Freistaate­s Bayern sein – zwei Tage lang.

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