Mittelschwaebische Nachrichten
Kopten und das tätowierte Kreuz
Die Christen tragen ein Glaubensbekenntnis auf der Haut
Krumbach Immer wieder hören wir von Angriffen fanatischer Muslime auf koptische Christen in Ägypten und ihre Kirchen und Klöster. Die christlichen Kopten haben eine längere Geschichte in Ägypten als die Araber. Das Patriarchat von Alexandrien zählt zu den ältesten Patriarchaten neben Jerusalem, Rom, Antiochien und Konstantinopel. In den großen theologischen Auseinandersetzungen der ersten christlichen Jahrhunderte spielten die Patriarchen von Alexandrien, die sich als Nachfolger des Evangelisten Markus betrachteten, eine große Rolle. Nach dem Konzil von Chalzedon, bei dem es darum ging, wie bei Jesus Christus Gottheit und Menschheit zusammenwirken, trennten sich die Christen im Streit. Dies schwächte auch die Position der Christen in der Auseinandersetzung mit dem Islam, der sich rasend schnell im siebten Jahrhundert in Nordafrika ausbreitete.
Wo der Islam an der Macht war, duldete er zwar die Christen, aber belegte sie mit hohen Steuern. Wer nicht Muslim wurde, der musste mit Einschränkungen aller Art rechnen. So wie die Römer ihren Sklaven ein Zeichen einbrennen ließen, damit kein Sklave entlaufen konnte, ohne mit schweren Strafen rechnen zu müssen, so wurden die Christen mit einem Kreuz am Unterarm stigmatisiert. War dies in der ersten Zeit als Diffamierung und Ausgrenzung gedacht, empfanden es die koptischen Christen als Bekenntnis zu Jesus Christus und als Ehrenzeichen. So werden bis zum heutigen Tag die Kinder der koptischen Christen nach der heiligen Taufe mit einem Kreuz am Unterarm tätowiert.
Das gleichschenkelige Kreuz der Kopten endet jeweils mit drei Erhebungen oder Rundungen. Die Dreizahl ist das Bekenntnis zur allerheiligsten Dreifaltigkeit und die Zwölfzahl erinnert an die zwölf Apostel, auf die die Kirche gegründet ist. In der Mitte des Kreuzes wird die Vierzahl unterschiedlich aber erkennbar abgebildet. Sie steht für die vier Evangelien und möchte damit auch an die enge Beziehung der Kopten zum Evangelisten Markus anknüpfen. Die Bischöfe und Äbte tragen ein entsprechendes Brustkreuz, das im Gegensatz zu den Brustkreuzen der katholischen und orthodoxen Bischöfe nicht aus kostbarem Metall gearbeitet ist, sondern aus Leder besteht. Auch das wird als Symbol verstanden, denn um Leder zu bekommen, muss ein Tier geschlachtet werden. Es handelt sich dabei in der Regel um ein Lamm, dessen Haut entsprechend bearbeitet wird. Jesus ist das Lamm, das geschlachtet wurde, um für unsere Sünden zu sühnen.
In den letzten Jahren wurde der Islam immer kämpferischer. Darunter haben die koptischen Christen zunehmend zu leiden. So wurde ein Schüler, der sein Kreuz auf dem Unterarm nicht unter seinem Hemd verstecken wollte, vom Lehrer gemaßregelt und von seinen Mitschülern derart verprügelt, dass er sterben musste. Der Lehrer stand billigend dabei und griff nicht ein, wird erzählt. Dieses Verhalten löste in Ägypten allgemeines Entsetzen aus.
Es überrascht deshalb nicht, dass immer mehr koptische Christen ihre Heimat verlassen. Das bedeutet freilich für Ägypten einen Aderlass an gebildeten und vermögenden Menschen, denn die Kopten haben von jeher großen Wert auf Bildung gelegt und verfügen deshalb über hervorragende Schulen. Der Staat hat die Gefahr erkannt und bemüht sich, den koptischen Christen eine größere Sicherheit zu gewährleisten.