Mittelschwaebische Nachrichten
Wie sich Frauen wehren können
Gewalt begegnet Frauen immer noch vielfach im Alltag – auch verbal. Warum man in gefährlichen Situationen laut „Nein“sagen und Beleidigungen vermeiden soll
für Abtreibungen. Die Union tut sich keinen Gefallen, das grundgesetzlich verbürgte ‚Recht auf Leben’ zusammen mit dem letzten Rest ihres christlichen Profils zu opfern“, erklärt Schütz in einer Pressemitteilung. Auch der Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischöfe, Karl Jüsten, hat den Fraktionsdeal beim Paragraf 219a einen „herben Rückschlag für den Schutz des ungeborenen Lebens“genannt. Ähnlich heikel ist das Thema Sterbehilfe. Bislang stellt der Paragraf 217 im Strafgesetzbuch aktive Sterbehilfe in Deutschland unter Strafe. Schütz sorgt sich, dass dieses Verbot durch juristische Urteile künftig ausgehöhlt werden könnte. Den Freispruch eines Berliner Arztes, der einer 44-jährigen Patientin zum Suizid verhalf, indem er ihr starke Schmerzmittel verschrieb und ihr Sterben „wie verabredet“begleitete, sieht Hildegard Schütz als äußerst problematisch an: „Wenn demnächst Ärzte dafür werben dürfen, Menschen im Mutterleib zu töten, und juristisch nicht dafür belangt werden, ihre Patienten auf Wunsch umzubringen, steht nicht nur der hippokratische Eid auf dem Spiel, sondern das Vertrauen zwischen Arzt und Patient und die Kultur des Lebens.“ Krumbach Eine ganze Reihe interessanter Themen suchte sich die Frauenunion im Rahmen der 5. Krumbacher Frauentage für ihre vielfältige Veranstaltungsreihe aus. Unter dem Gesamtprojekt „Frauen am Werk“lud sie unter anderem zu „Frauen in Mexiko“, zu einer Party zur Frühlingsmode, zum Vortrag „Glück ist essbar“oder mit „Madame“, einer französischen Filmkomödie, in den Cinepark in Krumbach ein. Beim nunmehr letzten Vortrag stand der Leitgedanke „Zivilcourage“im Vordergrund.
Die Kreisvorsitzende der Frauenunion, Christa Wenninger, war überwältigt von der großen Besucherresonanz im Gasthof Munding, zeige sie doch, wie sehr das aktuelle Thema „Gewalt“vor allem die Frauen bewegt. Weil uns Gewalt im Alltag auf vielfache Weise begegnet, nicht unbedingt aus dem persönlichen Erleben heraus – schon die mediale Berichterstattung über eine Gewalttat macht uns betroffen – ist es vorab wichtig zu wissen, ‘was mache ich wenn’, leitete Kriminaloberkommissar Mark Schmid, Leiter der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Neu-Ulm, seinen Vortrag ein.
Seine weiteren Ausführungen bestanden nicht nur aus Theorie, sondern er gestaltete einen Workshop zusammen mit seiner Kollegin, Polizeioberkommissarin Ulrike Heisch von der Polizeiinspektion Krumbach, band bewusst die Zuhörer mit ein und forderte einige auf, sich mit Namen vorzustellen, und „was mache ich gern“zu benennen.
Das bedeutete nicht nur, sich gegenseitig kennenzulernen, sondern Mut zu zeigen, vor anderen Menschen zu stehen und die eigene Meinung zum Ausdruck zu bringen. Schließlich sind die Erwartungen an die Zivilcourage, häufig auch „sozialer Mut“genannt, vielschichtig. Schon mit der Körpersprache könne man eine Botschaft ausstrahlen, doch sei es wichtig, wenn man be- droht oder belästigt wird, deutliche Signale auszusenden: „Mit mir nicht“, ein lautes „Nein“oder „Lassen sie mich in Ruhe“zu sagen. Dadurch sei es möglich, andere Menschen auf die Gefahr aufmerksam zu machen.
Es gelte aber, Beleidigungen oder Drohungen zu vermeiden, um einer möglichen Eskalation entgegenzuwirken. Die bestimmt vorhandene Bereitschaft zur Hilfe scheitere oft an einer großen persönlichen Unsicherheit um das „Wie“und dem Zweifel an der eigenen Kompetenz. Aber „Nichthandeln hilft nur dem Täter“, so Schmid. Keinesfalls dürfe man den Täter mit „Du“ansprechen oder sich selbst in Gefahr bringen.
Sehr praxisbezogen veranschaulichte Schmid zusammen mit einigen Besucherinnen und einem „Täter“die ungewollte Annäherung in einem öffentlichen Verkehrsmittel. Bei der Platzwahl seien für Frauen Fensterplätze nicht gut und man sollte vordere Plätze bevorzugen, um bei Gefahr schnell mit dem Fahrer Kontakt aufnehmen zu können. In Zügen eventuell das Abteil wechseln oder im Notfall den Alarmknopf, nicht aber unbedingt die Notbremse zu betätigen.
Zusammen mit Ulrike Heisch erhielten die Anwesenden weitere gute Tipps auch dazu „ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen, ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf“und ganz wichtig sei „ich organisiere Hilfe unter 110“. Grundsätzlich sollte man sich nicht scheuen, diese Notrufnummer lieber einmal mehr als gar nicht zu wählen.