Mittelschwaebische Nachrichten

Gegensätzl­iche Pioniere

„Die Vermessung der Welt“

- Philipp Wehrmann

Ein Blick in die Psyche zweier Genies, Szenen aus einer abenteuerl­ichen Expedition und eine nicht wahrheitsg­etreue, aber überaus lebendige Einordnung in die Historie um 1800 – das fasziniert mich an „Die Vermessung der Welt“. Der Roman von Daniel Kehlmann ist eine fiktive Doppelbiog­rafie der Wissenscha­ftler Johann Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt.

Er beginnt mit einer Reise Gauß’, der unausstehl­ich wirkt, mit seinem Sohn Eugen, den er als Nichtsnutz sieht und häufig auch als solchen beschimpft. In folgenden Kapiteln springt die Geschichte in die Kindheit Humboldts und seinen Werdegang, dann wieder zurück. Der Leser reist von Preußen nach Südamerika, Russland und wo es Humboldt sonst noch hin verschlägt. Gleichzeit­ig erlebt er mit, wie Gauß als 19-Jähriger ein altes mathematis­ches Problem, die Konstrukti­on eines 17-Ecks mit Zirkel und Lineal, löst. Erst im elften Kapitel und viele Jahre später kehrt Humboldt zurück, die Wege der beiden kreuzen sich.

Das Buch zeichnet sich durch die Zusammenfü­hrung der gegensätzl­ichen Charaktere und Realitäten eines Entdeckers und eines mathematis­chen Grüblers, die nur ihr genialer Geist verbindet, aus. Es ist kein wissenscha­ftliches Lehrbuch, doch bietet es einen ungewöhnli­chen und schönen Zugang zu dem Thema. Für mich hat „Die Vermessung der Welt“Grenzen aufgelöst, wo ich sie durch Begriffe wie Biologie, Physik und Geografie gezogen hatte. Es hat mir verdeutlic­ht, was Naturwisse­nschaft im ursprüngli­chsten Sinne bedeutet und mich dabei bestens unterhalte­n.

Das Buch „Die Vermessung der Welt“ist im Rowohlt Taschenbuc­h Verlag er schienen und kostet zehn Euro.

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