Mittelschwaebische Nachrichten
Wenn das Leben am seidenen Faden hängt
„Sturz ins Leere“von Joe Simpson: Ein Überlebenskampf in den Anden
Sie sich vor: Ihr Leben hängt an einem dünnen Seil – in den Händen des besten Freundes. Sie baumeln über einem tiefen Abgrund, unter Ihnen nur gähnende Leere. Und stellen Sie sich jetzt vor, dass Ihr Partner diese Leine durchtrennt. Sie fallen und fallen... Ein Albtraum? Der Brite Joe Simpson hat diesen Horrortrip tatsächlich durchund überlebt. Was er in „Sturz ins Leere“erzählt, klingt unbeschreiblich. Herausgekommen ist aber kein schnulziges Märchen, sondern ein berührender Tatsachenbericht. Faszinierend nicht nur für Alpinisten und Kletterfans wie mich.
Es beginnt harmlos mit einer Klettertour. Simpson und sein Freund Simon Yates wollen sich einen Traum erfüllen und den 6356 Meter hohen Siula Grande in den Anden erklimStellen men. Sie schaffen es auch auf den Gipfel, aber beim Abstieg geschieht das Drama: Simpson rutscht aus, stürzt, der Aufprall zerschmettert ihm den Oberschenkel und das Knie. In dieser Region ein sicheres Todesurteil. Doch die Kletterer geben nicht auf, auf abenteuerliche Weise seilt Yates seinen Freund ab. Es geht solange gut, bis Simpson erneut über eine Kante stürzt. Um nicht selbst mit in die Tiefe gerissen zu werden, kappt Yates das Seil.
Erzählt wird aus zwei Perspektifesselnder, ven, welche inneren Konflikte sich in den Protagonisten abspielen, mit welchen seelischen Zerreißproben sie konfrontiert werden. Während der eine ums Überleben kämpft, ringt der andere in der Einsamkeit mit dem Gewissen. „Sturz ins Leere“ist von einer solchen Intensität, dass der Leser sich dem Sog nicht entziehen kann.
Das Buch „Sturz ins Leere“ist in ver schiedenen Verlagen erschienen. Das Taschenbuch kostet 15 Euro.