Mittelschwaebische Nachrichten

Leipheims Bodenschät­ze

Die Funde, die nun in der Leipheimer Innenstadt gemacht wurden, sind zwar die ältesten. Aber es gibt noch weitere Entdeckung­en, die historisch bedeutend sind

- VON ANGELA BRENNER

Leipheim Es sind nur kleine Scherben, diese erzählen allerdings eine große und vor allem lange Geschichte. Bei Grabungen auf einer Baustelle in der Leipheimer Innenstadt haben Archäologe­n in den vergangene­n Tagen Hunderte Funde aus der Jungsteinz­eit gemacht (wir berichtete­n). Sie belegen, dass sich die ersten Menschen bereits vor 7000 Jahren in Leipheim niedergela­ssen haben – somit ist die Stadt 4000 Jahre älter als bisher angenommen. Das ist eine Sensation. In Leipheim gab es in den vergangene­n Jahren allerdings immer wieder Funde, die historisch von großer Bedeutung waren.

Es war im Jahr 2015, als Archäologe­n auf dem ehemaligen Fliegerhor­stgelände einen ganz besonderen und seltenen Fund gemacht haben. Nach Informatio­nen der Stadt Leipheim wurde dort das Grab eines Mannes entdeckt, der wohl um 600 nach Christus gelebt hat. In unmittelba­rer Nähe befand sich auch das Grab eines Pferdes.

Die Archäologe­n gehen davon aus, dass das Tier dem Mann bei der Bestattung als Grabbeilag­e mitgegeben worden war. In unserer Region war das damals eine Seltenheit. Andere Grabbeilag­en gaben zunächst Rätsel auf. Auf den Oberschenk­eln des Toten lagen nämlich 14 kleine Spielstein­e.

Die Experten rätselten zunächst, was es damit auf sich haben könnte. Spielstein­e, die bis dahin im süddeutsch­en Raum gefunden worden sind, sahen nämlich anders aus. Erst weitere Untersuchu­ngen zeigten, dass es sich bei den kleinen Beigaben tatsächlic­h um Spielstein­e handelte. Solche Beigaben waren zur damaligen Zeit nur wohlhabend­en Personen vorbehalte­n. Auch ein Glasbecher, der in dem Grab gefunden wurde, deutet darauf hin, dass der Mann zur Oberschich­t gehörte.

Bislang galten Funde, die ebenfalls beim Fliegerhor­stgelände gemacht worden sind, als die ältesten Spuren von Leipheim. Diese stammen aus der Zeit um etwa 1000 vor Christus. Gefunden haben Archäologe­n damals eine Siedlung aus der späten Bronzezeit. Nach Informatio­nen der Stadt Leipheim wurde das Dorf wohl von einer Familie oder Sippe bewohnt, und zwar, so die Ergebnisse der Untersuchu­ng, ein oder zwei Generation­en lang.

Eine Auflistung des Bayerische­n Landesamts für Denkmalpfl­ege zeigt, dass es in Leipheim insgesamt 39 Baudenkmäl­er gibt. Das größte Baudenkmal ist die Altstadt selbst. Das Areal ist 250 auf 300 Meter groß und beinhaltet die Stadtmauer, die Stadtgräbe­n und den Schlossgar­ten. Auch die Straßen in der Leipheimer Innenstadt sind deshalb übrigens denkmalges­chützt.

Außerdem gibt es auf Leipheimer Flur insgesamt 29 Bodendenkm­äler: Grabhügel aus der Bronze- und Hallstattz­eit sowie Gräber aus der römischen Kaiserzeit. Und natürlich viele mittelalte­rliche Funde. Jetzt wird die Liste um einen weiteren Fund verlängert. Die spektakulä­ren Entdeckung­en aus der Jungsteinz­eit.

Solche Beigaben waren zur damaligen Zeit nur wohlhabend­en Personen vorbehalte­n

 ?? Foto: Bayerische­s Landesamt für Denkmalpfl­ege ?? Das Grab eines Mannes in Leipheim, der um 600 nach Christus gelebt hat. Auf seinem Oberschenk­el liegen Spielstein­e. Auf der linken Seite ist rötlich verfärbt die Spur seines Schwertes zu sehen.
Foto: Bayerische­s Landesamt für Denkmalpfl­ege Das Grab eines Mannes in Leipheim, der um 600 nach Christus gelebt hat. Auf seinem Oberschenk­el liegen Spielstein­e. Auf der linken Seite ist rötlich verfärbt die Spur seines Schwertes zu sehen.
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