Mittelschwaebische Nachrichten

Kopftuch nicht harmlos

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Zum Aufgefalle­n „Das arme Kopftuch!“von Josef Karg (Bayern) vom 8. März: Das Kopftuch in der westlichen Welt war vor allem eine praktische Kopfbedeck­ung, die Frauen bei der Arbeit vor dem Staub schützte. Es war nicht das Zeichen einer politisch agierenden Religion und Gesellscha­ftsordnung. Auch wage ich es zu bezweifeln, dass die Trümmerfra­uen „stolz“ihr Kopftuch trugen, es war einfach eine bittere Notwendigk­eit. Nicht umsonst gilt das Kopftuch als bäuerlich, denn nicht arbeitende Frauen waren vor allem an hochtoupie­rten Frisuren und ondulierte­n Haaren zu erkennen, auf die man nur noch einen Hut setzte, wenn man modisch gekleidet sein wollte. Weder die Frisur noch den Hut konnten die arbeitende­n Frauen sich leisten.

Ein politische­s Zeichen wurde das Kopftuch nach 1917 in der Sowjetunio­n und im Sozialismu­s, als die arbeitende Klasse auch die herrschend­e Klasse werden sollte. Auch in islamische­n Ländern war die Befreiung vom Kopftuch zwischen 1918 und den 70er Jahren ein Schritt in Richtung Säkularisi­erung, Religion sollte privat werden, der Staat sollte frei von Religion sein, die Scharia war nicht Gesetzeste­xt. Nun erleben wir eine Rückbesinn­ung auf die Werte der Scharia, zu der eben auch die Verschleie­rung der Frau gehört. Mitnichten kann der Autor also vom „armen Kopftuch“sprechen.

So harmlos, wie er uns glauben machen möchte, ist die Verschleie­rung nicht. Annette Richter, Krumbach

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