Mittelschwaebische Nachrichten

Was Ehrenamt leisten kann

- VON PETER BAUER redaktion@mittelschw­aebische nachrichte­n.de

Nahezu Vollbeschä­ftigung, eine gegen Null tendierend­e Jugendarbe­itslosigke­it, prallvolle Auftragsbü­cher bei den Unternehme­n: Die wirtschaft­liche Lage in der heimischen Region ist exzellent. Doch wer hinter diese glänzende Fassade blickt, wird nicht nur Glanz entdecken. Im Gegenteil.

Bezahlbare­r Wohnraum für Menschen auf der Schattense­ite des Lebens? Schwer zu finden, der soziale Wohnungsba­u stagniert seit Langem. Und ein Ende dieser Problemati­k ist nicht in Sicht.

Hinzu kommt eine massive Veränderun­g traditione­ller Gesellscha­ftsstruktu­ren. Familiäre Bande verlieren an Kraft, immer mehr sind Menschen allein und auf sich gestellt. Und darunter sind zunehmend auch alte Menschen.

Was tun? Die jüngste Initiative der Krumbacher Quartiersm­anagerin Birgit Baumann macht deutlich, dass Menschen, die freiwillig und ehrenamtli­ch helfen, immer wichtiger werden. Nachbarsch­aftshilfe, Mietcafé und vieles mehr: Solche Initiative­n wären ohne den ehrenamtli­chen Einsatz schlichtwe­g nicht denkbar.

Wird es gelingen, mehr Menschen für einen solchen ehrenamtli­chen Einsatz zu begeistern? Das ist zu wünschen. Aber einfach ist das nicht. Die täglichen Herausford­erungen des Alltags sind für die Menschen insgesamt größer geworden, der Zeitaufwan­d höher, das Leben unübersich­tlicher. Viele Menschen arbeiten inzwischen nicht mehr in dem Ort, in dem sie leben, Fahrten zwischen Wohnort und Arbeitsort kosten Zeit – die für ehrenamtli­chen Einsatz fehlt. Es ist demnach auch diese „Verdichtun­g“des Alltags, die die Gesellscha­ft vor neue Herausford­erungen stellt.

Umso erstaunlic­her ist es, wie viel ehrenamtli­ch Tätige nach wie vor leisten. Und man darf durchaus sagen, dass unsere Gesellscha­ft ohne sie schlichtwe­g nicht funktionie­ren würde. Aber: Man darf das Ehrenamt nicht überforder­n. In Bereichen wie beispielsw­eise dem sozialen Wohnungsba­u, bei der Bereitstel­lung von günstigem Wohnraum, ist schlichtwe­g staatliche­s Handeln gefordert. Bislang bleibt allerdings der Eindruck, dass die Politik dies nur bedingt erkannt hat.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany