Mittelschwaebische Nachrichten
Ein guter Plan braucht Zeit
Zeitweise träumte Emmanuel Macron von der Neugründung der EU. Der Strauß der Ideen, den er vor einigen Monaten vor jungen Europäern an der Sorbonne-Universität band, klang deutlich besser, als er bei genauer Betrachtung sein konnte. Nun ist die EU wieder in der Wirklichkeit angekommen.
Dass die Reformen der EU und der Währungsunion auf sich warten lassen, ist kein Fehler, sondern eine Chance. Weil nichts weniger als ein großer Gesamtentwurf nötig ist.
Bei dessen Abfassung wird ein deutsch-französischer Motor gebraucht. Aber der Widerstand der Nord-Allianz gegen allzu viel Zentrierung auf die Brüsseler EU- und Euro-Zentrale zeigt auch: Aus dem Vorauseilen von Berlin und Paris kann schnell ein Enteilen werden. Es mag richtig sein, dass die EU-Länder, die zu einer weitergehenden Integration bereit sind, vorangehen. Aber die Gefahr, dass sich andere überfordert fühlen und zurückbleiben, besteht. Für die Union kann das zu einem ernsten Problem werden, weil weder der Binnenmarkt noch die Währungsunion noch das Dublin-System lösbar sind, wenn Europa zu einem Durcheinander von 27 Staaten wird, die auf unterschiedlichem Niveau miteinander verbandelt sind.
Deshalb sollten sich Merkel und Macron Zeit für einen abgewogenen europäischen Umbauplan nehmen, den sie mit anderen abstimmen und Platz für jene lassen, die noch nicht so weit sind. Nur dann ist die Gemeinschaft reformfähig.