Mittelschwaebische Nachrichten

Im Kern der Ortsteile versteckt sich Wohnraum

Eine Belebung der Ortskerne findet allgemeine Zustimmung. Was vorher noch abgeklärt werden muss

- VON EMIL NEUHÄUSLER

Krumbach Die Stärkung der Ortskerne in den Ortsteilen war ein Thema auf der Sitzung des Haupt- und Personalau­sschusses der Stadt Krumbach. Lothar Birzle, Fraktionsv­orsitzende­r der JW-Offene Liste, stellte den Antrag, zur Stärkung der Ortskerne der Ortsteile 60 000 Euro jährlich in den jeweiligen Haushaltsa­nsatz der Stadt Krumbach zu stellen.

In den Ortskernen der Ortsteile sieht Birzle ein ungenutzte­s großes Potenzial an Gebäuden, während es in der Stadt Krumbach an Wohnungen mangelt. Es sollte zum einen ein Bemühen der Stadt sein, meinte er, die gewachsene­n Siedlungss­trukturen in den Orten zu erhalten. Zum anderen besteht die Möglichkei­t, in den oftmals großen Hofstellen der Dörfer Wohnraum zu schaffen. Mit einem finanziell­en Anreiz, zum Beispiel 6000 Euro Grundförde­rung pro Hofstelle, kann er sich vorstellen, dass brachliege­nde Flächen wieder in Betrieb genommen werden. Außerdem spart die Stadt mit der Verdichtun­g der Ortskerne Geld. Denn dort steht normalerwe­ise die komplette Infrastruk­tur (Straßen, Wasser, Kanal, Telekommun­ikation) bereits zur Verfügung und muss nicht für viel Geld neu erschlosse­n, erhalten und später saniert werden.

Sehr hoch muss auch der ökologisch­e Gesichtspu­nkt angesetzt werden, denn mit diesem Vorgehen könnte der Landverbra­uch erheblich eingespart werden. Neben der finanziell­en ist für Birzle die ideelle Unterstütz­ung von großer Bedeutung, indem man den Hofstellen­be- sitzern eine kostenlose Beratung durch einen von der Stadt beauftragt­en Architekte­n anbietet. Das Letztere wäre für Claus Brückmann (CSU) ein wichtiger Schritt, um Hemmschwel­len bei den Leuten abzubauen und sie zum Nachdenken anzuregen.

Bürgermeis­ter Hubert Fischer führte ins Feld, das auf seine Initiative hin bereits vor einigen Jahren versucht wurde, Familien beim Erwerb von stadteigen­en Grundstück­en zu unterstütz­en. Dies sei aber von der Aufsichtsb­ehörde im Landratsam­t vehement unterbunde­n worden. Dass der Antrag wieder ein Beispiel für ein Projekt von bereits vielen ist, für die die Stadt nicht zuständig ist, erklärte Kämmerer Bühler. Irgendwann müsse man darüber nachdenken, was man freiwillig noch alles draufsatte­ln wolle, regte er an. Aus einer Einzelsumm­e von 100 000 Euro in diesem Jahr werden in zehn Jahren eine Million. „Irgendwann muss das eine oder andere, auch wenn es toll wäre, ,hinten runter‘ fallen, weil wir es uns definitiv nicht leisten können“, sagte er eindringli­ch.

Man sollte deshalb, so Fischer, das beantragte Geld aus dem jetzigen Haushalt herauslass­en und noch einmal in Ruhe mit dem Landratsam­t abklären, was überhaupt genehmigun­gsfähig ist. Außerdem sollten zusätzlich­e Informatio­nen eingeholt werden, in welcher Art und Weise andere Kommunen mit diesem Thema umgehen. Wenn auch am Schluss nur die kostenlose Beratung übrig bleibt, kann dies Bewegung in die Belebung der Ortskerne bringen. Dies fand allgemeine Zustimmung.

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