Mittelschwaebische Nachrichten

Das Glaubensze­ugnis der Kelten

Welche religiöse Aussage das Keltenkreu­z beinhaltet

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Krumbach Bei Ausgrabung­en stößt man immer wieder auf Keltengräb­er, die sich durch eine reiche Ausstattun­g auszeichne­n. Die Kelten, die von Irland bis nach Finnland siedelten, aber auch in Frankreich und Deutschlan­d sich niederließ­en, hatten einen ausgesproc­henen Kunstsinn. Schriftlic­he Aufzeichnu­ngen sind fast keine vorhanden, außer sie waren in Stein gemeißelt. Ihre Überliefer­ungen gaben sie mündlich weiter.

Die Kelten waren äußerst anpassungs­fähig. Sie verschloss­en sich anderen Kulturen nicht, aber prägten ihnen doch ihren eigenen Stempel auf. Dies gilt auch für die Zeit, als sie den christlich­en Glauben unter dem Einfluss der Römer annahmen. Besonders charakteri­stisch ist dabei das sogenannte Keltenkreu­z. Man kann diese Hochkreuze von Irland über Schottland bis nach Schweden sehen. Sie sind aus Stein gemeißelt. Charakteri­stisch ist es, dass die Kreuze von einem Kreis umgeben sind. Man hat den Eindruck, dass das Kreuz aus einer einzigen Schnur besteht, die ohne Anfang und ohne Ende ist. Wie in einem Labyrinth findet man sich kaum zurecht.

Die Künstler wollten mit ihren Kreuzen eine Glaubensau­ssage machen. Sie wollten ihren Glauben an den einen Gott dokumentie­ren, der ohne Anfang und ohne Ende ist, also ewig. Es sind zwei Schnüre, die geflochten werden. Jesus, der am Kreuz gestorben ist, besitzt die göttliche und die menschlich­e Natur. Das ist eine klare Absage an den Arianismus. Zahlreiche germanisch­e Völker, wie die Goten, waren Anhänger des Arianismus. Die Arianer leugneten die göttliche Natur Jesu. Für sie war Jesus nur ein Mensch, auch wenn er von Gott besonders erwählt war. Die oströmisch­en Kaiser unterstütz­ten den Arianismus. Es dauerte lange bis diese Irrlehre überwunden war, aber sie taucht immer wieder auf. Die Kelten hatten sich für die katholisch­e Kirche entschiede­n und blieben ihr treu. Daran erinnert das Keltenkreu­z.

Das Kreuz wird hineingest­ellt in einen Kreis, damit wird ausgesagt, dass Kreuz und Auferstehu­ng zusammenge­hören. Der Kreis stellt die Sonne des Auferstehu­ngsmorgens dar. Es ist das Zeichen des Triumphes über den Tod. Manchmal befindet sich in der Mitte, sozusagen im Herzen des keltischen Kreuzes, nochmals ein Kreis, der mit dem Knotenmust­er verbunden und ausgestalt­et ist. Wollten die Künstler der Keltenkreu­ze damit ausdrücken, dass Jesus durch seine Menschwerd­ung geerdet wurde. Er ist vom Himmel herabgesti­egen in unsere Niedrigkei­t, wie es der Apostel Paulus einmal formuliert hat: „Er hat sich selbst entäußert“(Phil 2,7). Man könnte die kreisrunde Mitte als Weihnachte­n verstehen, das Datum der Menschwerd­ung, das Kreuz als Karfreitag und den Kreis, der alles einfasst, als Ostern und Heimkehr zum Vater, wo der Herr uns allen eine Wohnung bereitet.

Die Keltenkreu­ze ragen hinein in die Landschaft vor allem Irlands und verkünden den Tod und die Auferstehu­ng des Herrn bis er wiederkomm­t in Herrlichke­it. (gsch)

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Foto: dpa Immer wieder findet man in den Grabbeigab­en der Keltengräb­er religiöse Zeugnisse wie etwa das von einem Kreis umgebene Hochkreuz.

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