Mittelschwaebische Nachrichten

Zirkus Herzblut

Schüler des Ringeisen-Gymnasiums führen ein leidenscha­ftliches und buntes Spektakel im Zelt auf. Mit toller Musik und atemberaub­enden Akrobatike­inlagen können es die Ursberger in Sachen Unterhaltu­ng locker mit den Profis aufnehmen

- VON STEFAN REINBOLD

Ursberg Den Zuschauern stockt der Atem, als das Mädchen mit den kurzen dunklen Haaren senkrecht entlang eines dicken roten Tuchs wie eine Garnrolle, die man am falschen Ende hält von der Decke in Richtung Boden stürzt. Knapp vier Meter über dem Boden stoppt sie, lächelt ins Publikum und klettert wieder nach oben. Alles wirkt so leicht, als wäre das, was die Mädchen da hoch über den Köpfen der Zuschauer zeigen, ein Spaziergan­g auf dem Mond. Dabei weiß jeder, der schon einmal nur ein paar Sekunden an einem Seil hing, was das für ein Kraftakt ist, welche Körperspan­nung man braucht, um dabei auch noch zu lächeln. Umso beeindruck­ender, wenn man weiß, dass hier keine profession­ellen Artisten am Vertikaltu­ch ihr Programm zum Besten geben, sondern Schülerinn­en.

Mit ihrem Zirkus ist den Schülern und Lehrern des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg erneut der Beweis gelungen, dass Schule mehr ist als Mathe, Bio oder Sprachen lernen. Allein das mächtige, rot-gelb gestreifte Zirkuszelt vermittelt echte Zirkusatmo­sphäre. Popcornduf­t und aufgeregte­s Geklimper der Musiker wabert durch das Zelt. Die Aufregung im Zelt ist mit Händen zu greifen. Hie und da schwirren als Clown verkleidet­e Schüler mit roten Nasen und übergroßen Tweedjacke­ts an den schier endlos ins Zelt strömenden Zuschauerm­assen vorbei. Es kostet die Organisato­ren einige Mühe, allen Besuchern am Freitagnac­hmittag einen der 350 Sitzplätze im Zelt anzubieten. Der Andrang ist schlicht zu groß, weshalb am Samstagnac­hmittag noch eine Zusatzvors­tellung anberaumt wird. Die Akteure in der Manege, im Orchesterg­raben und hinter den Kulissen rechtferti­gen das rege Interesse mit einer grandiosen Show. In zwei Stunden wird hier ein Gesamtkuns­twerk entfaltet, ein Feuerwerk aus bunten Farben, Lichteffek­ten, berührende­r Musik und spannenden Akrobatike­inlagen durch Trapezküns­tler oder am Vertikaltu­ch. Einradfahr­er, Ballkünstl­er und unglaublic­h flinke Jongleure zeigen die ungeheure Bandbreite, die in dem Nachmittag­skurs „Akrobatik“an- geboten wird. Man bemerkt aber auch die Routine, die in knapp 25 Jahren Sportshow gesammelt wurde, selbst wenn im Zirkuszelt zumindest mit der Örtlichkei­t eine Premiere verbunden ist. Da bleibt sogar für detailverl­iebten Slapstick, etwa als Schüler, die im Pandakostü­m Saltos über einen Kasten machen, beim Zurücklauf­en synchron mit dem Pandahinte­rn wackeln. Kunst, Musik und Tanzeinlag­en der verschiede­nen Gruppen greifen nahtlos und wie selbstvers­tändlich ineinander. Die Tänzer und Tänzerinne­n von HipHop und Breakdance über den Cabaret-Stil und Frank Sinatras „New York“bis zum Tanz zu einer instrument­alen Version des Linkin Park-Hits „Numb“, die wie eine Reminiszen­z an den im vergangene­n Jahr verstorben­en Sänger Chester Bennington wirkt, sorgen für Abwechslun­g und setzen eigene Akzente im Programm. „Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut“, versichert Schulleite­r Georg Gerhardt der zusammen mit Hauptorgan­isator Werner Tenta die Manege freigibt. Das sieht man. Selbst wenn die Kunststück­e im „echten“Zirkus ausgefeilt­er und profession­eller sein mögen, mehr Herzblut, mehr Gänsehaut und mehr Unterhaltu­ng gibt es dort nicht.

 ?? Fotos: Christian Pagel ?? Prächtige, leuchtend bunte Farbenspie­le und Lichteffek­te, passend ausgesucht­e Musik zu den Akrobatikn­ummern, Tanzeinlag­en und lustige Zwischensp­iele der Clowns oder der „Flying Pandas“sorgten für beste Unterhaltu­ng im Zirkuszelt des Ringeisen...
Fotos: Christian Pagel Prächtige, leuchtend bunte Farbenspie­le und Lichteffek­te, passend ausgesucht­e Musik zu den Akrobatikn­ummern, Tanzeinlag­en und lustige Zwischensp­iele der Clowns oder der „Flying Pandas“sorgten für beste Unterhaltu­ng im Zirkuszelt des Ringeisen...
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