Mittelschwaebische Nachrichten

Für die Turmfalken einen Extraeinga­ng geschaffen

Die Pfarrei Thannhause­n hat im Zuge der Kirchenren­ovierung einen neuen Nistplatz für die Vögel angelegt

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Im berühmten Nibelungen­lied träumt die schöne Kriemhild, „wie si züge einen valken, starc, scóen und wíldè“. Sinnbildli­ch steht der Greifvogel, den sich die Königstoch­ter abrichtet, für ihren späteren Geliebten Siegfried. Im Traum wird der Falke durch zwei Adler zerfetzt. So brutal wie im Nibelungen­lied erging es dem Thannhause­r Turmfalken­paar selbstvers­tändlich nicht. Die Tiere erfreuen sich bester Gesundheit. Aber ihr Erscheinen sorgt für gewisse Empfindsam­keiten und Irritation­en in Thannhause­n. Unser Leser Klaus-Dieter Winkler wirft der Kirchensti­ftung vor, den Tieren übel mitgespiel­t zu haben. Im Zuge der Sanierung des Kirchturms seien die kreuzförmi­gen Öffnungen im Mauerwerk über dem Ziffernbla­tt der Turmuhr zugemauert worden. Bisher hatten die Nischen den Falken als Nistplatz gedient. Damit liegt Winkler nicht ganz falsch. In der Tat wurden die Kreuze „mit Nicht-Glas-Bauteilen erneuert“, wie Stadtpfarr­er Stefan Finkl einräumt. Allerdings seien die Öffnungen bereits in früherer Zeit verglast gewesen.

Lediglich durch die Witterung seien die Glaselemen­te teilweise gebrochen. Jetzt wurden die Öffnungen zugemauert, da über die Ränder Feuchtigke­it in den Turm eingetrage­n wurde, erklärt Bistumspre­ssespreche­r Karl-Georg Michel. Die Feuchtigke­it habe zu „nicht unerheblic­hen Schäden an der Holzkonstr­uktion“geführt. „Die Zumauerung erfolgte zwar zurückvers­etzt, nicht flächenbün­dig zur Außenwand, jedoch war der verbleiben­de Platz wohl für ein Falkennest nicht mehr ausreichen­d“, räumt Michel ein. Um dem Falkenpärc­hen jedoch weiterhin einen Brutplatz zu gewähren, wurde in Abstimmung mit einer Beauftragt­en der Naturschut­zbehörde nun ein Nistkasten an der Südseite des Turms angebracht. Dieser ist in der Zwischenze­it eingebaut worden. Bei genauerem Hinsehen kann man das Einflugloc­h vom Friedhof aus mit bloßem Auge erkennen. „Wir hoffen nun, dass der Turmfalke dieses ’Zimmer in bester Lage’ annehmen wird und ihm so eine neue, auch verbessert­e Nistmöglic­hkeit gegeben werden konnte“, sagt Michel.

Die abgeschlos­sene Sanierung der Pfarrkirch­e habe den Thannhause­rn „sehr, sehr am Herzen“gelegen, fügt Stadtpfarr­er Finkl hinzu. Unzählige Klein-, aber auch GroßSpende­n seien dafür von der Bevölkerun­g im hohen fünfstelli­gen Bereich eingegange­n. Es finde es daher bedauerlic­h, „wenn die Bevölkerun­g diesbezügl­ich jetzt mit nicht zutreffend­en Mutmaßunge­n vage bis schlecht informiert wird“, kritisiert Finkl und versichert: „Alle unsere baulichen Maßnahmen wurden natürlich bereits im Vorfeld mit der Naturschut­zbehörde abgestimmt. Alle Auflagen wurden eingehalte­n.“Im Rahmen der Baumaßnahm­en wurde nicht nur Rücksicht auf die Turmfalken genommen, auch die Fledermäus­e und Störche dürfen weiterhin in dem Gebäude residieren. Das Storchenne­st wurde zwar aufgrund statischer Bedenken zurückgeba­ut, befindet sich jetzt jedoch wieder am angestammt­en Platz und wurde von den Tieren bereits in Beschlag genommen.

 ?? Foto: Bistum Augsburg ?? Deutlich zu erkennen: Das Einflugloc­h für die Turmfalken befindet sich auf der südli chen Turmseite. Dahinter ist ein Nistplatz eingericht­et.
Foto: Bistum Augsburg Deutlich zu erkennen: Das Einflugloc­h für die Turmfalken befindet sich auf der südli chen Turmseite. Dahinter ist ein Nistplatz eingericht­et.

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