Mittelschwaebische Nachrichten
Es gibt immer weniger Milchlieferanten
Die Entwicklung des Milchpreises bewegt die Landwirte beim Treffen der Milcherzeugergemeinschaft
Attenhausen In der Mitgliederversammlung der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Krumbach wurde wieder deutlich, dass die Zahl der Milchlieferanten im Einzugsgebiet von Gemeinden im Mindel-, Haselbis Günztal und weiteren Orten rückläufig ist. Weiter standen der Milchpreis und Themen zur gegenwärtigen Marktsituation im Mittelpunkt der Versammlung im Bürgerhaus in Attenhausen.
Waren es im Gründungsjahr 1995 noch 232 Mitglieder, so gehörten zum Jahresende 2017 nur noch 51 Milchlieferanten der MEG an. Von den 15,1 Millionen Kilogramm Milch verkaufte die MEG an die Karwendel-Werke 11,1 Millionen, an Müller-Milch 1,3 Millionen und an die Käserei Herzog in Schießen 2,7 Millionen Kilogramm Milch. Laut dem Vorsitzenden Adolf Seitz, der zahlreiche Mitglieder und Hofnachfolger und Vertreter der Karwendel-Werke willkommen hieß, hat sich die Milchmenge selbst im Vergleich zum vorangegangenen Jahr kaum verändert.
Alle zwei bis drei Monate finden beim größten Abnehmer Preisgespräche statt, aus denen für den Monat Februar 2018 ein Preis von 36,5 Cent, für den Monat März 35,5 Cent vereinbart wurde. Nicht gut sehe es in nächster Nachbarschaft in puncto Milch aus, denn es wurden von Molkereien ein Preis von 40 Cent be- zahlt, der aber binnen zwei Monaten auf 31 Cent absackte. Es könnte sogar eine neue Milchkrise nach der Insolvenz des Berliner Milchhändlers BMG, der über Nacht keine Milch von vielen Brandenburger Milchbauern mehr abnimmt, entstehen, befürchtet Seitz. Es sei deshalb von Vorteil, Verträge mit gesunden Molkereien zu haben, ist er überzeugt, denn das Verhältnis mit den drei Milchhändlern sei durchwegs gut.
Für gut befanden die Mitglieder auch den Rechenschaftsbericht über die Finanzen in der MEG durch die neue Kassiererin und Fachberaterin beim Bayerischen Bauernverband, Amelie von Seydlitz-Wolffskeel, sie stimmten der Entlastung durch Kassenprüfer Franz Unterholzner zu.
Mit einem imposanten Zahlenmaterial stellte dann Ernest Schäffer, Geschäftsführer/Rohstoffmanagement der Karwendel-Werke, das Unternehmen vor. 680 Milcherzeuger (Tendenz ebenso rückläufig) lieferten 2017 etwa 239 Millionen Kilogramm Milch an (täglich circa 650 000 Kilogramm) bei einem Rahmzukauf von 14 300 Tonnen. Rund 500 Mitarbeiter bewerkstelligen eine Vermarktungsmenge von 105000 Tonnen mit einem Exportanteil von 42 Prozent.
Schäffer betonte, der Handel habe klare Vorgaben zum Thema „ohne Gentechnik“umgesetzt, was im Milchbereich nun zum Standard geworden ist.
Deshalb betrug das Investitionsvolumen für Milchverarbeitung ohne Gentechnik in seinem Unternehmen durch Tanklagerumbau und eine neue getrennte Produktionsanlage circa 3,5 Millionen Euro. Karwendel verarbeite also nur gentechnikfreie Milch, bestätigte Schäffer, um den Ansprüchen der Abnehmerfirmen und letztlich der Verbraucher gerecht zu werden. Den Anwesenden empfahl er, Futtermittel immer schriftlich und mit Zusatz „gentechnikfrei“zu bestellen.
Bestandteil seines Vortrages waren auch die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag der jetzt regierenden Parteien, wie Glyphosatanwendung, staatliches Tierschutzlabel, bundeseinheitlich geregelter Gentechnikanbau, mehr Geld für Tier-, Natur- und Klimaschutzprogramme oder, dass bis 2030 20 Prozent der Fläche Bio sein müssen.
Er nannte auch die Kriterien für eine Weiterentwicklung des Tierwohls in der Milchviehhaltung. Die Haltungsberatung Rind umfasse Vorschläge zu praxisnahen Verbesserungen oder eine systematische Analyse von Stall und Tieren. Die Milchwirtschaft arbeite derzeit mit der Wissenschaft an einer Branchenlösung für ein „Nachhaltigkeitsmodul Milch“, mit der Absicht, „Klarheit für die Erzeuger“zu erhalten.
Nach starken Schwankungen sei der Preisverlauf bei Butter derzeit stabil, wogegen er bei Schnittkäse schwierig sei und bei Magermilchpulver „Chaos“herrsche. Als positive Marktentwicklung bezeichnete Schäffer: Butter und Fettpreise stützen weiterhin die Verwertung, Weltwirtschaft wächst wieder stärker, Ölpreise verbessert oder wachsende Importnachfrage aus China. Negativ wirke sich ein starker Euro, rückläufiger Verbrauch in der EU, steigende Eigenversorgung von Importländern in der EU, hohe Bestände an Magermilchpulver aus. Kontraproduktiv sei der Anspruch „null Prozent Pestizide, 100 Prozent Kontrolle, 100 Prozent Bio, 100 Prozent fairer Handel“und dann das Angebot der Supermärkte zu Schleuderpreisen. Eine Zukunftsprognose für die Milch hänge von vielen Faktoren ab und sei deshalb schwierig einzuschätzen, so Schäffers Fazit.