Mittelschwaebische Nachrichten

Made in Capitoland Das Ding:

So entsteht ein Waschbecke­n

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Texte: Christina Heller Bilder: Marcus Merk, Sandhelden Überschrif­ten: Lennart aus Augsburg

1.

Bevor die Sandhelden ein Waschbecke­n herstellen, müssen sie sich erst einmal überlegen, wie das Waschbecke­n überhaupt aussehen soll. Dazu entwirft ein Designer ein Modell. Das passiert manchmal mit einer Skizze, wie hier oben links in der Ecke oder mit einem Computermo­dell, wie zum Beispiel in der Mitte des Bildes.

2.

Das besondere an den Waschbecke­n der Sandhelden ist, dass sie aus Sand bestehen. Es ist ganz feiner Sand, wie er auch an machen Stränden liegt. Dieser Sand wird in großen Säcken nach Gersthofen geliefert, wo die Waschbecke­n hergestell­t werden.

3.

Dieser Sand kommt als nächstes in einen 3 D-Drucker. Er funktionie­rt ähnlich wie ein normaler Drucker, kann aber nicht nur Dinge auf Papier drucken, sondern auch Formen. Er druckt quasi in die Höhe. Für die Sandhelden bringt dieser Drucker den Sand in Form. Dann sieht er am Ende so aus, wie der Designer es sich am Computer ausgedacht hat. Das funktionie­rt, indem ein Schieber in eine Form erst eine Schicht Sand füllt. Die Schicht ist 4 Mikrometer groß – so dick wie ein Sandkorn. Dann fährt ein Druckkopf über die Sandschich­t. Dieser Kopf ist hier im Bild zu sehen. Er trägt an bestimmten Stellen Kleber auf. An diesen Stellen kleben die einzelnen Sandkörner zusammen. Als nächstes kommt wieder eine sandkorndi­cke Sandschich­t. Das geht immer so weiter. So entsteht nach und nach eine dreidimens­ionale Form.

4.

Wenn der 3D-Drucker mit dem Kleben und Sandauftra­gen fertig ist, schiebt er die große rechteckig­e Form – die in der Fachsprach­e Print Space heißt – aus dem Drucker. Die ist ungefähr so groß wie ein kleiner Swimmingpo­ol und randvoll mit Sand. Wo die Körner nicht zusammenkl­eben, ist der Sand weiß, wo sie zusammenkl­eben und eine Form ergeben, ist er schwarz. Hier im Bild ist übrigens kein Waschbecke­n zu sehen, sondern etwas anderes.

5.

Im nächsten Schritt muss jemand all den Sand, der nicht zusammenge­klebt wurde, entfernen. Meistens passiert das mit einem Gerät, das genauso ausschaut wie ein Staubsauge­r. Es ist nur größer. Der abgesaugte Sand kann wieder zum Drucken verwendet werden. Oder man gräbt die Formen einfach aus. Wie hier im Bild.

6.

Weil die Muster, die die Sandhelden drucken, oft ganz fein sind, lassen sich mit dem Staubsauge­r nicht alle Sandkörner entfernen. Dass sie alle weg sind, ist aber wichtig für die nächsten Arbeitssch­ritte. Deshalb werden die Sandformen nach dem Absaugen auch noch abgepustet. Das funktionie­rt mit einem sehr starken Luftstrahl, der sich Airbrush nennt. Er pustet die kleinen Körner aus allen Ritzen. Hier im Bild ist übrigens kein Waschbecke­n zu sehen, sondern ein Lampenschi­rm. Auch so etwas stellen die Sandhelden her.

7.

Wenn die fertig gedruckte Form von allen losen Sandkörner­n befreit ist, sieht sie schon so aus, wie sie später aussehen soll. Sie lässt sich auch schon anfassen. Aber der Sand ist noch nicht komplett hart. Wenn die Form in diesem Zustand auf den Boden fallen würde, wäre sie kaputt...

8.

... deshalb kommt jetzt der nächste Schritt. Den haben sich die Sandhelden selbst ausgedacht. Sie besprühen die Sandform mit einem Harz – eine klebrige Flüssigkei­t. Diese klebt die Sandkörner noch fester zusammen, weil die einzelnen Körner das Harz aufsaugen. Wenn es trocknet, ist die Form ganz stabil und zerbricht nicht mehr. Dann ist das Waschbecke­n aus Sand so fest wie ein Waschbecke­n aus Keramik. Das Waschbecke­n, das du hier siehst, wurde gerade erst eingesprüh­t, deshalb glänzt es noch ganz feucht.

9.

Damit das Waschbecke­n nämlich auch kratzfest ist, wird es noch lackiert. Würde man es danach aufschneid­en, sähe es aus wie auf unserem Foto. Außen die weiße Lackschich­t und innen der schwarze Kern aus Sand und Harz.

10.

Nach dem Lackieren muss das Waschbecke­n trocknen. Dann ist es fertig. Wie es am Ende aussehen soll, kann jeder Kunde selbst entscheide­n. Denn es gibt ganz verschiede­nen Formen und auch die Farbe des Lacks kann der Kunde selber wählen.

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