Mittelschwaebische Nachrichten
Auf dem Schloss ist der Storch König
Das Storchenprogramm des Landkreises trägt jetzt auch in Krumbach Früchte
Krumbach/Landkreis Aktuell verzeichnet Krumbach neue „Ehrenbürger“. Erstmals nisteten sich auf dem Kamin des Krumbacher Schlosses Störche ein. Störche auf dem Schloss? Viele Krumbacher hat dies überrascht. Dabei ist der Standort des Nestbaus inmitten einer Stadt durchaus nichts Ungewöhnliches, wie Ottmar Frimmel, der Naturschutzbeauftragte des Landkreises, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Vor knapp zwei Jahren bauten auch in Günzburg Störche ein Nest in der Fußgängerzone. Die „Ernährungslage“ist für den Storch entscheidend bei der Wahl seiner Niststandorte. Offensichtlich sei die Auenwiese im Süden Krumbachs für den Storch von Vorteil.
Der Nestbau auf dem Kamin des Krumbacher Schlosses ist offenbar nicht weiter problematisch. Im Gegenteil: Dr. Heinrich Lindenmayr, Direktor der Fachakademie freut sich über die Veränderung: „Es sind schon viele Störche über Krumbach geflogen, doch hat sich noch keiner auf das Schloss getraut.“
Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 16. Jahrhundert verfügt seit Jahrzehnten über eine Elektroheizung, deswegen gebe es mit den Störchen auf dem Kamin keine Probleme.
Die Aussage von Ottmar Frimmel, dass der Storch eine Tierart sei, die bei den Menschen „ankommt und zum Landkreis gehört“, zeigt sowohl den hohen Beliebtheitsgrad des Storches in der Bevölkerung als auch seine Bedeutung in unserem Landkreis Günzburg. Neben dem Frosch und dem Biber gehört auch der Storch als Mona Mindel zu den Landkreismaskottchen.
Der Storch steht in der Nahrungskette ganz oben. Durch den Schutz des Storchen kann somit vielen anderen Tierarten geholfen werden.
Dieser wichtige Schutzzyklus wird im Landkreis mithilfe des nun verlängerten Storchenprogrammes gewährleistet. Die vom Landkreis zur Verfügung gestellten Gelder werden auf eine vielfältige Weise eingesetzt und zahlen sich aus. Gab es in den 90er-Jahren kein einziges Brutpaar im Landkreis, werden aktuell 21 Brutpaare gezählt.
Allerdings tauchen nun neue Probleme auf. Durch Gewerbegebiete werde der Freiraum für die Tierart enger, erläutert Frimmel. Infolge der Klimaveränderungen wird auch das Zuggeschehen der Vögel beein- flusst. Viele Vögel kehren bereits sehr früh, oft schon Anfang März zurück. Und sie bleiben wesentlich länger als früher. Auch verkürzen manche Störche ihre Wegstrecke und reisen überhaupt nicht nach Afrika.
Frimmel berichtet, dass „Heimkehrer“aus Afrika mit Blick auf die Nahrungslage durchaus Nachteile hätten. Die Daheimgebliebenen könnten gewissermaßen aus dem Vollen schöpfen, bevor die Rückkehrer wieder in der Region eintreffen. Dabei spielt der Klimawandel nicht nur für den Storch eine wesentliche Rolle.
Verschiedene Tierarten wie zum Beispiel Schmetterlinge würden laut Ottmar Frimmel in unsere Heimat regelrecht einwandern. Durch einen rechtzeitigen Vogelschutz könne auf die klimabedingten Veränderungen angemessen reagiert werden. Wie viele Krumbacher begrüßt natürlich auch Bürgermeister Hubert Fischer den „Einwohnerzuwachs“. Störche seien ja schon des Öfteren über Krumbach beobachtet worden.
Es sei schön, dass sie nun endlich sesshaft geworden seien. Hubert Fischer hofft, dass die Störche lange in Krumbach bleiben. Die Störche und die Krumbacher: Es könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein.