Mittelschwaebische Nachrichten

Auf dem Schloss ist der Storch König

Das Storchenpr­ogramm des Landkreise­s trägt jetzt auch in Krumbach Früchte

- VON REBECCA MAYER

Krumbach/Landkreis Aktuell verzeichne­t Krumbach neue „Ehrenbürge­r“. Erstmals nisteten sich auf dem Kamin des Krumbacher Schlosses Störche ein. Störche auf dem Schloss? Viele Krumbacher hat dies überrascht. Dabei ist der Standort des Nestbaus inmitten einer Stadt durchaus nichts Ungewöhnli­ches, wie Ottmar Frimmel, der Naturschut­zbeauftrag­te des Landkreise­s, im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. Vor knapp zwei Jahren bauten auch in Günzburg Störche ein Nest in der Fußgängerz­one. Die „Ernährungs­lage“ist für den Storch entscheide­nd bei der Wahl seiner Niststando­rte. Offensicht­lich sei die Auenwiese im Süden Krumbachs für den Storch von Vorteil.

Der Nestbau auf dem Kamin des Krumbacher Schlosses ist offenbar nicht weiter problemati­sch. Im Gegenteil: Dr. Heinrich Lindenmayr, Direktor der Fachakadem­ie freut sich über die Veränderun­g: „Es sind schon viele Störche über Krumbach geflogen, doch hat sich noch keiner auf das Schloss getraut.“

Das denkmalges­chützte Gebäude aus dem 16. Jahrhunder­t verfügt seit Jahrzehnte­n über eine Elektrohei­zung, deswegen gebe es mit den Störchen auf dem Kamin keine Probleme.

Die Aussage von Ottmar Frimmel, dass der Storch eine Tierart sei, die bei den Menschen „ankommt und zum Landkreis gehört“, zeigt sowohl den hohen Beliebthei­tsgrad des Storches in der Bevölkerun­g als auch seine Bedeutung in unserem Landkreis Günzburg. Neben dem Frosch und dem Biber gehört auch der Storch als Mona Mindel zu den Landkreism­askottchen.

Der Storch steht in der Nahrungske­tte ganz oben. Durch den Schutz des Storchen kann somit vielen anderen Tierarten geholfen werden.

Dieser wichtige Schutzzykl­us wird im Landkreis mithilfe des nun verlängert­en Storchenpr­ogrammes gewährleis­tet. Die vom Landkreis zur Verfügung gestellten Gelder werden auf eine vielfältig­e Weise eingesetzt und zahlen sich aus. Gab es in den 90er-Jahren kein einziges Brutpaar im Landkreis, werden aktuell 21 Brutpaare gezählt.

Allerdings tauchen nun neue Probleme auf. Durch Gewerbegeb­iete werde der Freiraum für die Tierart enger, erläutert Frimmel. Infolge der Klimaverän­derungen wird auch das Zuggescheh­en der Vögel beein- flusst. Viele Vögel kehren bereits sehr früh, oft schon Anfang März zurück. Und sie bleiben wesentlich länger als früher. Auch verkürzen manche Störche ihre Wegstrecke und reisen überhaupt nicht nach Afrika.

Frimmel berichtet, dass „Heimkehrer“aus Afrika mit Blick auf die Nahrungsla­ge durchaus Nachteile hätten. Die Daheimgebl­iebenen könnten gewisserma­ßen aus dem Vollen schöpfen, bevor die Rückkehrer wieder in der Region eintreffen. Dabei spielt der Klimawande­l nicht nur für den Storch eine wesentlich­e Rolle.

Verschiede­ne Tierarten wie zum Beispiel Schmetterl­inge würden laut Ottmar Frimmel in unsere Heimat regelrecht einwandern. Durch einen rechtzeiti­gen Vogelschut­z könne auf die klimabedin­gten Veränderun­gen angemessen reagiert werden. Wie viele Krumbacher begrüßt natürlich auch Bürgermeis­ter Hubert Fischer den „Einwohnerz­uwachs“. Störche seien ja schon des Öfteren über Krumbach beobachtet worden.

Es sei schön, dass sie nun endlich sesshaft geworden seien. Hubert Fischer hofft, dass die Störche lange in Krumbach bleiben. Die Störche und die Krumbacher: Es könnte der Beginn einer wunderbare­n Freundscha­ft sein.

 ?? Foto: Rebecca Mayer ?? Stadtgespr­äch in Krumbach: Der Storch auf dem Schloss. Das neue Storchenne­st nimmt bereits Konturen an.
Foto: Rebecca Mayer Stadtgespr­äch in Krumbach: Der Storch auf dem Schloss. Das neue Storchenne­st nimmt bereits Konturen an.

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